Trotz Versprechen im Vorjahr: N26 führt doch Strafzinsen ein
Noch im August des vergangen Jahres 2019 kündigte N26-Gründer Valentin Stalf bei Twitter an: N26 werde auch in Zukunft weiterhin keine Strafzinsen erheben. Nun fällt der Bank genau dieses Versprechen vor die Füße - bei hohen Anlagen werden künftig Gebühren erhoben.
• N26 folgt Banken und Sparkassen
• 0,5 Prozent Strafzinsen bei Einlagen ab 50.000 Euro
• Neukunden betroffen
¬ Das konnte aus einer zum 19. Oktober 2020 vorgenommenen Änderung des Preis- und Leistungsverzeichnisses entnommen werden. Für Einlagen ab 50.000 Euro wird künftig ein "Verwahrentgelt" von 0,5 Prozent pro Jahr fällig.
Strafzinsen nicht für alle
Der Zeitpunkt des Tweets von N26-Gründer Valentin Stalf im August 2019 war bedachtsam ausgewählt. Im Zeitraum um den Tweet ließen eine Vielzahl an Banken und Sparkassen verlauten, aufgrund der Geldpolitik der Europäischen Zentralbank und des Zinsniveaus bei größeren Guthaben künftig Strafzinsen zu erheben. Diese Gunst der Stunde nutzte der Gründer der Berliner Neobank auf Twitter für Eigenwerbung und kündigte an: bei N26 werde es keine Strafzinsen geben.
Bestand hatte diese Ankündigung bis zum 19. Oktober 2020. Zu diesem Tag wurde eine Änderung des Preis- und Leistungsverzeichnisses der Bank vorgenommen und das "Verwahrentgelt" hinzugefügt. Wer künftig einen Kontostand von 50.000 Euro oder höher aufweist, muss Strafzinsen in Höhe von 0,5 Prozent pro Jahr entrichten. Die Gebühr betrifft jedoch lediglich Kunden, die ihr Konto ab dem 19. Oktober 2020 bei der Bank eröffnet haben. Bestandskunden sowie Inhaber der kostenpflichtigen "Metal" Premium-Konten bei der Bank sind laut "BusinessInsider" von der neuen Gebührenregelung ausgenommen.
Sandy
Negativ- bzw. sogenannte Strafzinsen sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Einer Erhebung des Verbraucherportals "Biallo" zufolge erheben derzeit mehr als 300 Banken und Sparkassen etwaige Strafzinsen. Den Startschuss hierfür gab die Europäische Zentralbank im Jahr 2014, seitdem Banken auf überschüssiges Geld, das sie kurzfristig bei der EZB hinterlegen, negative Zinsen entrichten müssen. Der Prozentsatz wurde nach und nach angepasst und beträgt heute minus 0,5 Prozent. Viele Banken geben die Kosten an ihre Kunden weiter. Wie der Erhebung von "Biallo" zu entnehmen ist, erheben jedoch lediglich 23 Institute ab einer Einlage von 50.000 Euro Strafzinsen. Der Großteil der Banken setzt diese Schwelle weitaus höher an, üblicherweise bei 100.000 Euro.
Es bleibt abzuwarten, wie die Kunden der Bank die überraschenden Strafzinsen bei N26 aufnehmen. Bereits im August geriet N26-Gründer Valentin Stalf in die Schlagzeilen, als er vor dem Berliner Amtsgericht eine einstweilige Verfügung gegen eine Mitarbeitervertretung erwirkte und so die Gründung eines Betriebsrates verhinderte.
Redaktion finanzen.net
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