Dirk Müller-Kolumne

"Druck mir mal ein Auto aus" - wie der 3D-Druck endlich erwachsen wird

19.06.17 09:53 Uhr

"Druck mir mal ein Auto aus" - wie der 3D-Druck endlich erwachsen wird | finanzen.net

Bereits vor fünf Jahren haben wir mit Cashkurs*Trends als eine der ersten Börsenpublikationen in Deutschland über die 3D-Drucktechnologie berichtet.

Damals hatte kaum jemand davon gehört, es klang nach wilder Science-Fiction. In den folgenden Jahren entwickelte sich ein regelrechter Hype um die neue Technologie.

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Vor 5 Jahren im Januar 2012 haben wir in einer unserer frühen Ausgaben von Cashkurs-Trends bereits das Thema 3D-Druck vorgestellt. Damals hatte kaum jemand davon gehört, es klang nach wil¬dem Science-Fiction und der Kurs eines Unternehmens wie 3D-Systems stand bei Erscheinen unserer Ausgabe bei 10 US-Dollar. An diesem Beispiel zeigt sich in Perfektion, wie die Marktentwicklung von Technologien voranschrei¬tet, die neu entstehen und die Welt revolutionieren werden.

Zunächst (hier bis Ende 2010) ist es eine reine "Spin¬nertechnologie", von der 98% der Menschen noch nichts gehört hat, an der die ersten Ingenieure in ihren Garagen arbeiten und mit sehr wenig Kapital eine solche revolutionäre Technologie als Visionäre zusammenfrickeln. Irgendwann stehen die ersten funktionierenden, aber noch sehr einfachen Pro¬totypen in jener Garage und man sucht nun nach Investoren, die die weitere Entwicklung und den späteren Vertrieb finanzieren. Gut vernetzte Kapitalgeber werden angesprochen und schauen mal in der Ga¬rage vorbei. Der eine oder andere erkennt das enor¬me Potential, das noch immer von den einen belä¬chelt, aber von der Masse noch gar nicht bekannt ist. Das ist hier im Chart die Phase um 2011, wo jene Großinvestoren sich einige Aktienpakete zulegen. Wir sind durch unsere Studien, Netzwerke und ganz besonders Dr. Wenzels Arbeit ebenfalls sehr früh an diesen Themen dran, weshalb wir in diesem Fall den 3D-Druck bereits im Januar 2012 vorstel¬len konnten, zu einer Zeit, als dieses Thema in kaum einem Deutschen Medium diskutiert wurde. Von da an ging es aber immer schneller. Zuerst wurden Technikzeitungen darauf aufmerksam, dann kam das Thema auf den hinteren Seiten der Finanzzei-tungen eher unter dem Bereich "Kurioses". Im Laufe der Monate wechselte das Thema weiter nach vor¬ne, wurde in Anlegerforen diskutiert, erreichte 2013 die Titelseiten der Boulevardanlegermagazine und in der Spitze 2014 berichtete sogar die Apotheken¬umschau darüber ("Prothesen aus dem 3D-Drucker sind im Kommen…"). Mit der medialen Berichter¬stattung sprangen immer mehr Anleger auf diesen todsicheren Zug auf, denn es wurde immer klarer: Das wird eine technologische Revolution mit noch ungeahntem Potential. Das war auch alles richtig, hatte nur einen Schönheitsfehler, den die meisten in der Euphorie vergessen: Es gab noch gar keinen Markt für 3D-Drucker und deren Produkte. Es war eine Technologie mit Potential, aber eben noch kei¬nem reifen Absatzmarkt, der Gewinn liefern könnte. Zugleich kamen weltweit zahlreiche Technologie¬firmen zur Erkenntnis, dass hier ein Eldorado war¬tet und haben gleichfalls begonnen 3D-Drucker zu entwickeln.

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Zu viele Jäger sind bekanntlich des Hasen Tod

Und so balgten sich eine große Anzahl kleiner und großer Hersteller um einen kaum vorhandenen Markt, der erst einmal von den Vorzügen der neuen Technologie überzeugt werden musste. Die wahnwitzigen Umsatzprognosen für Unternehmen wie 3D-Systems ließen sich folglich nicht ansatzweise halten. Der Umsatz, der sich von 2012 auf 2013 auf 300 Mio. US$ fast verdop¬pelt hatte, brach bis 2015 wieder auf 156 Mio. $ ein. Konsequenterweise brachen auch die Aktienkurse ein. Im Sommer 2015 kam es (wie immer in dieser Entwicklungsphase) zu einer steilen und kurzen Gegenbewegung und in den einschlägigen Foren war zu lesen "Die letzte Chance noch mal billig an 3D-Systems zu kommen!". Ich habe massiv davor gewarnt und prognostiziert, dass die Aktie auf ihr ursprüngliches Niveau zurückfallen werde, bevor es zum langanhaltenden Aufschwung kommt. Das wurde natürlich als weltfremd belächelt. Wir hatten uns bereits 2013 bei Cash¬kurs-Trends aus der Aktie verabschiedet.

Vor der Revolution steht der (Markt-)Kampf

Der Zusammenhang war völlig prognostizierbar: Die vielen Unternehmen, die sich inzwischen in dem Markt tummelten, machten sich gegenseitig die wenigen Aufträge streitig. Ein brutaler Preiskampf entstand, manches kleinere Unternehmen kämpfte ums Überleben. Im Überlebenskampf wird auch zu Dumpingpreisen verkauft, Hauptsache es kommt irgendwie Geld in die Kasse. Dennoch haben etliche Unternehmen diese Phase des Todeskampfes (bis 2016) nicht überlebt. Die anderen, überlebenden Firmen, waren in dieser Phase ebenfalls gezwungen alles auf "links" zu drehen, Kosten zu optimieren und sich zu verschlanken. Kurz: Gesundschrumpfung war das Stichwort.

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Revolutionäre Technologie trifft auf entwickelten Markt

Jetzt war der Markt bereinigt. Nur die starken haben - jetzt als top-optimierte - Firmen überlebt und ihre Produkte weiterentwickelt. In diesen Jahren ist auch der Markt gereift. Immer mehr Anwendungsgebiete kamen dazu, der 3D-Druck ist den Kinderschuhen entwachsen und inzwischen eine ernstzunehmende Technologie auf zahllosen Produktionsfeldern bis hin zum Flugzeugturbinenbau. Dezimierte, aber optimierte Firmen, die mit ihrer revolutionären Technologie auf einen entwickelten Markt treffen, sind genau die Mischung für den zweiten und diesmal nachhaltigen Siegeszug dieser Unternehmen. Der jetzt begonnene Aufschwung wird nicht so explosiv verlaufen wie 20212-2014, aber er wird substanzieller und kontinuierlicher verlaufen.

Die wichtigsten Erkenntnisse

Exakt diese Entwicklungsstufen finden Sie in den Charts der Solarfirmen, Windkraftbauer, Computerhersteller und Internetfirmen (1995-2003 ff) wieder. Es ist stets der gleiche Ablauf wie oben beschrieben.

Es gibt genau zwei Punkte, an denen Sie als Anleger in eine solche Jahrhunderttechnologie investieren sollten: In der sehr frühen Phase, wo es kaum jemand kennt. Aber sie müssen hier auch schnell wieder aussteigen, wenn der Hype den Wahnsinn treibt. Ruhiger können Sie es NACH der Konsolidierung angehen lassen, bevor der langjährige Marsch des dauerhaften Erfolgs beginnt, hier ist auch klar, welche Firmen überlebt haben und welche die künftigen Marktführer sein werden, das ist zu Beginn des Booms längst nicht sicher.

Wir versuchen auf Cashkurs-Trends beide Phasen zu identifizieren und die Leser entsprechend zu informieren.

Der 3D-Druck ist just in diese zweite Phase eingetreten und es lohnt sich einmal zu schauen, wie dieser Markt und seine Protagonisten inzwischen gereift ist.

Viel Erfolg mit einem spannenden Blick in eine futuristische Zukunft des "Replikators", wie wir ihn vom Raumschiff Enterprise kennen.

Dirk Müller

Die aktuelle Ausgabe von Cashkurs*Trends beleuchtet die Entwicklungen im Bereich der 3D-Technik ausführlich in Form einer neuen Studie durch das Institut für Trend- und Zukunftsforschung. Darüber hinaus werden mit den Profiteuren in diesem Sektor die attraktivsten Unternehmen detailliert vorgestellt.

Mehr zu Cashkurs*Trends erfahren Sie unter: www.cashkurs-trends.de/

Dirk Müller ist Deutschlands bekanntester Wirtschafts- und Börsenexperte, mehrfacher Spiegel-Bestseller Autor, Politikberater und Initiator des Dirk Müller Premium Aktien Fonds. Als erfolgreicher Internet- und Medienunternehmer gründete er das Finanzinformationsportal Cashkurs.com und die Börsenbriefe Cashkurs-Trends.de und Cashkurs-Gold.de. Er gilt als „Dolmetscher zwischen den Finanzmärkten und den Menschen außerhalb der Börse“. Heute ist er das bekannteste Gesicht des Börsenparketts. Von vielen Medien wird er daher auch gerne „Mr. DAX“ genannt.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: Tele Trader Software GmbH