Nach "verlorenen Dekaden": Analystin sieht große Chancen in japanischen Aktien
Nachdem Japan lange Zeit mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen hatte, dürfte sich die Stimmung im Land der aufgehenden Sonne nun deutlich bessern. Analystin Maya Funaki hält den Markt für japanische Aktien derzeit für deutlich unterbewertet und sieht nun große Einstiegschancen.
Werte in diesem Artikel
• "Zwei verlorene Dekaden" wirken nach
• Aktienmarkt von Wirtschaft entkoppelt
• Steigende Abdeckung durch Analysten erwartet
Aktien- und Immobilienboom in den 1980er-Jahren
Jahrzehntelang hatte die Wirtschaft Japans mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Nachdem der Aktien- und Immobilienmarkt im Land der aufgehenden Sonne in den 1980er-Jahren kein Halten zu kennen schien und sich der Inselstaat zunehmend als Konkurrenz zu den USA etablierte, platzte die Spekulationsblase 1990 und stürzte Japan in eine mehrjährige Wirtschaftskrise. Denn während der starken 1980er sammelten japanische Geldhäuser massenhaft faule Kredite an, während die Notenbank des Landes den Leitzins immer tiefer drückte. Dank des billigen Geldes schafften sich die Unternehmen Kredite an und setzten ihre teuren Grundstücke als Sicherheit ein, wie der "Spiegel" berichtete.
"Zwei verlorene Dekaden"
Mit einer Zinserhöhung zu Beginn der 1990er-Jahre hielten die Währungshüter den Aufwärtstrend aber abrupt an. So brachen zunächst die Kurse an der Tokioter Börse ein, anschließend geriet auch der Immobilienmarkt deutlich unter Druck. Um die Krise abzufedern, versuchte die japanische Regierung die Wirtschaft mithilfe des Ausbaus der Infrastruktur zu stützen, außerdem drückte auch die Notenbank den Leitzins wieder in die Nähe des Nullbereichs - vergeblich. Die Folge: Konsum und Investitionen gingen zurück, auch für die Preise ging es gen Süden. Ende der 1990er-Jahre befand sich der Staat dann in einer Deflation. Ursprünglich wurde die wirtschaftliche Stagnation als "verlorene Dekade" bezeichnet, da die Folgen des Crashs auch noch in den 2000er-Jahren spürbar waren, spricht man mittlerweile von "zwei verlorenen Dekaden".
Aktienmarkt nicht an Wirtschaft gekoppelt
Auch Maya Funaki, Portfoliomanagerin bei RBC BlueBay Asset Management, erkannte die einstigen Schwierigkeiten des Landes in einem Beitrag, der auf "Institutional Money" erschien, an. "Die japanische Wirtschaft hatte jahrzehntelang mit Problemen zu kämpfen, darunter eine ungünstige demografische Entwicklung, eine hohe Verschuldung sowie die Immobilienblase in den späten 1980er-Jahren. Darüber hinaus haben die Keiretsu genannten Unternehmensnetzwerke zu faulen Krediten auf seiten führender japanischer Unternehmen beigetragen", so die Strategin. Der Aktienmarkt habe sich jedoch losgelöst von diesen Baustellen entwickelt. Trotzdem sei unter Anlegern eine Skepsis zu beobachten gewesen, die diese oftmals von einer Investition in japanische Aktien abhielt. "Angesichts der relativ gedämpften Performance, insbesondere im Vergleich zu US-Aktien in den vergangenen zehn Jahren, haben sie Japan in den vergangenen Jahren deutlich untergewichtet", so Funaki.
Interesse an japanischen Aktien wächst
Damit sei nun aber Schluss: "Nun verbessert sich das makroökonomische Umfeld und wir sehen zunehmendes Interesse an japanischen Aktien", zeigte sich Funaki sicher. "Sowohl die Fundamentaldaten der Unternehmen als auch die Kapitalströme könnten den Markt unterstützen". So könnten japanische Unternehmen etwa von disruptiven Technologien und Nachhaltigkeitsaspekten profitieren, die am Markt vermehrt im Fokus stehen. Mithilfe von Analysemaßnahmen können sich für Anleger, die bei der Auswahl ihrer Investitionen Wert auf eine nachhaltige und durchdachte Unternehmensführung legen, auf dem japanischen Aktienmarkt einige interessante Gelegenheiten bieten. "Hier sehen wir Fortschritte - einschließlich Verbesserungen in der Vorstandsstruktur und der Berichterstattung, was die Chancen für Stockpicker weiter erhöht", erklärte die Analystin.
Fokus auf Arbeitskräfte
Ebenfalls positiv sieht Funaki in diesem Zusammenhang den verstärkten Fokus auf Arbeitnehmer, den japanische Unternehmen nun an den Tag legen und der sich vor allem durch Lohnerhöhungen äußere. Trotz eines Arbeitskräftemangels durch einen Bevölkerungsrückgang dürfte Japan nicht an seinen strengen Einwanderungsgesetzen rütteln, glaubt die Expertin. Erst im Frühjahr kam es bei Großunternehmen deshalb zu starken Anhebungen der Bezüge, um Mitarbeiter zu gewinnen. Dieser Trend dürfte sich Funaki zufolge auch auf kleinere und mittlere Unternehmen erstrecken. In Japan stehe diese Unternehmensklasse gegenüber anderen Industriestaaten derzeit noch weniger im Fokus von Analysehäusern, was sich aber bald ändern könnte.
Redaktion finanzen.net
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