IfW: Handelsabkommen USA-China schadet der EU maßgeblich
Das jüngste Handelsabkommen zwischen den USA und China wird nach einer neuen Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft spürbar negative Folgen für die Güterexporte der EU haben.
Wahrscheinlich werde es sie rund 11 Milliarden US-Dollar an Ausfuhren nach China kosten. Deutschland sei unter den EU-Ländern besonders betroffen, unter den Branchen vor allem der Flugzeug- und der Fahrzeugbau.
Grund für die Verschiebungen des Handels ist laut der Studie die Asymmetrie des Phase-1-Abkommens: Die Chinesen verpflichteten sich, deutlich mehr Güter aus den USA abzunehmen als bislang, was dem Wunsch der Trump-Regierung nach einem geringeren Handelsdefizit entspreche. "Die von China zugesagten zusätzlichen Importe von US-Gütern werden Importe aus anderen Ländern verdrängen", warnte IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.
Grob gerechnet, sollten laut Abkommen Chinas Importe bestimmter Güter aus den USA im Jahr 2021 um 95 Milliarden US-Dollar höher liegen verglichen mit dem Jahr 2017, als der Handelskrieg mit den USA noch nicht begonnen hatte. Das bedeute eine Verdoppelung der Importe dieser Güter aus den USA, ergäben neue Berechnungen von Felbermayr und Handelsexpertin Sonali Chowdhry.
Industrieprodukte im Fokus
Allein bei den Industrieprodukten sollten sich die Importe Chinas aus den USA in diesem Jahr um knapp 33 Milliarden US-Dollar und im nächsten um knapp 45 Milliarden US-Dollar erhöhen verglichen mit dem Basisjahr 2017. Die EU, aus der bislang rund ein Fünftel der von China importierten Industrieprodukte stammten, sei besonders verwundbar für Handelsumlenkungen in diesem Bereich. Von den zehn wichtigsten Produktgruppen, die China aus der EU importiere, fielen alle in den Bereich der Industrieprodukte.
Das Institut betonte, die EU habe einen sehr hohen Anteil an Chinas Importen pharmazeutischer Produkte, von Fahrzeugen, Flugzeugen oder medizinischen Geräten. "In diesen Bereichen sind die zusätzlich vereinbarten Einkäufe aus den USA substanziell, sodass die EU-Hersteller sehr wahrscheinlich Marktanteile werden abgeben müssen", so das IfW.
Nach den Berechnungen von Felbermayr und Chowdhry werden die EU-Exporte nach China im Jahr 2021 voraussichtlich um 10,8 Milliarden Dollar geringer ausfallen verglichen mit einem Szenario, in dem es das Abkommen und den Zollkrieg zwischen China und den USA nicht gegeben hätte. Damit würde die EU rund ein Sechstel der Handelsumlenkung tragen müssen, die durch das Abkommen ausgelöst werde.
In absoluten Zahlen sind demnach die größten Verlierer die Hersteller von Flugzeugen mit minus 3,7 Milliarden US-Dollar, die von Fahrzeugen mit minus 2,4 Milliarden und diejenigen von Maschinen mit minus 1,4 Milliarden Dollar. Nach relativen Veränderungen betrachtet sind ebenfalls Flugzeuge (minus 28 Prozent) und Fahrzeuge (minus 5 Prozent) sowie pharmazeutische Produkte (minus 5 Prozent) besonders stark in Mitleidenschaft gezogen. "Die betroffenen Industrien sitzen vor allem in Deutschland, aber auch Frankreich ist erheblich getroffen", sagte Felbermayr.
BERLIN (Dow Jones)
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