Düstere Prognose

Nouriel Roubini warnt vor "Ende der Trump-Flitterwochen" - Kommt der Börsencrash?

15.02.17 19:47 Uhr

Nouriel Roubini warnt vor "Ende der Trump-Flitterwochen" - Kommt der Börsencrash? | finanzen.net

Bisher hat die "Trump-Hausse" die Anleger noch mit diversen Rekorden begeistern können. Das könnte jedoch bald ein Ende haben. Nouriel Roubini warnt vor einem baldigen Ende der "Trump-Flitterwochen". Mit massiven Folgen für die Märkte.

Je ausschweifender der Höhenflug, desto tiefer der Fall - dieses Prinzip sorgt auch bei den internationalen Marktakteuren regelmäßig für schwitzende Hände. Steht die Aufwärtsbewegung am Markt auf einem soliden Fundament oder platzt bald die Blase? Das ist die Frage, die sich aufdrängt. Als höchst fatal stellte sich beispielsweise das Platzen der US-Immobilienblase und die anschließende Finanzkrise im Jahr 2008 heraus. Der US-Ökonom Nouriel Roubini hatte diese Entwicklung damals prognostiziert - und er behielt recht. Auch für die aktuelle "Trump-Hausse" sieht Roubini nun schwarz.

Deswegen wird auf den Trump-Höhenflug bald der Absturz folgen

In einem Meinungsbeitrag auf der Website der britischen Zeitung "The Guardian" nennt Roubini einige Gründe, die sich langfristig als Sargnagel für den aktuellen Höhenflug an den Märkten herausstellen könnten. Zwar spricht Roubini den aktuellen Indikationen der US-Regierung, der Aussicht auf niedrigere Steuern, Deregulierung und positive Konjunkturerwartungen, kurzfristige positive Wirkungen auf die Marktentwicklungen nicht ab. Jedoch warnt der US-Ökonom auch, dass die "uneinheitliche, unberechenbare und zerstörerische Politik" Trumps langfristig ihren Tribut fordern werde.

Langfristige Zinssteigerung als Gift für Investitionen und den Immobilienmarkt

Die steuerlichen Anreize, die Donald Trump schaffen will, könnten die Aktienkurse anschieben - das bezweifelt auch Roubini nicht. Jedoch würden diese Anreize längerfristig auch zu höheren Zinsen führen, was Investitionen einen Dämpfer versetzen dürfte. Auch zinsempfindliche Branchen wie etwa der Immobilienmarkt könnten dadurch ins Straucheln kommen. Außerdem werde der dadurch ebenfalls erstarkende US-Dollar zu Jobverlusten führen. Hauptsächlich betroffen werde ausgerechnet die Trump-affine Arbeiterschicht sein, so Roubini. Der US-Ökonom schätzt, dass diese Entwicklung langfristig 400.000 Arbeitsplätze kosten könnte. Auch warnt Roubini vor der Versuchung, die Steuern zu senken. Republikanische Präsidenten könnten Steuersenkungen kaum widerstehen, so der Ökonom. Probleme würden sich im Nachgang jedoch auf der Einnahmeseite ergeben. Vor allem dann, wenn der Wille fehle, Ausgaben zu senken. Den Eindruck von Sparsamkeit macht Trump bislang in der Tat nicht. Sollte Trump nun zusätzlich die Steuern wie geplant senken, so würde dieses Haushaltsdefizit Zinsen und Dollarkurs weiter erhöhen - langfristig zu Lasten der US-Wirtschaft.

Inflation heizt negative Entwicklungen zusätzlich an

Die USA bewegten sich bereits nah an der Vollbeschäftigung, erklärt Roubini. Daher würden die Steueranreize die Inflation stärker anfachen als das Wirtschaftswachstum. Was im Umkehrschluss die Federal Reserve zu schnelleren Zinsanhebungen drängen und in einer weiteren Aufwertung des US-Dollar münden würde.

Drohende Handelskriege

Ausgerechnet die Arbeiterklasse in den USA werde die negativen Auswirkungen der trumpschen Politik zu spüren bekommen, prophezeit Roubini. Die Mischung aus lockerer Steuerpolitik und strenger Geldpolitik werde dafür sorgen, dass sich die finanzielle Lage weiter zuspitzt, denn dadurch würden die Einkommen, aber auch die Aussichten auf Beschäftigung der Arbeiterklasse weiter beschnitten. Um die Unterstützung der Arbeiter nicht zu verlieren, würde dies die US-Regierung dazu zwingen noch protektionistischer zu werden, prognostiziert Roubini. Dies wiederum würde jedoch zu Lasten des Wirtschaftswachstums und der Unternehmensgewinne gehen. Das Resultat: Handelskriege, die die Märkte auf der ganzen Welt in Mitleidenschaft ziehen werden, so der US-Ökonom.

Protektionismus extrem

Verstärken sich die protektionistischen Bestrebungen Trumps tatsächlich dergestalt, wie Roubini annimmt, so könne dies extreme Formen annehmen. Trump versuche die US-Firmen stärker in die Pflicht zu nehmen. Ihre Auslandsaktivitäten sollen durch Einfuhrabgaben, öffentliche Kritik und Beschränkungen bei der Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte kontrolliert werden. Damit werde Trump weit über die traditionellen Grenzen des Protektionismus hinausgehen - mit unabsehbaren Folgen. Besonders drastisch drückte es der Nobelpreisträger Edmund Phelps aus, den Roubini an dieser Stelle zitiert. Phelps vergleiche Trumps direkte Einmischung in den Unternehmenssektor mit dem korporatistischen Nazi-Deutschland oder dem faschistischen Italien, so Roubini. Tatsächlich wäre Barack Obama wohl als Kommunist bezeichnet worden, hätte er so gehandelt wie Trump, vermutet der US-Ökonom. Jedoch ziehe Amerika nun, da Trump tatsächlich so agiere, aus irgendeinem Grund den Schwanz ein.

Außenpolitische Unberechenbarkeit

Unsicherheit ist schlecht für die Märkte, so viel gilt als sicher. Für gehörig Unsicherheit - und das weltweit - sorgt Trump, nach Ansicht Roubinis, vor allem durch seine Außenpolitik. Der amtierende US-Präsident stelle traditionelle US-Allianzen in Frage, sei auf Kuschelkurs mit Russland und lege sich zusätzlich mit globalen Mächten wie China an. Dieser unberechenbare politische Kurs verschrecke Regierungen, multinationale Konzerne und nicht zuletzt die globalen Märkte.

Trumps Schadensbegrenzung macht alles nur schlimmer

Erschwerend kommt laut Roubini hinzu, dass Trumps Politik zur Schadensbegrenzung möglicherweise wenig wirksam ist und alles sogar nur noch schlimmer machen könnte. So hätten Trump und seine Berater zwar bereits durch diverse Aussagen versucht, den Dollar zu schwächen. Doch "Talk is cheap", sagt der US-Ökonom. Die Wirkung dieser Maßnahmen könnten Roubini zufolge jedoch nur von kurzer Dauer sein - was Trump wiederum zu härteren Mitteln treiben könnte. Wie etwa der Neusortierung der Fed. Trump könnte neue Fed-Mitglieder nominieren, die noch weniger unabhängig und noch zögerlicher seien als die amtierende Fed-Chefin Janet Yellen, um auf diese Weise die Kreditvergabe im privaten Sektor anzukurbeln.

Roubini gesteht den Märkten zwar durchaus eine weitere positive Entwicklung zu, jedoch lediglich kurzfristig. Auf lange Sicht ist der US-Ökonom überzeugt, dass den Märkten negative Konsequenzen durch die "Trumponomics" drohen. Zumindest eines ist gewiss: Die letzte Finanzkrise hat Nouriel Roubini ebenfalls frühzeitig kommen sehen. Ob auch diese düstere Prognose zutrifft, wird sich jedoch erst noch herausstellen müssen.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Vivien Killilea/Getty Images for Berggruen Inst.