Harter Brexit: Mark Mobius warnt Großbritannien vor Schwellenland-Status
Wenn es in Großbritannien nicht zu einer Einigung kommt, droht das Land ohne Deal aus der EU auszuscheiden. Doch dieser harte Brexit hätte Folgen: Mark Mobius findet drastische Worte.
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Der geplante Austritt von Großbritannien aus der Europäischen Union wird sich nicht nur auf die Wirtschaft des Landes, sondern auch auf die Länder auswirken, mit denen die Briten wirtschaftlich verbunden sind. Der härteste Cut, einen Brexit ohne Abkommen mit der EU und damit einen ungeordneten Austritt aus dem Staatenverbund, sollte Großbritannien aber mit allen Mitteln zu vermeiden suchen, warnt Investor Mark Mobius.
Harter Brexit schafft ein Schwellenland
In einem Interview mit der "Financial Times" warnte Mobius eindringlich vor den Folgen eines harten Brexit. "Momentan profitiert Großbritannien noch von den niedrigen Zinsen der EU", so der Experte. Doch ein ungeordneter EU-Austritt würde den soliden Status des Landes in Gefahr bringen, denn dann würden sich Ratingagenturen veranlasst sehen, Großbritannien neu zu bewerten. Sie würden sagen "Moment mal, kein EU-Mitglied mehr? Da müssen wir herunterstufen", so der Investor gegenüber der Zeitung.
Dieser Schritt würde Großbritannien endgültig zu einem Schwellenland machen, das Land habe bereits jetzt einiges mit anderen Schwellenländern gemeinsam. "Die Zahlungsbilanz sieht fürchterlich aus, die Staatsverschuldung sieht fürchterlich aus", so der Schwellenland-Experte weiter. Tatsächlich hat Großbritannien innerhalb der Europäischen Union das größte Zahlungsbilanzdefizit. Kein Land innerhalb der Staatengemeinschaft ist mehr auf Importe angewiesen, als Großbritannien.
Währungskrise droht
Darüber hinaus malt Mobius auch für Großbritanniens Währung im Falle eines No-Deal-Brexit eine düstere Zukunft. Das Land riskiere einen Währungscrash, so der Investor gegenüber der "FT". Auch die Bank of England rechnet damit, dass ein Brexit ohne Abkommen massiv auf die heimische Währung durchschlagen wird: Das Britische Pfund könnte um bis zu 25 Prozent einbrechen, warnten die Währungshüter zuletzt. Ohnehin hat die Briten-Devise seit der Abstimmung über einen EU-Austritt eine bewegte Entwicklung durchgemacht.
Mobius-Fondsgesellschaft auf der Suche nach neuem Hauptsitz
Bereits jetzt hat das Gerangel um eine Brexit-Lösung der Wirtschaft von Großbritannien empfindlichen Schaden zugefügt. Zahlreiche Unternehmen haben bereits das Land verlassen und ihre Zentralen in andere Länder verlegt. Das kommt möglicherweise auch bald auf die Fondsgesellschaft von Mark Mobius, Mobius Capital Partners mit Sitz in London, die sich auf Schwellenländer-Geldanlagen spezialisiert hat, zu. Er erwäge im Falle eines Hard Brexit, den Sitz seines Unternehmens in eine andere europäische Stadt zu verlegen, so der Investor - auch wenn er dem Land ungern den Rücken kehrt. Dies sei "unglücklich für uns im Geschäft mit Schwellenländern", erkärt er. Denn Großbritannien sei zu einem Zentrum für Börsengänge oder Treffen mit Unternehmen ist avanciert. "Vertreter aus Schwellenländern sind regelmäßig für Gespräche mit Geldgebern, Beratern und Bankern in der Stadt". Dies werde sich möglicherweise aber bald ändern. Er selbst ziehe dann einen Umzug seines Unternehmens nach Spanien in Betracht - er möchte wärmeres Wetter, so der Schwellenland-Experte.
Redaktion finanzen.net
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