Dividende steigt

FMC-Aktie dennoch im Minus: FMC will 2024 operativ stärker wachsen

20.02.24 13:45 Uhr

FMC-Aktie tiefer: Fresenius Medical Care übertrifft eigenes Ergebnisziel - Mehr Wachstum geplant | finanzen.net

Der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) will auch in diesem Jahr weiter vorankommen.

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"2024 wird ein Jahr mit beschleunigtem profitablem Wachstum, in dem wir unserem ehrgeizigen mittelfristigen Margenziel näherkommen", sagte Konzernchefin Helen Giza am Dienstag zur Vorstellung der Jahresbilanz in Bad Homburg. Zur Mittagszeit lag die im MDAX notierte Aktie leicht unter Vortagesniveau bei 39,20 Euro, nachdem sie zuvor in der Spitze um fast 5 Prozent angezogen hatte. Die Resultate des Dialysekonzerns hätten die Erwartungen erfüllt, schrieb Jefferies-Analyst James Vane-Tempest in einer Studie. Das Umsatzziel und das operative Gewinnziel für 2024 entsprächen in etwa der Konsenserwartung.

Der Blutwäschespezialist war in den Corona-Jahren unter anderem durch steigende Kosten in die Krise geschlittert. Auch eine hohe Übersterblichkeit von Corona-Patienten und ein Pflegekräftemangel hatten dem Unternehmen zugesetzt. Fresenius Medical Care reagierte mit einem tiefgreifenden Umbau inklusive massiver Stellenstreichungen, Verkäufen und der Schließung unrentabler Kliniken. Dabei wurde seinerzeit auch die Organisationsstruktur mit zwei Bereichen neu aufgestellt und bestimmte Funktionen wurden globalisiert. Beständig feilt der Konzern zudem an seinen Prozessen und der Produktivität.

2023 kam FMC bei seinem Umbau voran. Konzernchefin Giza hatte im Jahresverlauf mehrfach den Ausblick angehoben, auch dank eines vorteilhaften US-Vergleichs. Die Konzernziele wurden letztendlich noch leicht übertroffen. Bei einem nahezu stabilen Umsatz von 19,45 Milliarden Euro kletterte das bereinigte operative Ergebnis zu konstanten Wechselkursen um 15 Prozent auf 1,74 Milliarden Euro. FMC fand für Aktivitäten in den USA, Argentinien und Australien einen neuen Besitzer. Zu Jahresende beschäftigte das Unternehmen weltweit noch rund 120 000 Menschen, gut 8000 weniger als Ende 2022.

Inklusive aller Effekte sank das Betriebsergebnis konzernweit jedoch, negativ hätten sich unter anderem inflationsbedingte Kostensteigerungen und gestiegene Ausgaben für leistungsorientierte Vergütungspläne ausgewirkt.

Unter dem Strich brach der auf die Aktionäre entfallende Gewinn um mehr als ein Viertel auf 499 Millionen Euro ein, nachdem FMC 2022 noch stark von Corona-Hilfen des US-Staates profitiert hatte. Anteilseigner sollen für 2023 mit 1,19 Euro je Aktie gleichwohl eine um sechs Prozent höhere Ausschüttung als ein Jahr zuvor erhalten, Analysten hatten hingegen mit einer Kürzung gerechnet.

Im laufenden Jahr soll der Umsatz nun im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich zulegen, das operative Ergebnis dürfte im mittleren bis hohen Zehnerprozentbereich im Vergleich zum Vorjahr steigen. Die erwarteten Wachstumsraten klammern allerdings Währungs- und Sondereffekte aus und beziehen sich auf ebenfalls angepasste Vorjahreswerte.

Sein Kostensenkungsprogramm will der Konzern vorantreiben und dann bis Ende 2025 jährlich 650 Millionen Euro nachhaltig einsparen. Bis 2023 sind davon knapp 350 Millionen Euro erreicht, für 2024 hat sich FMC 100 bis 150 Millionen Euro vorgenommen. "Es ist gut, was wir geschafft haben, aber wir müssen weiter daran arbeiten", sagte Giza. Auch weitere Verkäufe dürften folgen.

Abseits der Portfolioverkäufe bleibt es beim Ziel einer operativen Marge von 10 bis 14 Prozent im kommenden Jahr. 2023 war die bereinigte Profitabilität im Tagesgeschäft auf knapp 9 Prozent gestiegen. Damit habe FMC eine "gute Grundlage" gelegt, "und wir werden das 2024 weiter fortsetzen", sagte die Konzernchefin.

Von Journalisten ferner auf die möglichen Folgen für das Dialysegeschäft durch neuartige Diabetes- und Diätmittel (GLP-1-Medikamente) angesprochen, gab sich die Konzernchefin unverändert gelassen. Die Zahl der FMC-Patienten, die diese Mittel nähmen, sei verhältnismäßig klein - wenngleich sie steige. "Es wird voraussichtlich ein Jahrzehnt dauern, bis wir überhaupt Effekte sehen", so Giza. "Vorerst gehen wir weiterhin davon aus, dass die Auswirkungen auf FMC neutral sind."

Analysten schließen derzeit nicht aus, dass durch die Medikamente mit der Zeit die Zahl der Dialysepatienten sinken könnte, da sie mutmaßlich das Fortschreiten einer chronischen Nierenerkrankung verlangsamen. Diese Befürchtungen hatten zwischenzeitig den Aktienkurs des Konzerns belastet.

FMC gehört zu rund einem Drittel zum Bad Homburger Klinikbetreiber und Medizinkonzern Fresenius. Nach mehreren Gewinnwarnungen wegen der Probleme beim Dialysespezialisten hatte Fresenius-Chef Michael Sen die bilanzielle Entflechtung von FMC auf den Weg gebracht. Sie wurde im November mit der Umwandlung der Rechtsform von einer Kommandit- in eine Aktiengesellschaft wirksam.

Damit muss Fresenius FMC nicht mehr voll in die Bilanz aufnehmen, sondern kann den Dialysespezialisten entsprechend der Beteiligung im Finanzergebnis berücksichtigen. Für 2023 legen beide Unternehmen bereits getrennt ihre Zahlen vor, Fresenius wird seine Resultate an diesem Mittwoch veröffentlichen.

Aktien von FMC und Fresenius verlieren

Die Eckzahlen von Fresenius Medical Care (FMC) und auch die leicht über den Erwartungen liegenden Jahresziele haben der Aktie des Dialysespezialisten am Dienstag nur kurz Schwung gegeben.

Nach einem Kursanstieg bis auf 41,62 Euro - und damit auf den höchsten Stand seit Ende September - bröckelten die Gewinne bereits im frühen Handel wieder komplett ab. Die weitgehend seitwärts verlaufende gleitende 200-Tage-Linie bei etwas über 40 Euro, die die FMC-Aktie erstmals seit Oktober überwand, wurde dabei auch gleich wieder gerissen. Sie zeigt charttechnisch interessierten Anlegern den längerfristigen Trend an.

Die FMC-Aktie verliert im XETRA-Handel zeitweise 1,22 Prozent auf 38,98 Euro, für die Anteile des FMC-Großaktionärs Fresenius geht es zeitweise 0,75 Prozent auf 26,47 Euro abwärts.

FMC übertraf zwar laut Analysten die hauseigenen Ziele für 2023 leicht und liegt auch mit den Zielspannen für Umsatz und operatives Ergebnis 2024 leicht über den Erwartungen, doch das reichte letztlich nicht aus.

Analystin Lisa Bedell Clive von Bernstein Research erinnerte daran, dass die FMC-Aktie seit dem Zahlenwerk des US-Dialyseanbieters Davita vor rund einer Woche deutlich gestiegen war. Da habe die Konkurrentin für die USA über ein leichtes bereinigtes Wachstum bei den Behandlungen berichtet und ein Plus bei den Patientenzahlen von ein bis zwei Prozent für 2024 in Aussicht gestellt.

FMC dagegen habe für das vierte Quartal ein bereinigtes Behandlungswachstum auf Vorjahresniveau ausgewiesen und bislang keine spezifischen Wachstumsziele für das neu angelaufene Jahr genannt. "Das dürfte wohl ein wichtiger Punkt während der Telefonkonferenz werden", erwartet Bedell Clive daher mit Blick auf die noch anstehende Präsentation der Bilanz vor Analysten. Ihr zufolge hat FMC alles in allem ein neutrales Zahlenwerk samt Ausblick vorgelegt, zumal die Jahresziele weitgehend mit den durchschnittlichen Analystenschätzungen übereinstimmten.

Barclays-Analyst Hassan Al-Wakeel sprach von einem "soliden Jahresende". Das operative Ergebnis im vierten Quartal und die Mitte der Zielspanne für 2024 des Dialysespezialisten lägen leicht über den Konsenserwartungen, schrieb er. Der Experte sieht es als ermutigend an, dass FMC weiter stark in der Umsetzung seiner Vorhaben sei.

Er wies aber auch darauf hin, dass er nach der Zahlenvorlage mit dem Unternehmen gesprochen habe. Dabei hob Al-Wakeel vor allem heraus, dass das bereinigte Behandlungswachstum im Quartalsvergleich leicht rückläufig gewesen sei - was FMC mit ausgebliebenen Behandlungen um die Weihnachtszeit begründet habe.

BAD HOMBURG (dpa-AFX)

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Bildquellen: Fresenius Medical Care

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