Deutsche Prognosen gesenkt

OECD erwartet langsamen Aufschwung - Weltweite Wachstumsprognose kaum verändert

07.06.23 11:32 Uhr

OECD erwartet langsamen Aufschwung - Weltweite Wachstumsprognose kaum verändert | finanzen.net

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet mit einer insgesamt langsamen Erholung von den Nachwirkungen der Corona-Pandemie und des russischen Kriegs gegen die Ukraine und hat ihre Prognosen für das Wachstum der Weltwirtschaft 2023 und 2024 kaum verändert.

Wie sie in ihrem aktuellen Wirtschafsausblick schreibt, rechnet sie für 2023 mit einem Anstieg des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 2,7 (März-Prognose: 2,6) Prozent und für 2024 unverändert mit 2,9 Prozent Wachstum. "Die Weltwirtschaft ist im Aufschwung, aber der Weg zu einem starken und nachhaltigen Wachstum ist noch lang", heißt es in dem Bericht. In der Summe beider Jahre wurden die Prognosen der USA und Italiens deutlich nach oben revidiert, Deutschlands aber deutlich nach unten.

Einige der negativen Einflussfaktoren, die das Wachstum 2022 gebremst haben, verlieren nach Einschätzung der OECD an Bedeutung. "Sinkende Energiepreise und Inflationsraten, nachlassende Versorgungsengpässe und die Wiederbelebung der chinesischen Wirtschaft in Verbindung mit einer starken Beschäftigung und relativ stabilen Haushaltsfinanzen tragen zu der erwarteten Erholung bei", analysiert die OECD. Dennoch werde der Aufschwung verglichen mit früheren Verhältnissen schwach ausfallen.

Das US-BIP wird laut der aktuellen Prognose 2023 um 1,4 (bisher: 1,5) Prozent steigen und 2024 um 1,4 (0,9) Prozent. Chinas BIP wird demnach um 5,4 (5,3) und 5,1 (4,9) Prozent zulegen und Japans um 1,3 (1,4) und 1,1 (1,1) Prozent. Für den Euroraum prognostiziert die OECD 0,9 (0,8) und 1,5 (1,4) Prozent Wachstum, darunter für Deutschland 0,0 (0,3) und 1,3 (1,7) Prozent, für Frankreich 0,8 (0,7) und 1,3 (1,3) Prozent sowie für Italien 1,2 (0,6) und 1,0 (1,1) Prozent.

Das schwache deutsche BIP-Wachstum 2023 geht laut OECD auf die hohe Inflation zurück, die die Realeinkommen und Ersparnisse schmälere und den privaten Konsum dämpfe. Entscheidende Impulse für die Konjunkturbelebung wird ihrer Einschätzung nach aber das Exportgeschäft liefern: "Die Lieferketten entspannen sich und der Auftragsbestand ist hoch." Steigende Zinsen sowie die Unsicherheit angesichts schwankender Energiepreise würden aber die Investitionstätigkeit insbesondere auf dem Immobilienmarkt beeinträchtigen. Aber "entschlossene staatliche Unterstützung" und sinkende Energiepreise dürften das Vertrauen der Investoren weiter stärken.

Trotz des vorsichtigen Ausblicks müssen die Zentralbanken laut OECD eine restriktive Geldpolitik beibehalten, bis es klare Anzeichen dafür gibt, dass der zugrunde liegende Inflationsdruck Druck nachlässt. "In einigen Volkswirtschaften, die mit einer hartnäckig hohen Kerninflation zu kämpfen haben, könnten zusätzliche Zinserhöhungen erforderlich werden", urteilt die Organisation. Die politischen Entscheidungsträger müssten jedoch wachsam bleiben, weil die genauen Auswirkungen der raschen und weltweit synchronisierten geldpolitischen Straffung nach einer langen Phase niedriger Zinsen ungewiss seien.

Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)

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