Fresenius lotet anscheinend eigene Zerschlagung aus - Aktie legt klar zu
Die schwache Bewertung der Fresenius-Aktie an der Börse bringt Konzernchef Stephan Sturm zunehmend unter Druck.
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Nach Kritik vom Kapitalmarkt macht sich laut einem Pressebericht nun auch die Großaktionärin für eine mögliche Aufspaltung des Gesundheits- und Medizinkonzerns stark. Die Else Kröner-Fresenius Stiftung und Sturm sollen sich auf den Beginn der "Operation Abspaltung" geeinigt haben, sollte das erst kürzlich eingeleitete Restrukturierungs- und Effizienzprogramm keine nachhaltige Wirkung auf die Bewertung des Konzerns an der Börse haben. Das berichtete das "Manager Magazin" in seiner jüngsten Ausgabe.
Ins Visier für einen Verkauf könnte demnach die Dialysetochter FMC (Fresenius Medical Care) rücken. Dagegen mahne die Großaktionärin den Fokus auf den Ausbau der Geschäfte bei der auf Nachahmermedikamente und klinische Ernährung spezialisierten Tochter Kabi an, heißt es in dem Bericht weiter. Ein Konzernsprecher wollte dies nicht kommentieren.
An der Börse sorgten die Spekulationen jedoch für frischen Wind. Die Fresenius-Aktie sprang auf den Bericht an und legte zuletzt um 3 Prozent auf 45,77 Euro zu. Bei 46,38 Euro erreichte sie zudem den höchsten Kurs seit Juli 2020. Ein Händler sagte, dass das Thema Aufspaltung bei Fresenius "von der Grundidee her nicht wirklich neu sei und der Artikel außerdem wenig Konkretes liefere. "Dennoch beflügelt die Fantasie, dass eine Zerteilung nun bald bevorstehen könnte."
Seit Jahresbeginn hat das Papier zwar gut ein Fünftel gewonnen, doch der extrem schwache Lauf in den vergangenen drei Jahren mit mehr als 30 Prozent Kursverlust hatte bereits für viel Kritik von Investoren gesorgt. Nach der geplatzten Übernahme des US-Generikaherstellers Akorn 2018 und mehreren Gewinnwarnungen in den Folgejahren sieht sich Sturm nunmehr schon seit Monaten Forderungen nach einer Aufspaltung des Konzerns gegenüber.
Bislang hat sich der frühere Investmentbanker, der den Konzern seit 2016 leitet, zumindest offiziell vehement gegen einen solchen Schritt verwehrt. Zwar kündigte Fresenius im Frühjahr neben Maßnahmen zur Effizienzsteigerung auch an, sein umfangreiches Konzernportfolio auf den Prüfstand zu stellen. Zur Präsentation der Jahreszahlen für 2020 im Februar zeigte sich Sturm aber entschlossen, alles dafür zu tun, um die vier Konzernteile mit der Klinikgesellschaft Helios, FMC, der Infusionstochter Kabi und der Projektgesellschaft Vamed weiter unter einem Dach zu halten.
Gleichzeitig hatte er aber auch gesagt, womöglich andere Optionen ausloten zu müssen, sollten die von Fresenius eingeleiteten Verbesserungsmaßnahmen nicht am Kapitalmarkt "die Wertschätzung erhalten, die wir verdienen".
Auf der bevorstehenden Hauptversammlung an diesem Freitag dürfte der Fresenius-Chef diese Linie erneut verteidigen: Fresenius überprüfe seine Struktur laufend, heißt es in der im Internet vorab verbreiteten Rede Sturms. Dies sei ein "ganz normaler Prozess, bei dem es "keine Tabus und Denkverbote" gebe. Sollte Fresenius jedoch zu der Überzeugung kommen, strukturelle Veränderungen seien nötig und brächten schneller zum Ziel, dann würden die Optionen sehr gründlich bewertet. "Zumindest bis auf weiteres halte ich aber unsere aktuelle Struktur für die richtige", so Sturm "Mit ihr sind wir gut aufgestellt für die Aufgaben, die vor uns liegen."
Laut "Manager Magazin" berechnen die Anteilseigner und das Management von Fresenius indes bereits seit geraumer Zeit, ob die Einzelteile wertvoller sein könnten als der Gesundheitskonzern als Ganzes. Bei der Bilanzpräsentation im Februartag habe Sturm verschwiegen, dass bereits seit Monaten zwischen Stiftung, Aufsichtsrat und Vorstand nachdrücklich Argumente zum Thema Aufspaltung ausgetauscht würden.
Dabei mutmaßen die Autoren des Berichts weiter, dass bei den Planspielen um die Zukunft des Konzerns angesichts hoher Verschuldung und sinkender Erträge womöglich die Trennung von FMC im Fokus stehen könnte: "Am schnellsten bekäme Sturm die Manövrierfähigkeit mit dem Verkauf der ebenfalls im DAX gelisteten Fresenius Medical Care (FMC) zurück", heißt es dort.
Die Idee sei zwar alles andere als neu. Nachdem FMC in den vergangenen drei Jahren aber bereits zweimal seine Ertragsprognosen "pulverisiert" habe, habe aber die Fresenius-Spitze diesmal allen Grund, ernsthaft über eine Trennung nachzudenken. Konkrete Belege liefert der Bericht hierfür allerdings nicht. Der Anteil der Bad Homburger an FMC beträgt aktuell rund gut 32 Prozent und käme auf einen Wert von rund sechs Milliarden Euro.
Den Spekulationen um das zukünftige Aussehen des Konzerns hatte zuletzt auch eine Personalie neue Nahrung gegeben: Mit dem früheren Siemens- und E.ON-Manager Michael Sen steht nun seit Mitte April ein Mann mit ausgewiesener Erfahrung im Abspalten von Unternehmensteilen an der Spitze des Generikaherstellers. Mit dem bisherigen Kabi-Lenker Mats Henriksson hatte es offenbar Meinungsverschiedenheiten über die künftige Ausrichtung der Fresenius-Tochter gegeben.
Laut "Manager Magazin" soll Sen nun Möglichkeiten zur strategischen Expansion seines neuen Arbeitsfelds ausloten. Bis spätestens zum Ende des dritten Quartals erwarteten Aufsichtsrat und Großaktionärin erste Aus- und Umbaupläne, heißt es in dem Bericht weiter.
/tav/nas/he
HAMBURG (dpa-AFX)
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