CK*Trends: Die spannende Welt der Quantencomputer
Liebe Leserinnen und Leser, kenne Sie das?! Es gibt Themen, die klingen interessant und spannend, zugleich möchte man sich gar nicht näher damit beschäftigen - aus Angst es sowieso nicht zu verstehen, wenn man nicht zufällig selbst aus diesem wissenschaftlichen Bereich kommt.
So dürfte es vielen Lesern beim Thema "Astrophysik", "DNA-Analytik" oder eben auch dem heutigen Thema "Quantencomputer" gehen.
Doch ich möchte Ihnen diese Berührungsängste gleich nehmen. Als Investor müssen Sie (abseits der eigenen Neugier) nicht im Detail verstehen, wie neue Technologien funktionieren, um dennoch gewinnbringend dahinein investieren zu können. Sie müssen nicht verstehen, was im Inneren eines Smartphones, in dessen Schaltkreisen abläuft, um zu verstehen, dass Apple damit Erfolg haben wird.
Wichtig ist für Sie, einschätzen zu können, ob eine Technologie funktionieren wird und welche Anwendungen damit möglich sein werden. Denn am Ende spielt die dahinterliegende Technik keine Rolle, es geht nur darum, wie weit sie sich kapitalisieren lässt, welche Anwendungsgebiete es dafür gibt und welche Erlösquellen sich daraus ergeben.
Der Quantencomputer ist - einfach ausgedrückt - die extreme Beschleunigung von Rechenleistung. Quantencomputer sind in der Lage, 100 Millionen Mal schneller zu rechnen, als bisherige Rechner. Wofür Ihr PC 10.000 Jahre benötigen würde, braucht ein Quantencomputer nur wenige Sekunden.
Darunter können wir uns etwas vorstellen - und das genügt schon fast. Technisch sind diese Superrechner heute noch sehr anspruchsvoll. Sie benötigen extrem tiefe Temperaturen nahe dem absoluten Nullpunkt, die sie bis auf weiteres für das heimische Büro, trotz Klimaanlage, ungeeignet macht. Aber in Cloud-Rechenzentren von Amazon bis IBM stehen sie den Anwendern zur Verfügung.
In einer Welt, die sich ohnehin vom privaten Rechner zu einer reinen Cloud-Welt verändert, in der man selbst nur noch über Eingabegerät, Bildschirm und superschnelle Internetleitung (5G) verfügt, während alle Daten und Software in der Cloud liegen und dort auch berechnet werden, ist das auch gar nicht nötig. Über die damit verbundenen Risiken für Privatsphäre und Datenschutz brauchen wir dabei gar nicht erst nachzudenken, wir werden diese Entwicklung nicht aufhalten können. Das wird auch gerade durch die Quantencomputer beschleunigt werden.
Alle herkömmlichen Sicherungssysteme auf lokalen Servern und PCs beruhen auf Verschlüsselungen, die idealerweise so komplex sind, dass sie mit heutiger Rechenleistung niemand leicht überwinden kann. Ein Quantencomputer wäre dazu jedoch spielend in der Lage. Wer über einen Quantencomputer verfügt, könnte zahllose traditionelle Sicherungssysteme binnen Sekunden überwinden. Nur ein Quantencomputer selbst wäre wiederum dazu in der Lage, dies zu verhindern. Da diese Superrechner bis auf weiteres nicht beim Mediamarkt angeboten werden, wird dies die Verlagerung von Daten und Software auf die Server von Amazon, Microsoft oder Google massiv beschleunigen.
Über den reinen Selbstzweck hinaus fallen uns bei der Auseinandersetzung mit dem Thema zahllose Anwendungsbereiche ein, die massiv von einer solchen explodierenden Rechenleistung profitieren. Je komplexer die Problemfelder, desto mehr. Erdbeben- und Börsenprognosen scheitern regelmäßig an der Komplexität und Fülle der Daten. Wetterprognosen und Verkehrsleitsysteme fallen uns ein, aber der aus meiner Sicht weitreichendste Faktor wird der Bereich künstliche Intelligenz sein.
Schon heute sind Computer mit künstlicher Intelligenz - trotz ihrer Beschränktheit auf digitale ( Null oder Eins) Rechenoperationen - zu beeindruckenden Leistungen fähig. Zu welchen Entwicklungen eine künstliche Intelligenz auf der Basis eines Quantencomputers fähig sein wird, können wir heute selbst mit viel Phantasie kaum ersinnen, ohne in den Bereich "Science-Fiction" abzudriften.
Naturgemäß macht uns das Angst, aber zugleich faszinieren uns die Möglichkeiten. Dieses Phänomen ist so alt wie die Menschheit. Also freuen wir uns doch auf die Chancen, ohne die Risiken aus dem Auge zu verlieren.
Die Entwicklung neuer Medikamente, Weltraumforschung, aber auch ganz irdische Probleme wie eben zuverlässige Wetterprognosen sind damit möglich. Augmented Reality in Perfektion und Hologramm-Telefonie, ja sogar das Holo-Deck der Enterprise wird durch die Quantencomputer eines Tages vielleicht Realität.
Was auch immer wir uns heute ausmalen wird nicht reichen, um die unzähligen Möglichkeiten zu erahnen, die diese Technologie ermöglicht. Um das zu berechnen, bräuchte man wohl schon einen Quantencomputer, aber einen der späteren Generationen, denn das, was in den nächsten Monaten und Jahren auf den Markt kommt, ist vergleichbar mit den ersten raumgroßen Computer aus den 1950er Jahren. Die Entwicklung von Quantencomputern wird gleichfalls explosionsartig vonstattengehen - und unsere Welt grundlegend verändern.
Wir können weder die ganzen Möglichkeiten dieser Technologie erahnen, noch die Umsätze, die dadurch zukünftig generiert werden. Nur in einem können wir sicher sein: Sie werden enorm sein.
Und wieder sind es am Ende nicht die kleinen Buden, die davon profitieren. Wie leben in einer Wirtschaftswelt, die zunehmend vom Prinzip "The Winner takes it all" dominiert wird. Und so sind es auch diesmal wieder die großen bekannten Namen, die nicht nur ihr Gewicht und ihre Milliarden ins Rennen werfen können, sondern auch ihre bereits aktiven gigantischen Forschungsabteilungen.
Dirk Müller ist Deutschlands bekanntester Wirtschafts- und Börsenexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Politikberater und Initiator des Dirk Müller Premium Aktien Fonds. Als erfolgreicher Internet- und Medienunternehmer gründete er das Finanzinformationsportal Cashkurs.com und die Börsenbriefe Cashkurs-Trends.de und Cashkurs-Gold.de. Er gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Heute ist er das bekannteste Gesicht des Börsenparketts. Von vielen Medien wird er daher auch gerne „Mr. DAX“ genannt.
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