Deutsche Post-Aktie: Diese Kennzahlen lassen aufhorchen

18.06.18 15:55 Uhr

Deutsche Post-Aktie: Diese Kennzahlen lassen aufhorchen | finanzen.net

Mit der Gewinnwarnung hat sich die Charttechnik der Post-Aktie deutlich verschlechtert. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Nicht nur aus statistischer Sicht ist der Logistiker reizvoll, auch die Bewertungsrelationen haben sich kräftig verändert. Mutige Anleger haben auf eine solche Gelegenheit nur gewartet.

Viele Post-Aktionäre dürften sich zuletzt verwundert die Augen gerieben haben: Bei der Vorlage des Q1-Berichts am 8. Mai bestätigte der Konzern noch alle Ziele, rund vier Wochen später sieht die Welt ganz anders aus. Auch wenn im Bericht bereits erkennbar wurde, dass der Logistiker in seinem Kerngeschäft mit Briefen und Paketen vor Herausforderungen steht, fiel die Gewinnwarnung doch überraschend kräftig aus. Der operative Gewinn soll 2018 nun bei 3,2 Mrd. Euro liegen und damit fast eine Milliarde weniger als bisher erwartet.

Vor allem bei der Effizienz hapert es offenbar: Der Paketboom befeuert zwar die Wachstumsstory, kostet die Post aber auch viel Geld, wichtige Investitionen in die IT-Infrastruktur wurden verschleppt. Zudem bezahlt die Post ihre Zusteller besser, was zu höheren Kosten führt. Im schrumpfenden Briefgeschäft kann dies nur durch bessere Systeme aufgefangen werden: Rund 500 Mio. Euro sollen im laufenden Jahr in ein Restrukturierungsprogramm fließen, um doch noch das bestätigte Gewinnziel für 2020 (Ebit: mindestens fünf Mrd. Euro) zu erreichen. Auch der Abgang von Vorstandsmitglied Jürgen Gerdes sorgte für Unruhe.

Die Reaktion am Markt fiel eindeutig aus: Unter hohen Umsätzen rauschte der Kurs in den Keller, mit minus 24 Prozent ist die Post-Aktie der zweitschlechteste DAX-Wert seit Jahresbeginn hinter der Deutschen Bank. Der Kurs steht auf einem ähnlichen Niveau wie zuletzt Ende 2016. Damals notierte der DAX ausgehend vom aktuellen Stand rund 17 Prozent tiefer bei 10.600 Punkten.

Bewertung bietet wieder Spielraum

Auch wenn mit der Gewinnwarnung viel Vertrauen bei Anlegern verspielt wurde, dürfte die Meldung inzwischen ausreichend im Kurs eingepreist sein. Mit dem Absturz eröffnen sich sogar neue Chancen, die Aktie ist attraktiver als noch vor ein paar Wochen. Ende April rechnete Börse Online mit einem Ergebnis je Aktie für 2019 von 2,58 Euro. Beim damaligen Kurs von 37,20 Euro führte dies zu einem 2019er-KGV von 14,4. Zuletzt wurden die Gewinnerwartungen zwar auf 2,36 Euro nach unten genommen.

Gleichzeitig rauschte aber der Kurs deutlich kräftiger in den Keller. Unter dem Strich bezahlen Anleger derzeit nur noch ein KGV von 12,8. Im Branchenvergleich sieht die Bewertung ebenfalls reizvoll aus: United Parcel Service wird mit einem 2019er-KGV von 15 bewertet, FedEX mit rund 13,3. Die Papiere der Deutschen Post liegen klar unter dem Durchschnitt des Sektors. Mittelfristig könnte auch eine Erhöhung des Briefportos für Fantasie auf der Gewinnseite sorgen. Zuletzt kamen Gerüchte um eine Portoerhöhung für den Standardbrief im kommenden Jahr um zehn Cent auf.

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