Dunkle Wolken

Siltronic im Fokus: Chip-Zulieferer kämpft mit Branchenflaute

18.11.19 17:15 Uhr

Siltronic im Fokus: Chip-Zulieferer kämpft mit Branchenflaute | finanzen.net

Autoflaute, Konjunktursorgen, Überkapazitäten in der Halbleiterbranche - all das macht dem Chipindustrie-Zulieferer Siltronic seit Monaten das Leben schwer.

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Investoren setzten nach einer längeren Durststrecke aber schon wieder auf eine Geschäftserholung. Wie geht es weiter bei Siltronic? Die wichtigsten Punkte für das Unternehmen und was die Experten sagen:

DAS IST LOS BEI SILTRONIC:

Eigentlich zählen Chip-Konzerne und deren Zulieferer wie Siltronic zu den großen Gewinnern der aktuellen wirtschaftlichen Umwälzungen - sei es die Digitalisierung oder das Elektroauto. Siltronic stellt sogenannte Wafer her. Das sind dünne, runde Scheiben aus reinstem Silizium, die dann von den Kunden unter anderem zu Computerchips weiterverarbeitet werden.

Die Produkte von Siltronic sind damit der Grundstoff der Chipindustrie und zentrales Element des Digitalisierung der Wirtschaft. Industrie 4.0, E-Mobilität, Cloud-Computing, autonomes Fahren, Smartphones, Digitalwährungen - keiner der Megatrends kommt ohne Computer-Chips aus. Entsprechend brummten die Geschäfte der Münchener lange Zeit.

Nachdem Siltronic phasenweise mit der Produktion kaum hinterhergekommen war, zogen gegen Ende 2018 langsam dunkle Wolken auf. Der Handelsstreit zwischen den USA und China und die Probleme der Autobranche schlugen mehr und mehr durch. So machten trägere Geschäfte wegen einer Abkühlung der Investitionen in die Cloud-Infrastruktur, schlechtere iPhone-Verkäufe und eine schwächere Autokonjunktur den großen Chipkonzernen wie Intel oder dem iPhone-Hersteller Apple zu schaffen.

Konzernchef Christoph von Plotho hatte die Investoren denn auch schon Anfang 2019 darauf eingestellt, dass erst einmal etwas kleinere Brötchen gebacken würden, musste dann aber im Jahresverlauf zwei mal bei den Prognosen für das Gesamtjahr zurückrudern.

Und auch die beim zuletzt im Juni gekappten Ausblick angekündigten Zielspannen dürften wohl nur in ihren unteren Hälften erreichten werden, wie es bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal im Oktober hieß. "Die anhaltenden konjunkturellen und geopolitischen Turbulenzen führen (...) zu einer stark eingeschränkten kurz- bis mittelfristigen Vorhersehbarkeit der Märkte", sagte von Plotho da. Zudem hätten die Kunden immer noch recht hohe Lagerbestände.

Demnach dürfte der Umsatz 2019 um circa 10 bis 15 Prozent fallen und eine Gewinnmarge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda-Marge) von 30 bis 35 Prozent erreicht werden. Nach einem Umsatz von 1,46 Milliarden Euro im Jahr 2018 impliziert das einen operativen Gewinn zwischen rund 371 bis etwa 459 Millionen Euro nach 589 Millionen Euro im besonders starken Vorjahr.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Das trübere Geschäftsumfeld hinterließ auch beim Kurs Spuren. Vom Rekordhoch von 160,55 Euro im Frühjahr 2018 bis zum Mehrjahrestief von 49,13 Euro im Juni 2019 ging es um fast 70 Prozent abwärts, bevor der Kurs sich fing. Aktuell kosten die Papiere rund 78 Euro und damit schon fast 60 Prozent mehr als zum Tiefstand im Juni. Für 2019 steht damit aktuell ein kleines Kursplus von 6 Prozent zu Buche. Zum Vergleich: Der Index der mittelgroßen Werte MDAX legte im bisherigen Jahresverlauf um mehr als ein Viertel zu.

Für Anleger der ersten Stunde ist die Bilanz damit immer noch positiv. So hatte Spezialchemiekonzern WACKER CHEMIE Siltronic Mitte 2015 zu einem Preis von 30 Euro je Anteilschein an die Börse gebracht. Nach einem anfänglichen Kursrückschlag bis auf fast 12 Euro war es dann ab Mitte 2016 beständig nach oben gegangen - um mehr als das 13-fache bis zum Rekordhoch. Aktuell hält Wacker noch knapp 31 Prozent an der ehemaligen Tochter. Insgesamt bringt es Siltronic an der Börse auf einen Wert von rund 2,3 Milliarden Euro, womit die Münchener in puncto Marktkapitalisierung eher zu den kleineren MDax-Werten zählen.

Mit Blick auf die für charttechnisch interessierte Anleger wichtigen gleitenden Durchschnitte ergibt sich aktuell ein uneinheitliches Bild. Der Kurs ist zwischen der um die 73,85 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie als Langfristindikator und der für den kurzfristigen Trend aussagekräftigeren 21-Tage-Linie bei 82,84 Euro gefangen.

DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:

Experten blicken mehrheitlich neutral auf Siltronic. Von den sieben von dpa-AFX erfassten Analysten raten fünf zum Halten. Zwei Experten sehen eine Kaufgelegenheit.

Am optimistischsten ist dabei Jürgen Wagner vom Investmenthaus Mainfirst. Er errechnet ein Kursziel von 90 Euro. In den Aktienkurs sei ausreichend eingepreist, dass der Markt für Halbleiter-Wafer 2020 wohl der Erholung des Chipmarktes hinterherhinken werde. Zudem dürften die Wafer-Hersteller angesichts der tristen Nachfrage wohl erst einmal keine neuen Erweiterungen der Produktionskapazitäten ankündigen. Da es 2021 dann zu einer Wafer-Knappheit kommen könnte, legten die aktuellen Entwicklungen den Grundstein für eine langfristig starke Kurserholung.

Francois-Xavier Bouvignies traut den Aktien auch einen guten Lauf zu, blickt aber ebenso wie Wagner eher noch vorsichtig auf 2020. Angesichts eines ungewissen Ausblicks für das kommende Jahr sei Siltronic noch nicht aus dem Gröbsten heraus. Er rechnet in seiner Studie von Ende Oktober zwar mit weniger Druck auf die Verkaufspreise als davor, erwartet aber weiterhin Rückgänge und verweist auf Überkapazitäten in der Branche im kommenden Jahr. Gleichzeitig hebt der Experte aber auch das langfristig Geschäftspotenzial durch den weiter stark wachsenden Einsatz von Computerchips etwa bei Speichern und in der Autobranche hervor. Daher stuft Bouvignies die Papiere bei einem Kursziel von 81 Euro mit "Neutral" ein

Das durchschnittliche Kursziel der von dpa-AFX erfassten Experten liegt bei etwas über 78 Euro./mis/nas/he

FRANKFURT (dpa-AFX)

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Bildquellen: Siltronic

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