Erneuter Dubai-Boom

Weltausstellung: Dubais wüste Expo-Pläne

aktualisiert 14.02.14 21:43 Uhr

Das arabische Emirat Dubai holt die Weltausstellung 2020 in den Nahen Osten. Jubelnd verspricht der Scheich die größte, beste und innovativste Expo aller Zeiten. Doch nicht alle Landsleute sind begeistert.

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von Linda Behringer, Euro am Sonntag

Wenn Hamdan sich jetzt noch ein kleines Stück weiter aus dem Autofenster lehnen würde, wäre es gefährlich für ihn. Sein Freund Yousef hält deshalb seine Beine fest, sodass Hamdan weiter stolz und freudig bei voller Fahrt die Nationalfahne schwenken kann. Seit Stunden fahren die beiden mit ihrem Geländewagen in einem Autokorso durch Dubai-Stadt. Der Huplärm ist viel zu laut für diese Nachtzeit, aber das stört keinen. Schließlich gewinnt man nicht jeden Tag eine Expo-Zusage - die Gelegenheit, der Welt wieder mal zu zeigen, wo der Hammer hängt.

Kurz nach halb neun Uhr abends hatte am 27. November vergangenen Jahres eine neue Zeitrechnung für Dubai begonnen: Das Emirat am Persischen Golf wird 2020 die Weltausstellung ausrichten. Das haben die Delegierten in Paris beschlossen und die Expo damit zum ersten Mal in ihrer Geschichte in den Nahen Osten geschickt. "Der Falke ist gelandet" titelte am nächsten Morgen ehrfurchtsvoll die lokale Presse.

Passender hätte man es nicht ausdrücken können, denn es wird nicht irgendeine Weltausstellung werden. Es soll die größte, beste, innovativste sein, die die Welt je gesehen hat, twitterte Dubais Herrscher, Scheich Mohammed bin Raschid Al Maktum: "Wir erneuern unser Versprechen, die Welt 2020 zu überraschen."

Nun lässt der Regent ein riesiges Expo-Gelände bauen, dazu neue Hotels und Shoppingtempel, und die Metro wird auch gleich noch erweitert. 6,5 Milliarden Dollar will die Regierung in den kommenden sieben Jahren in neue Infrastrukturprojekte investieren. Durch die Expo sollen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) in den kommenden sieben Jahren 227.000 Arbeitsplätze entstehen. Die Einnahmen aus dem Mega-Event werden auf unglaubliche 23 Milliarden Dollar geschätzt.

Schon lange ragt in Scheich Mohammeds Reich der höchste Turm der Welt in den Himmel, mit Emirates Airlines gehört ihm die führende Fluggesellschaft der Welt, hier wächst die größte von Menschen gebaute Insel ins Meer, es gibt die weltgrößte Einkaufs-Mall und die Polizei fährt Lambor­ghini. Das alles ist in Dubai Alltag geworden. Die Herrscher brauchten etwas Neues, um dem Ego zu schmeicheln und der Welt zu zeigen: Dubai ist wieder da!

Denn so, wie Phönix aus der Asche emporstieg, ließ Dubai in den vergangenen vier Jahren die Finanz- und Schuldenkrise hinter sich - als wäre nie etwas gewesen. Dabei stand das Emirat im Jahr 2009 kurz vor der Pleite und wurde zum globalen Krisenschauplatz, als eine Immobilienblase mit viel Getöse und Medienrummel platzte. Doch langsam kam das Emirat, das zusammen mit sechs weiteren die Vereinigten Arabischen Emirate bildet, zurück. Heute sei das Leben und Arbeiten in dem Land wieder wie vor der Krise, sagen Einheimische und Zugereiste, die bereits die Boomzeiten miterlebt hatten.

In Dubai ist eine Volkswirtschaft entstanden, die eben nicht auf Öl und Gas aufbaut, wie es der größere Bruder Abu Dhabi oder Nachbarstaaten wie Katar tun. Dubai ist Dienstleistungsmekka, arabisches Finanzzentrum, beliebtes Reiseziel für shoppingbegeisterte Chinesen genauso wie für sonnenhungrige Europäer. Die Expo-Zusage gibt diesem Wirtschaftsmodell den Extrakick.

In welche Höhen sich Dubais Wirtschaft wirklich emporschwingen kann, werden die nächsten Jahre zeigen. "Es werden hektische Jahre sein", sagt Matthew Green, Forschungsvorstand der auf den Immobiliensektor spezialisierten Unternehmensberatung CB Richard Ellis. "Die Expo ist für Dubai ein Fenster, um sich global zu vermarkten. Noch mehr Einzelhändler werden jetzt ins Land strömen, neue Unternehmen generell, die ein Stück vom Expo-Kuchen abhaben wollen. Vom Tourismus ganz zu schweigen."

Für viele Unternehmen, die schon jetzt in der Wüstenstadt angesiedelt sind, verwandelt die Expo das Land in ein Schlaraffenland: Noch mehr neue Infrastruktur wird gebaut, noch mehr Wohnungen und Einkaufszentren werden geplant. Das Projekt Expo 2020 ist gigantisch und ganz nach dem Gusto der Gründerväter der Nation: höher, schneller, weiter.

Doch nicht nur die heimischen Platzhirsche werden profitieren, auch für deutsche Konzerne wie Siemens ist die Weltausstellung inmitten der Vereinigten Arabischen Emirate attraktiv.

"Die Expo wird für Dubai eine Innovationsplattform sein und eine gute Gelegenheit zu zeigen, was man erreicht hat", sagt Dietmar Siersdorfer, Vorstandschef von Siemens VAE und Mittlerer Osten. "Mit der Expo-Zusage sind große Infrastrukturprojekte verbunden, die Investitionen nach Dubai und in die VAE als Ganzes werden zunehmen. Selbstverständlich wollen wir unsere Expertise und Technologie einbringen, im Transport zum Beispiel oder der Energiegewinnung. Wir wollen Dubais Wirtschaft in den kommenden Jahren mit dem Neuesten an energieeffizienten und innovativen Technologien unterstützen." Das klingt nach dem großen Geschäft.

Doch nicht alles ist Gold, was glänzt, wenn es um die Expo-Zusage geht - vor allem mit Blick auf den Immobiliensektor. Dubais Baufirmen hielten sich zuletzt mit Ankündigungen neuer Projekte zurück. Sie warteten, bis Dubai den Zuschlag erhielt, in der Hoffnung, mehr für den Quadratmeter zu bekommen.

Zündstoff für eine zweite Immobilienblase? "Dubais Mieten sind allein 2013 um 25 bis 30 Prozent gestiegen", sagt Matthew Green. Auch die Hauspreise haben kräftig angezogen. "Das verheißt nichts Gutes für die kommenden Jahre."
Diese Sorge teilen viele Emiratis, weswegen sie - anders als in den heimischen Medien beteuert wird - keineswegs zu hundert Prozent hinter ihrem Landesvater stehen und sich auf die Expo freuen. "Wir Emiratis haben Angst, dass Wohnraum in den schönen Stadtteilen zu teuer wird. Dass es noch mehr Verkehr gibt, dass noch mehr Menschen nach Dubai kommen und die Preise für Lebensmittel und die Schulgebühren steigen", sagt zum Beispiel Iman Al Jebry.

Sie ist nicht die Einzige, die so denkt - gerade beim Thema Mieten ist der Frust groß. Wer momentan auf Wohnungssuche ist, klagt über die horrenden Preise, die Makler für ihre Mietobjekte in begehrten Lagen aufrufen. Und diese Klagen werden lauter und häufiger, seit es unter Vermietern üblich geworden ist, bei ihren Mietern urplötzlich Eigenbedarf anzumelden oder zu behaupten, die vermietete Wohnung solle verkauft werden. Oft ist das nur ein Vorwand, um den einen Mieter loszuwerden und vom nächsten einen satten Aufschlag zu kassieren. Die lokalen Gerichte haben derzeit viel mit diesen Tricks zu tun.

Doch ob mit oder ohne Expo, die Mieten würden in den kommenden Jahren ohnehin anziehen, ist Marios Maratheftis, Global Head of Macro Research der Standard Chartered Bank, sicher. Die Expo könne die Lage auch entschärfen, denn "dann wiederum sprießt in fast jeder Ecke Dubais neuer Wohnraum empor, ein austarierender Faktor". Die Expo-Zusage sei insgesamt eine gute Nachricht für die Wirtschaft. "Ja, die Inflation wird anziehen, aber keineswegs wie damals vor der Krise im Jahr 2007." Von Anfang 2000 bis zum großen Crash hatte es Jahre gegeben, in denen in Dubai das Kreditwachstum um jährlich 50 Prozent explodierte; es wurde in praktisch jeder Anlageklasse spekuliert. Dies sei aktuell nicht der Fall, beteuert Maratheftis.

Expo-Fan Hamdan kümmert das nicht, er macht sich keinen Kopf um morgen. Obwohl - so ganz stimmt das nicht. Direkt am Tag nach dem Zuschlag für Dubai hatte Hamdan einen wichtigen Termin. Sein weißer To­yota sollte nicht mehr nur einfach weiß bleiben. Deshalb musste eine Autoverschönerungswerkstatt ran: Wie bei seinen Kumpels sollte auch auf seinem Wagen das Konterfei der Herrscher von Dubai und Abu Dhabi prangen. 

Investor-Info

Dubai
Wachstum in der Wüste

Dubai-Stadt ist die Hauptstadt des Emirats Dubai und mit knapp 1,8 Millionen Einwohnern die größte Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE). Die Metropole am Persischen Golf ist die weltweit am schnellsten wachsende Stadt. 1990 gab es nur einen einzigen Wolkenkratzer, inzwischen sind es mehr als 400. Das Emirat gehört zu den 1971 gegründeten Vereinigten Arabischen Emiraten, die ein gut funk­tionierendes, föderatives Regierungssystem haben. Dabei handelt es sich um eine Staatsordnung, die sich fast ausschließlich um außenpolitische Belange kümmert. Über inner-emiratische Angelegenheiten können die sieben Scheich­tümer weitgehend selbst bestimmen.

Von der Finanzkrise hat sich Dubai schnell erholt. Die Wachstumsraten lagen in den vergangenen Jahren zwischen drei und vier Prozent. Dabei hat es die Herrscherfamilie in den vergangenen 25 Jahren geschafft, die Abhängigkeit vom Öl auf ein Minimum zu reduzieren. Inzwischen zählt Dubai zu den größten Handelszentren weltweit. Motor des Wachstums ist die sehr liberale Wirtschaftspolitik. Es gibt nur wenige Vorschriften, die Umweltschutzauflagen sind gering, eine Kontrolle der Finanzen und des Geschäftsverkehrs findet kaum statt. Zudem gilt Dubai als Steuerparadies: Es werden keine direkten Steuern, insbesondere keine Einkommensteuer und (mit Ausnahme der Geldinstitute und der Erdölindustrie) keine Unternehmensteuern erhoben.

Börse
Märkte vor Heraufstufung

Nach einem kräftigen Absturz im Zuge der Finanzkrise und einer längeren Seitwärtsbewegung ist Dubais Börse seit 2013 wieder kräftig in Fahrt. Auf Jahressicht hat sich der DFM General Index, der aktuell 31 Unternehmen umfasst, mehr als verdoppelt. Allein auf diesen Index zu setzen, ist für deutsche Anleger nicht möglich. Doch mit dem iShares-ETF MSCI GCC ex Saudi-Arabia kann man in die Länder des Golfkooperationsrats mit Ausnahme Saudi-Arabiens investieren. Das sind Bahrain, Katar, Kuwait, Oman und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit den Börsen in Dubai und Abu Dhabi. Vor allem in die Märkte Katars und der VAE dürften 2014 verstärkt Gelder fließen, wenn sie der Indexanbieter MSCI im Mai von Grenzmarkt- auf Schwellenlandstatus hochstuft. Die VAE machen knapp ein Drittel im ETF aus, Katar und Kuwait je ein weiteres Drittel. 

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