Hier stimmt was nicht! Vossloh-Saga, nächster Akt

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Der 73-Jährige will nicht mehr als 49 Euro zahlen (über seine Beteiligungsfirma KB Holding), das gesetzlich vorgeschriebene Mindestgebot. Mehr wird es nicht geben - vorerst einmal zumindest. Er wolle mit diesem Schritt seinen Anteil moderat ausbauen und absichern, wird Thiele zitiert. Ziel sei es, den schwierigen Transformationsprozess zu unterstützen und Vossloh als eigenständiges, börsennotiertes und unabhängiges Unternehmen zu erhalten. Wer das glauben mag. Zumindest ist die nun bald vierjährige Saga von Thiele und Vossloh auch davon geprägt, dass der Milliardär seine wahren Absichten gern verschleierte oder sie ohne Vorwarnung über Nacht änderte.

Die erste Beteiligungsmeldung erfolgte im März 2011. Diese Position baute Thiele über seine privaten Beteiligungsfirmen bis Juli des gleichen Jahres auf über 15 Prozent aus. Damals verneinte er, Einfluss auf die Geschäftsführung nehmen zu wollen. Vielleicht war das Tarnung, immerhin würden sich Knorr-Bremse und Vossloh in einigen Bereichen hervorragend ergänzen. Vielleicht wurde Thiele aber auch von der schwachen Entwicklung überrascht. Wie auch immer: Ein Jahr später gehörten ihm schon mehr als 25 Prozent. Wahrscheinlich war er zu dieser Zeit schon bei knapp unter 30 Prozent angelangt, der Schwelle für ein verpflichtendes Angebot an alle Aktionäre. Thiele übernahm den Aufsichtsratsvorsitz und tauschte das Management aus. Der eingeleitete Restrukturierungsprozess wird Vossloh im gerade abgelaufenen Geschäftsjahr einen Nettoverlust von bis zu 180 Millionen Euro bringen. 2015 sollen wieder schwarze Zahlen geschrieben werden.

Wie wird es nun weitergehen? Wer sich in Thieles Windschatten wagen will, braucht Geduld. Sicherlich ist in diesem Zusammenhang interessant, dass sein Einstiegskurs im Durchschnitt bisher bei mehr als 80 Euro je Anteilschein liegt. Thiele wird seinen Anteil nun auf über 30 Prozent steigern und wahrscheinlich kontinuierlich ausbauen. Und er ist nun vor weiteren gesetzlichen Hürden zur Angebotsabgabe befreit. Die nächste Stimmrechtsmitteilung ist erst wieder bei der 50-Prozent-Marke verpflichtend. Und erst wenn ein Gewinnabführungsvertrag angestrebt wird (dazu sind 75 Prozent der Stimmen nötig), ist ein Abfindungsangebot verpflichtend. Thiele wird wohl nicht daran interessiert sein, schnell Erfolge zu melden. Je preiswerter er einkaufen kann, umso besser. Allerdings dürfte das Übernahmeangebot eine gute Unterstützung für die Kursentwicklung bedeuten. Angesichts des Wachstums in der Bahntechnik und kontinuierlich verbesserten Erträgen ist das keine schlechte Ausgangsbasis für den letzten Akt der Vossloh-Saga.