Etwas höhere Dividende

E.ON-Aktie letztendlich im Minus: E.ON verbessert bereinigten Konzerngewinn 2021 deutlich - Distanz zu GAZPROM

16.03.22 17:55 Uhr

E.ON-Aktie letztendlich im Minus: E.ON verbessert bereinigten Konzerngewinn 2021 deutlich - Distanz zu GAZPROM | finanzen.net

Der Energieversorger E.ON hat 2021 operativ mehr verdient und den bereinigten Gewinn deutlich gesteigert.

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Der Konzern profitierte dabei von einem guten Ergebnis im Kundenlösungsgeschäft, u.a aufgrund der erfolgreichen Umstrukturierung im Geschäft in Großbritannien. Auch das Nicht-Kerngeschäft trug zum Ergebnis dank einer höheren Auslastung der Kraftwerke und der gestiegenen Energiepreise bei. An die Aktionäre soll, wie bereits im November auf dem Kapitalmarkttag angekündigt, eine Dividende von 0,49 Euro ausgeschüttet werden, 2 Cent mehr als im Vorjahr.

Das bereinigte EBITDA stieg laut Mitteilung im Gesamtjahr um 1 Milliarde auf 7,9 Milliarden Euro. Der bereinigte Jahresüberschuss lag bei 2,5 Milliarden Euro, ein Anstieg um 53 Prozent. Analysten hatten mit einem bereinigten EBITDA von 7,762 Milliarden Euro gerechnet und einem bereinigten Nettogewinn von 2,354 Milliarden Euro.

Die wirtschaftliche Nettoverschuldung sank den weiteren Angaben zufolge gegenüber dem Vorjahr um rund 2 Milliarden Euro auf 38,8 Milliarden Euro. Als Grund führt der Konzern den Rückgang von Pensionsrückstellungen an. Der Verschuldungsfaktor sank auf 4,9 Prozent, womit das angepeilte Ziel 2021 eines Verschuldungsfaktors von 4,8 bis 5,2 erreicht wurde.

Für 2022 erwartet die E.ON SE einen bereinigten Konzernüberschuss zwischen 2,3 und 2,5 Milliarden Euro, was einem Gewinn je Aktie von 0,88 bis 0,96 Euro entsprechen würde. Das EBITDA soll zwischen 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro liegen. Nicht enthalten in der Prognose sind laut Mitteilung Maßnahmen zur Portfoliooptimierung. E.ON hatte im November 2021 angekündigt, Veräußerungen im Wert von 2 bis 4 Milliarden Euro durchzuführen. Das Ziel, die Dividende bis 2026 jährlich um bis zu 5 Prozent zu erhöhten, wurde bestätigt.

Atomkraft-Laufzeitverlängerung für E.ON weiter kein Thema

Die von der Politik zuletzt wiederholt ins Spiel gebrachte Laufzeitverlängerung der drei verbliebenen Atomkraftwerke ist für den Energiekonzern E.ON weiter kein Thema. Die Bundesregierung habe nach einer vernünftigen Diskussion beschlossen, dass sie darauf nicht zurückkommen wolle, sagte E.ON-Vorstandschef Leonhard Birnbaum am Mittwoch in Essen. "Damit ist die Sache für uns erledigt."

Die E.ON-Tochter Preussenelektra betreibt eines der drei letzten deutschen Atomkraftwerke. Sie sollen zum Jahresende endgültig vom Netz gehen. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte sich am Dienstag dafür ausgesprochen, zu prüfen, ob aus Klimaschutzgründen ein Weiterbetrieb der Kernkraftwerke bis 2029 möglich wäre. Jüngst hatte auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) angesichts der drohenden Energiekrise eine Verlängerung der Laufzeiten für Kohle- und Atomkraftwerke nicht ausgeschlossen.

Der Energiekonzern RWE, der ebenfalls noch ein Kraftwerk betreibt, hatte sich am Dienstag ähnlich wie E.ON geäußert. "Die Option, Kernkraftwerke länger laufen zu lassen, hat die Bundesregierung vom Tisch genommen", sagte RWE-Chef Markus Krebber. "Für einen sinnvollen verlängerten Betrieb von Kernkraftwerken schätzen auch wir die Hürden als zu hoch ein."

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hatte Ende Februar gesagt: "Für den Winter 2022/23 würde uns die Atomkraft nicht helfen." Die Vorbereitungen für die anstehenden Abschaltungen seien so weit fortgeschritten, dass die AKW "nur unter höchsten Sicherheitsbedenken und möglicherweise mit noch nicht gesicherten Brennstoffzulieferungen" weiter betrieben werden könnten. "Und das wollen wir sicher nicht."

E.ON rechnet mit höheren Preisen für Strom und Gas

Deutschlands größter Energieversorger E.ON rechnet mit höheren Preisen für Strom und Gas. "Beschaffungspreise für Strom und Gas sind seit Längerem extrem hoch", sagte E.ON-Vorstandschef Leonhard Birnbaum am Mittwoch in Essen. "Wenn wir dauerhaft ein deutlich höheres Niveau als in der Vergangenheit sehen, dann wird das irgendwann auch auf die Kunden durchschlagen müssen. Es ist völlig unmöglich, die Kunden davor zu schützen." Die Belastung müsse aber in einem vertretbaren Rahmen geschehen. Birnbaum sprach sich in diesem Zusammenhang für eine Senkung von Steuern und Abgaben vor allem auf Strom, aber auch auf Gas aus. Die zum 1. Juli beschlossene Aussetzung der EEG-Umlage werde E.ON "selbstverständlich" umsetzen.

Wie hoch die Erhöhung ausfallen wird, könne man noch nicht sagen. Birnbaum betonte, dass E.ON aufgrund einer vorausschauenden Absicherung bei der Beschaffung die Erhöhungen nur schrittweise mit der Zeit weitergeben müsse.

E.ON beliefert in Deutschland rund 14 Millionen Privat- und Geschäftskunden mit Strom und Gas. Im übrigen Europa zählt der Konzern weitere rund 36 Millionen Kunden.

E.ON geht auf Distanz zum russischen Partner GAZPROM

Der Energiekonzern E.ON geht auf Distanz zu seinem langjährigen russischen Gas-Partner GAZPROM und warnt vor Abschreibungen auf seinen milliardenschweren Anteil an der Pipeline Nord Stream 1.

Wegen des Kriegs in der Ukraine habe E.ON den Einkauf neuer Erdgasmengen bei GAZPROM gestoppt, sagte Konzernchef Leonhard Birnbaum am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. Deutschland müsse langfristig seine Energieabhängigkeit von Russland beenden. "Daran führt kein Weg vorbei." Kurzfristig könne Deutschland aber nicht auf russisches Gas verzichten. Deshalb sei es gut, dass die Bundesregierung Rufen standhalte, Gasimporte aus Russland kurzfristig zu stoppen, kommentierte Birnbaum. "Denn das würde Deutschland und Europa schwer treffen."

Der frühere E.ON-Konzern und seine Vorgängergesellschaften wie E.ON Ruhrgas hatten über Jahrzehnte enge Beziehungen zu Russland. Für E.ON gehöre der russische Markt zwar nicht mehr zu den Zielregionen, erläuterte Birnbaum. "Aber klar ist: Sollte es über einen mehr oder weniger langen Zeitraum zu einer physischen Verknappung der Energieimporte kommen, wird dies auch für uns Folgen haben." Die derzeitige Gemengelage mache die Geschäfte nicht einfacher.

An seiner Beteiligung an der Ostsee-Gaspipeline Nord Stream 1 hält E.ON fest, auch wenn es hier laut Geschäftsbericht ein Bewertungsrisiko gibt. Das Paket von 15,5 Prozent liegt beim E.ON Pensionsfonds und steht mit einem Wert von 1,2 Milliarden Euro in den Büchern. "Eine Veräußerung, ein Ausstieg, ist im Moment überhaupt nicht möglich. Das Asset ist im Moment nicht verkäuflich. Es gibt keinen Markt dafür", erläuterte Birnbaum. "Wem würde geholfen, wenn wir das Asset dem russischen Mehrheitsaktionär überschreiben würden?" Durch die Doppelröhre von GAZPROM strömt seit über zehn Jahren Gas. Nach dem vorläufigen Aus der neuen, eigentlich fertig gebauten Schwester-Pipeline Nord Stream 2 könnte auch Nord Stream 1 Ungemach durch Sanktionen des Westens gegen Russland drohen. Russlands Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak hat bereits mit einem Stopp der Erdgasversorgung über diese Pipeline gedroht.

Im laufenden Jahr erwartet E.ON wegen des Ausstiegs aus der Atomenergie einen Rückgang beim operativen Ergebnis. Ende 2022 soll im Zuge der Energiewende das letzte Atomkraftwerk in Deutschland stillgelegt werden. Im vergangenen Jahr waren die Meiler besonders hoch ausgelastet, profitierten von den gestiegenen Strompreisen und erzielten einen operativen Gewinn von 1,6 Milliarden Euro. Nächstes Jahr wird E.ON ohne AKW-Beiträge auskommen müssen. Deshalb rechnet der Konzern mit einem Rückgang des bereinigten Ebitda auf 7,6 bis 7,8 Milliarden Euro, nachdem es 2021 um eine Milliarde Euro auf 7,9 Milliarden Euro geklettert war.

Deckel auf E.ON-Aktie bleibt

Ein überraschend hoher Jahresüberschuss des Energiekonzerns hat der Aktie von E.ON am Mittwoch nur kurzfristig kräftig Auftrieb gegeben. Rasch bröckelten die Gewinne im deutlich steigenden DAX ab. Analysten verwiesen vor allem auf Sorgen und eine hohe Nervosität der Anleger angesichts des Kriegs in der Ukraine und etwaiger Russland-Engagements des Unternehmens. Charttechnik-Experten verwiesen zudem auf Hindernisse.

Zuletzt verlor das E.ON-Papier via XETRA um 0,76 Prozent auf 10,76 Euro, nachdem es am Morgen noch bis auf 11,20 Euro hochgesprungen war und dabei kurz die 200-Tage-Linie bei aktuell 11,06 Euro übersprungen hatte. Sie signalisiert den längerfristigen Trend und begrenzt die Kursentwicklung nach oben nun wieder wie ein Deckel. Aber selbst wenn E.ON es schafft, diesen Widerstand erneut zu überwinden: bei knapp unter 11,30 Euro wartet bereits der nächste in Form der kurzfristigen 21-Tage-Trendlinie.

Die Analysten von Bernstein, Jefferies, JPMorgan und RBC lobten im Zahlenwerk für 2021 unisono vor allem den Überschuss des Essener Konzerns. Er habe besonders deutlich über den Erwartungen am Markt gelegen, hieß es. Dabei wies neben der Bernstein-Expertin auch Analyst Vincent Ayral von JPMorgan allerdings darauf hin, dass die robusten Zahlen von einer starken Geschäftsentwicklung in den nicht zum Kerngeschäft gehörenden Aktivitäten gestützt worden seien. Diese hätten von einer soliden Verfügbarkeit der Kernenergie und der dortigen Preisentwicklung profitiert.

RBC-Experte John Musk nannte zudem nicht nur E.ONs vorgelegte Zahlen "ermutigend". Auch die Prognosen des Managements für 2022 seien es, schrieb er und sieht für sie moderate Aufwärtschancen im Vergleich zu den Markterwartungen. Dabei verwies Musk darauf, dass Investoren zuletzt befürchtet hatten, die hohen Rohstoffpreise könnten auf die Marge im Privatkundengeschäft drücken. Vincent

JPMorgan-Experte Ayral merkte indes kritisch an, dass in den Prognosen die Auswirkungen von Veräußerungen nicht berücksichtigt seien. "Das könnte letztlich einen gewissen Abwärtsdruck auf die Marktschätzungen für den kurzfristigen Ausblick bedeuten."

E.ON stellt für 2022 ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen zwischen 7,6 und 7,8 Milliarden Euro in Aussicht. Das wären selbst im besten Fall 100 Millionen weniger als 2021. Analysten hatten im Durchschnitt etwa das untere Ende der Spanne auf dem Zettel. Ausgeklammert sind bei der Prognose mögliche Zu- und Verkäufe. So will E.ON nun strategische Optionen für sein Fernwärmegeschäft in Norrköping und Örebro in Schweden prüfen. Dazu zählt auch ein möglicher Verkauf.

Zur Telefonkonferenz nahmen die Analysten ebenfalls Stellung. Ayral von JPMorgan erwartete vor allem Fragen und Aussagen rund um die Russland-Ukraine-Krise. E.ON habe zwar mitgeteilt, keine langfristigen Lieferverträge für russisches Gas zu haben und am Markt einzukaufen, doch für Investoren sei es wichtig, so gut wie möglich etwaige Risiken bei den Lieferaktivitäten zu bewerten.

FRANKFURT (Dow Jones/dpa-AFX/Reuters)

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