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Letter to investors: Indien lässt China alt aussehen

30.04.15 10:58 Uhr

Letter to investors: Indien lässt China alt aussehen | finanzen.net

Die Aktienmärkte von Indien und China haben noch Potenzial. So unterschiedlich die Investitionsgründe sind, jene für Indien überzeugen derzeit mehr.

"Indien wächst 2015 schneller als China. Das könnte die Trendwende sein."

Auch im April dominierten die Zentralbanken die Märkte. Die Zinswende in den USA scheint vor dem Sommer unwahrscheinlich, während die EZB für Negativrenditen selbst bei zehnjährigen Staatsanleihen sorgt. Neben diesen Themen widmen wir uns in dieser Ausgabe Asien. China hat beim Thema Kapitalismus keine Nachhilfe mehr nötig. Die dortigen Börsen folgen routiniert der westlichen Logik: Gute Wirtschaftszahlen sind gut, schlechte Zahlen sind auch gut, da sie eine fürsorgliche Zentralbank versprechen.

Chinas Wirtschaft ist im ersten Quartal so langsam wie zuletzt 2008 gewachsen, mit 7 Prozent. Selbst diese Zahl lässt sich nur schwer den Quartalszahlen chinesischer Firmen entnehmen. Doch wer sich chinesischen Börsen mit fundamentaler Analyse nähert, hat ohnehin schon verloren. Und das Terrain jenen einheimischen Privatanlegern überlassen, die allein im März über vier Millionen neue Wertpapierdepots eröffnet haben und deren Wertpapierkäufe auf Kredit bereits 1,8 Prozent vom BIP ausmachen.1 Ihre Kaufeuphorie hat Shanghais A-Aktien in neun Monaten verdoppeln lassen und sich zuletzt auch auf die etablierte Hongkonger Börse übertragen. Das mag man als Aufholprozess deuten, da Chinas Aktien Mitte 2014 noch mit einem KGV von 102 bewertet waren. Jetzt sind es 20, im Einklang mit dem Schnitt der Schwellenländer. Allerdings verschleiert dieser aggregierte Blick, dass 36 Prozent des Index auf Finanztitel entfallen, denen selbst die forschen Chinesen nur ein KGV von 12 zubilligen, was wiederum ein 36er KGV für den Industriesektor bedeutet. Vor allem die Hoffnung auf monetäre und fiskalische Impulse im zweiten Halbjahr lässt die Anleger trotz flauer Makrozahlen auf diese Aktien stürzen.

Auch die Börse Indiens profitiert von Vorschusslorbeeren. Von dem seit Mai 2014 amtierenden Ministerpräsidenten Narendra Modi wird erwartet, das ewige Hoffnungsland strukturell voran zu bringen. Über Reformen des Arbeitsmarkts, des Landrechts, des Steuersystems. Und über die Verbesserung der Infrastruktur, die Indien bisher daran hindert, China als Werkbank Paroli zu bieten. Während beide Länder vom billigen Öl und geldpolitischem Spielraum profitieren, hat Indien seinem Rivalen einiges voraus: eine deutlich jüngere Bevölkerungsstruktur, eine bessere Schuldenlage3 und eine geringere Abhängigkeit von der Weltwirtschaft (Exportquote 15 Prozent, China 22,4 Prozent). 2015 wird es erstmals schneller wachsen als China. Alles Gründe, aus denen wir indische Aktien derzeit noch mehr bevorzugen als chinesische.

Asoka Wöhrmann
Chief Investment Officer und Mitglied des Deutsche AWM Executive Committee

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*Quelle: BVI, Stand 31. Mai 2013, inkl. DB-Produkte

**Stand: 30. Juni 2013

Bildquellen: f9photos / Shutterstock.com