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Fokus: Wettstreit der Giganten

04.05.15 11:10 Uhr

Fokus: Wettstreit der Giganten | finanzen.net

In Asien beeindruckte vor allem China durch hohes Wachstum. Doch nun macht Indien auf sich aufmerksam und geht auf Aufholjagd.

China und Indien - beide Länder verfügen über eine Bevölkerung von mehr als einer Milliarde Menschen und wollen sowohl industriell als auch technologisch gegenüber den Industrieländern aufholen. Die Ziele stimmen überein, doch die Entwicklungsmodelle, die beide Länder dabei verfolgen, unterscheiden sich enorm. Die Gründe dafür finden sich in der Historie.

China erlebte vor dem 2. Weltkrieg Anarchie und danach einen Bürgerkrieg, aus dem die Kommunistische Partei 1949 siegreich hervorging und die Planwirtschaft einführte. Der alles dominierende Staat setzte auf eine staatlich verordnete Industrialisierung. Auch die Hinwendung zur Marktwirtschaft im Jahr 1978 führte nicht dazu, dass die Kommunistische Partei ihre Machtstellung aufgeben musste. Private Unternehmen sind zwar seither zugelassen. Doch der staatlich dominierte Bankensektor sichert der Kommunistischen Partei einen großen Einfluss auf die Privatunternehmen. Große Staatsunternehmen bestimmen zudem wichtige Sektoren wie Telekom, Transport und Energie.

In Indien bestand dagegen nach der Unabhängigkeit 1947 die Demokratie fort. Parteienvielfalt und politische Machtwechsel begrenzen die Macht der Regierung. Für das Ziel der Industrialisierung setzte das Land zunächst auf die Planwirtschaft. Der politische Sieg von P.V. Narasimha Rao im Jahr 1991 brachte den Umschwung. Er erklärte die Planwirtschaft für gescheitert und leitete die Hinwendung zur Marktwirtschaft ein. Außerhalb des Finanzsektors dominieren in Indien heute private Unternehmen.

Blick auf die Entwicklung

Chinas Wirtschaft wuchs von 1999 bis 2014 im Mittel um rund 9,5 Prozent pro Jahr. Indiens Wirtschaft wuchs dagegen im Durchschnitt um 6,9 Prozent. Bisher galt unter Ökonomen daher das vom Staat dominierte Wachstumsmodell im Reich der Mitte als erfolgsversprechender. Das Pro-Kopf-Einkommen ist basierend auf der Kaufkraftparität in China um das 2,3fache höher als in Indien. Und bei der Alphabetisierungsquote liegt China mit rund 95 Prozent um rund 32 Prozentpunkte höher als Indien.

Es sollte bei dem Vergleich jedoch nicht übersehen werden, dass China im Durchschnitt 43,5 Prozent, Indien dagegen nur 31,9 Prozent gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) investierte. China wuchs schneller, Indien setzte dafür die Investitionsmittel effizient und vorsichtig ein. Da Investitionen teilweise auch kreditfinanziert sind, gibt es bei den Verschuldungsquoten in beiden Ländern große Unterschiede. Eine effiziente Verwendung der Kreditmittel führte in Indien dazu, dass die Schulden und die Wirtschaftsleistung seit 2000 fast im Gleichklang stiegen. Die Verschuldungsquote änderte sich damit kaum. Werden Kredite dagegen weniger effizient investiert, erhöht sich die Verschuldungsquote. In China ist diese Entwicklung seit 2008 zu beobachten.

Die Regierung von Xi Jinping hat entsprechend bei ihrem Antritt im November 2012 erkannt, dass das bisherige Wachstumsmodell aus hohen Investitionen und steigenden Schulden nicht nachhaltig ist. Chinas Regierung hat daher marktwirtschaftliche Reformen wie die Zulassung von mehr Privatunternehmen, die Auflösung von Monopolen und eine größere Unabhängigkeit der Staatsunternehmen beschlossen. Zudem soll der Finanzsektor für private und ausländische Finanzdienstleister weiter geöffnet werden.

Staat, Unternehmen und private Haushalte sind in Indien in Relation zum BIP weit geringer verschuldet. Das gibt der Regierung von Narendra Modi, die seit Mai 2014 im Amt ist, Spielraum für dringend notwendige Investitionen in die marode Infrastruktur, die ein Wachstumshemmnis darstellt. Zudem will die Regierung das Steuersystem, die Bürokratie und das Finanzwesen reformieren. Die Kombination aus höheren Investitionen und marktwirtschaftlichen Reformen dürfte dazu führen, dass Indien in diesem und dem kommenden Jahr China beim Wachstum überrundet.

Effizienter Kapitaleinsatz

Von 2000 bis 2014 lag China beim Wachstum vor Indien. Eine hohe Investitionsquote, also ein schneller Aufbau des Kapitalstocks, ermöglichte diesen Erfolg. Da die indischen Unternehmen die für Investitionen genutzten Kredite jedoch effizienter als ihre chinesischen Counterparts eingesetzt haben, übertraf das chinesische Wirtschaftswachstum das indische nicht in dem Maße, wie es die höhere Investitionsquote nahelegen würde.

Höherer Kreditspielraum

Die Kreditfinanzierung von Investitionen mit geringerem Wachstumspotential führte in China zu einem Anstieg der Schuldenquote. Aufgrund des effizienteren Einsatzes von kreditfinanzierten Investitionen ist Indien ist dagegen in Relation zum BIP gering verschuldet. Das gibt dem Land Spielraum für Investitionen und damit für mehr Wachstum.

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*Quelle: BVI, Stand 31. Mai 2013, inkl. DB-Produkte

**Stand: 30. Juni 2013

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