Kurswende an den Aktienmärkten: Wie sich Mutige jetzt positionieren
Wichtige Branchen in Deutschland wie der Maschinenbau bleiben vorsichtig. Insgesamt erweist sich die von zahlreichen Belastungen geplagte Wirtschaft jedoch robuster als erwartet. Anleger sollten die zaghafte Erholung am Aktienmarkt früh nutzen.
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von Klaus Schachinger, Euro am Sonntag
Es bleibt schlicht und einfach schwierig. Die Risiken für die Konjunktur werden nicht kleiner, die Preise steigen. Die Inflation macht Unternehmen und Verbrauchern zu schaffen, die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und die weltweiten Lieferengpässe sind für viele spürbar. In manchen Branchen hierzulande geht man bei den Prognosen in diesen Tagen deshalb lieber auf Nummer sicher. Jüngst senkte etwa der Verband des Deutschen Maschinenbaus, Deutschlands zweitgrößte Branche nach der Elektrotechnik, zum zweiten Mal in Folge die Produktionsziele seiner Mitgliedsfirmen für das laufende Jahr.
Es sei schon extrem, wie schnell sich die Lage eingetrübt habe, sagt VDMA-Präsident Karl Haeusgen. Zum Jahreswechsel hatte sein Verband sieben Prozent Wachstum für 2022 ausgegeben, im März auf vier Prozent korrigiert. Auch das lasse sich nun nicht mehr halten, so der VDMA-Präsident.
ifo-Barometer legt zu
Doch unter die Vorsicht mischt sich inzwischen mitunter auch Optimismus. Der viel beachtete Konjunktur-Indikator des Münchner ifo-Instituts lieferte soeben Signale für eine Stabilisierung im schwierigen Umfeld. Entgegen der Erwartungen stieg das Barometer im Mai den zweiten Monat in Folge auf 93 Zähler. Experten hatten einen Rückgang auf 91,4 Punkte prognostiziert. "Die deutsche Wirtschaft erweist sich trotz Inflationssorgen, Materialengpässen und Krieg in der Ukraine als robust. Anzeichen für eine Rezession sind derzeit nicht sichtbar", kommentiert Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts, die Entwicklung.
Auch manche Investoren an der Börse in Frankfurt gehen davon aus, dass Deutschland eine Rezession vermeiden kann. Zwar markierten DAX und MDAX Mitte März in den ersten Wochen des Ukraine-Krieges neue 52-Wochen-Tiefs, auch der April war ein schlechter Monat. Seitdem geht es bei hohen Schwankungen insgesamt aber wieder aufwärts, im DAX bislang um mehr als zwölf 14 Prozent, im MDAX um knapp sechs Prozent. Dennoch sind deutsche Aktien noch günstig. Die Bewertung der Indizes ist für viele Investoren ein Anreiz, trotz des Risikos Positionen in ihren Depots auszubauen oder neu einzugehen. Das Bewertungsniveau liegt mit einem KGV von etwa zwölf für das laufende Jahr im DAX und knapp 15 im MDAX signifikant unter den langfristigen Durchschnittswerten. Im Schnitt der vergangenen zehn Jahre war der DAX mit einem Gewinnvielfachen von 13,4, der MDAX mit einem von 18 bewertet. Die Mehrheit der Anleger bleibt indes auf der vorsichtigen Seite und bevorzugt die Bluechips aus dem DAX. In schwierigen Börsenphasen ist das nicht ungewöhnlich. Aus Sicht der Redaktion bieten im gegenwärtigen Umfeld Aktien aus vier verschiedenen Kategorien gute Aussichten auf solide Renditen. Diese Titel stellen wir im Folgenden vor.
Günstig bewertet
Ähnlich wie der DAX notieren auch die Papiere der deutschen Autobauer BMW, Mercedes-Benz und Volkswagen derzeit unter oder auf der Höhe ihrer langfristigen durchschnittlichen Bewertung. Zudem belohnen die Unternehmen ihre Anteilseigner trotz der milliardenschweren Investitionen in den technologischen Wandel mit attraktiven Dividenden. Die Papiere der auf das Premiumsegment fokussierten Automobilkonzerne BMW und Mercedes-Benz Group legten seit den Tiefs des DAX im März zweistellig zu und zählen weiterhin zu den günstigsten Titeln des Leitindex. Das ist auch bei Volkswagen der Fall, allerdings sind die Wolfsburger vor allem im Volumensegment aktiv und somit wegen der höheren Stückzahlen besonders stark von globalen Lieferengpässen bei Komponenten wie Chips betroffen.
Um die Folgen der Knappheiten gering zu halten, fokussieren sich BMW und Mercedes in der Produktion auf Modelle mit besonders hohen Margen. Die inflationsbedingt höheren Kosten können die beiden Premiumhersteller an ihre zahlungskräftige Klientel vergleichsweise leicht weiterreichen. Das alles schützt die Margen. Das von der Regierung in Peking soeben beschlossene Konjunkturpaket könnte neuen Schwung in die coronageplagte Wirtschaft Chinas bringen und sollte auch die Geschäfte von BMW und Mercedes anschieben.
Robust gegenüber Turbulenzen
Konzerne, deren Geschäftsmodell von konjunkturellen Schwankungen weniger betroffen ist, werden als defensive Werte in schwierigen Börsenphasen besonders geschätzt. Europas größter Erstversicherer Allianz und der weltweit größte Dienstleister der Erstversicherer, Munich Re, gehören dazu.
Aktuelle Trends beflügeln das Geschäft der Versicherer sowie des ebenfalls defensiven Versorgers RWE. Allianz und Munich Re profitieren von langfristig steigenden Zinsen, da sie den Löwenanteil der Versicherungsbeiträge in festverzinslichen Wertpapieren anlegen. Zudem können die Konzerne inzwischen auch die Preise für Versicherungspolicen erhöhen. Beide Assekuranzen können es sich zudem leisten, auch nach schwachen Jahren mindestens die Dividende des Vorjahres auszuschütten. Versorger RWE wiederum ist nach dem Tausch von Geschäftsbereichen mit dem Ex-Rivalen E.ON Deutschlands größter Produzent von grünem Strom und forciert zudem den Ausbau des Geschäfts mit grünem Wasserstoff.
Grüne Sonderkonjunktur
Europa will wegen des Kriegs die Abhängigkeit von Öl und Gas aus Russland zügig verringern. Der forcierte Ausbau der erneuerbaren Energien beschert auch dem Solar- und Windparkbetreiber ENCAVIS kurzfristig viel Schwung im Geschäft, was der Kursentwicklung der Aktie zugutekommt. Das Papier weist derzeit eine hohe relative Stärke auf. Auch die Aktien des Chipanlagenbauers AIXTRON verfügen aktuell über ein starkes Momentum. Mit den Anlagen von AIXTRON werden auch Verbindungshalbleiter gefertigt. Sie sind energieeffizienter als Siliziumchips und oft die bessere Alternative zu herkömmlichen Chips etwa in Autos mit Elektroantrieb.
Der Aktie der Deutschen Telekom beschert das Wachstum der Tochter T-Mobile US Widerstandskraft und relative Stärke. Gemeinsam mit Finanzinvestor Brookfield Asset Management soll Europas Mobilfunkturm-Primus Cellnex 20 Milliarden Euro für die Telekom-Tochter Deutsche Funkturm bieten. Mit dem Geld könnte die Telekom wie geplant ihren Anteil an T-Mobile US erhöhen.
Könige im US-Technologiesektor
Vom Trend zur Elektromobilität und der verstärkten Digitalisierung in vielen Industriebereichen profitiert die Aktie von Infineon. Die Münchner sind der weltweit größte Entwickler von Autochips. Beim deutschen Tech-Wert gab es zuletzt ebenso starke Kursverluste wie bei den großen US-Techs Amazon, Alphabet, Microsoft oder dem Chipentwickler NVIDIA. Der Grund: Die von der US-Notenbank zur Bekämpfung der Inflation eingeleitete Zinswende. Techs gelten hier als besonders anfällig. Der Index der US-Technologiebörse NASDAQ rutsche mit mehr als 20 Prozent Kursverlust gegenüber dem Hoch in einen Bärenmarkt.
Zuletzt waren die großen Techs aber wieder im Aufwind. Amazon, Alphabet, Microsoft und NVIDIA dominieren in ihren Märkten und verfügen über hohe Cashreserven. Bei Amazon sorgte auch der für Montag geplante Aktiensplit im Verhältnis 1:20 für Schwung. Er ebnet dem Riesen den Weg in den Dow-Jones-Index. Der Split bei Google-Mutter Alphabet soll am 15. Juli erfolgen.
INVESTOR-INFO
Günstige Autoaktien
Unterschätzte Erfolge
Trotz zehn Prozent weniger Absatz im ersten Quartal wegen Lieferengpässen bei Chips und Kabelbäumen verdiente Mercedes-Benz mit 5,3 Milliarden Euro operativem Gewinn 19 Prozent mehr und setzte mit 34,9 Milliarden Euro sechs Prozent mehr um. Die Fokussierung auf Modelle mit hohen Margen, die begehrt sind, zahlt sich aus. Bei der Marge ist Mercedes damit bisher erfolgreicher als Konkurrent BMW mit einer ähnlichen Strategie. Die Stuttgarter sind deshalb höher bewertet. Beide Aktien sind jedoch weiterhin sehr günstig. Kurspotenzial bieten Erfolge bei dem breiten technologischen Wandel.
Robuste Titel
Konjunkturunabhängig
Die Geschäfte der Versicherer Allianz und Munich Re laufen gut. Dank hoher Reserven und Rückstellungen steckte die Allianz die 5,8 Milliarden Dollar teure Strafe aus dem US-Debakel der Tochter AGI gut weg. Um den wertvollen US-Vermögensverwalter Pimco wurde eine Brandmauer gezogen. Die Verunsicherung der Anleger ist weg. Versorger RWE verdient im Stromhandel gut.
Sonderkonjunktur
Spezieller Antrieb
Die in vielen Branchen spätestes seit 2019 beschleunigte Digitalisierung führte zu den anhaltenden Engpässen bei Chiplieferungen, die durch Probleme in den Lieferketten seit geraumer Zeit verstärkt werden. Das beschert in der Chipbranche AIXTRON und Infineon gute Geschäfte. T-Mobile US liegt bei 5G-Netzen in Amerika vorn. Das schiebt den Mutterkonzern Deutsche Telekom an. Der Grüne-Energie-Produzent ENCAVIS nutzt den schnellen Ausbau regenerativer Energien.
US-Technologie
Teils deutlich günstiger
Die Gewinnmitnahmen seit Jahresbeginn hinterlassen bei Alphabet, Amazon, Microsoft und NVIDIA Spuren in der Bewertung. Amazon und Alphabet sind nun günstiger als im Zehn- Jahres-Median. Bei Chipentwickler NVIDIA hat sich das KGV vom Spitzenwert 75 halbiert, liegt aber über dem Median. Bei Microsoft stieg das KGV seit Ende 2012 von deutlich unter zehn auf über 35. Der Rückgang ist moderat.
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