ProSiebenSat.1 kommt mit leichter Delle durch die Corona-Krise - Aktie sehr gefragt
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 ist besser durch das Corona-Krisenjahr gekommen als gedacht.
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"Wir sind mit unserer Entwicklung im vierten Quartal sehr zufrieden", sagte Vorstandsprecher Rainer Beaujean am Donnerstagabend laut Mitteilung. "Es freut uns, dass wir das für alle schwierige Corona-Jahr 2020 somit versöhnlich abschließen konnten." Der Manager betonte aber auch, dass der erneute Corona-Lockdown vor allem das Werbegeschäft im ersten Quartal belasten werde. Doch schon im zweiten Quartal sollte sich insbesondere das Entertainment-Segment im Jahresvergleich verbessern.
Der Umsatz sank 2020 leicht auf 4,04 Milliarden Euro, wie der MDAX-Konzern auf Basis vorläufiger Zahlen in Unterföhring bei München mitteilte. Bereinigt um Sondereffekte blieben davon vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereingites Ebitda) rund 700 Millionen Euro hängen. Das ist rund ein Fünftel weniger als im Vorjahr. Beide Werte lagen über der konzerneigenen Prognose. So hatte der Vorstand im Herbst einen Umsatz von bis zu 3,95 Milliarden sowie ein operatives Ergebnis von bestenfalls 650 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Schon im dritten Quartal hatte der Konzern von der Rückkehr seiner Werbekunden profitiert.
Während des Corona-Crashs im vergangenen Frühjahr war der Kurs noch bis auf fast 6 Euro eingebrochen. Die Kennziffern des Konzerns seien erheblich besser als erwartet ausgefallen, schrieb Analyst Daniel Kerven von der Bank JPMorgan in einem ersten Kommentar. Der Experte erhöhte seine Gewinnprognosen für 2020 und 2021 und sieht die Aktie weiter als "Key Pick".
Experte Christophe Cherblanc von der französischen Bank Societe Generale betonte, der Konzern bleibe weiter seine Lieblings-TV-Aktie, denn das Online-Portfolio wachse stark. Hinzu komme Übernahmefantasie.
So war erst am Donnerstag bekannt geworden, dass der italienische Konzern Mediaset seine Beteiligung an ProSiebenSat.1 aufgestockt hat. Insgesamt kommt Mediaset über die Mediaset Espana nun auf eine direkte Beteiligung von 13,18 Prozent am Münchener Konzern.
In den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Spekulationen über eine Anteilsaufstockung gegeben. Die These dabei ist, dass Mediaset gemeinsam mit der deutschen TV-Sendergruppe eine europaweite Fernseh- und Medienallianz schaffen will. So hatte Mediaset-Chef Pier Silvio Berlusconi, der Sohn des Politikers, beim Einstieg im Jahr 2019 von "vereinten Kräften europäischer Medienunternehmen" gesprochen, die im "schnellen Globalisierungsprozess, der das internationale Umfeld bestimmt" erforderlich seien.
So reagiert die Aktie von ProSiebenSat.1
Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 zieht immer stärker das Interesse der Anleger auf sich. Nachdem bereits in der vergangenen Woche der fast vollständige Ausstieg des Finanzinvestors Kohlberg Kravis Roberts (KKR) den Weg für wieder aufflammende Übernahmespekulationen geebnet hatte, sorgten nun an diesem Freitag überraschend gute Geschäftszahlen für frischen Schub.
Die Aktien von ProSiebenSat.1 erreichten im Handelsverlauf den höchsten Stand seit Juni 2019 und gewannen zuletzt im MDAX 3,67 Prozent auf 14,27 Euro.
ProSiebenSat.1 hat das Corona-Krisenjahr besser überstanden als gedacht. "Die Werbekunden kommen zurück, was sich im traditionell wichtigen Schlussquartal gezeigt hat", schrieben die Autoren des Börsenbriefs "Bernecker-Daily".
Auch Analysten zeigten sich erfreut und erhöhten teilweise ihre Kursziele. Das Werbegeschäft sei der "Star der Show" gewesen, betonte etwa der Experte Julien Roch von der britischen Investmentbank Barclays. Aber auch alle anderen Sparten hätten positiv überrascht. Auf Konzernebene haben Roch zufolge Umsatz und operatives Ergebnis die durchschnittlichen Markterwartungen übertroffen.
Der Experte Armin Kremser von der DZ Bank bleibt ebenso zuversichtlich. Auch wenn das laufende erste Quartal durch hohe Vergleichswerte aus dem ersten Jahresviertel und den laufenden Lockdown belastet sein werde, sehe er Potenzial für positive Prognoseanpassungen. Und Analyst Christophe Cherblanc von der französischen Bank Societe Generale betonte, ProSiebenSat.1 bleibe weiter seine Lieblings-TV-Aktie, denn das Online-Portfolio wachse stark. Hinzu komme die Übernahmefantasie.
Erst am Donnerstag war bekannt geworden, dass der italienische Konzern Mediaset seine Beteiligung an ProSiebenSat.1 aufgestockt hat. Am Markt wird bereits seit einiger Zeit gespielt, dass Mediaset gemeinsam mit der deutschen TV-Sendergruppe eine europaweite Fernseh- und Medienallianz schaffen will.
Im Mai vergangenen Jahres hatte noch KKR für einen Paukenschlag gesorgt, als der Investor einen Anteil von gut fünf Prozent an ProSieben aufgebaut hatte. Die darauf folgende Rally half, die coronabedingte Kursscharte bereits Ende Mai auszuwetzen. Inzwischen aber hat KKR offensichtlich wieder das Interesse an dem Medienkonzern verloren.
Im Sommer und im Herbst nahm der Schwung dann auch wieder ab, bevor Anfang November gute Geschäftszahlen den Aktien für einen Aufwärtsschub sorgten. Die Anleger reagierten begeistert auf die Nachricht, dass ProSiebenSat.1 im dritten Quartal zu schwarzen Zahlen zurückgekehrt war. Dennoch ist das Rekordhoch von knapp 51 Euro von Ende 2015 noch in weiter Ferne.
Aus charttechnischer Sicht hat sich das Bild gleichwohl jüngst aufgehellt. Bereits am Vortag stieg der Kurs wieder über die 21-Tage-Durchschnittslinie, die den kurzfristigen Trend beschreibt. Mittel- und vor allem langfristig werden die Papiere bereits spätestens seit dem Kurssprung Anfang November von der 50- und der 200-Tage-Linie gestützt.
/ngu/mis/jha/
UNTERFÖHRING (dpa-AFX)
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