Rezession durch Corona-Krise: Düstere Aussichten für das zweite Quartal 2020
Die Corona-Krise wird im zweiten Quartal eine schwere Rezession auslösen. Laut Forschern könnte es in Deutschland zum stärksten Wirtschaftseinbruch seit 1970 kommen und mit jedem weiteren Monat werden die Folgen schlimmer.
• Der Tiefpunkt könnte im zweiten Quartal erreicht werden
• Die Weltwirtschaft wird in eine Rezession fallen
• Deutschland ist gut aufgestellt
Nach Ansicht der führenden Wirtschaftsinstitute wird die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2020 um 4,2 Prozent sinken. Zusätzlich gehen die Autoren des Gutachtens davon aus, dass die Corona-Krise deutliche Spuren auf dem deutschen Arbeitsmarkt hinterlassen wird. "In der Spitze wird die Arbeitslosenquote in diesem Jahr auf 5,9 Prozent und die Zahl der Kurzarbeiter auf 2,4 Millionen hochschnellen", sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Das zweite Quartal 2020 wird hässlich
In Europa und den USA gelten inzwischen weitreichende Ausgangsbeschränkungen und damit ein Stillstand des öffentlichen Lebens. Noch ist eine präzise Vorhersage der volkswirtschaftlichen Kosten der Corona-Krise unmöglich, da es eine Unsicherheit über die weitere Verbreitung des Virus gibt und welche Maßnahmen noch ergriffen werden müssen. "Wir müssen das zweite Quartal überstehen, und das wird hässlich. Es wird wieder wie 2007-2008 sein", ist sich Jim Cramer von CNBC sicher.
Vieles deutet darauf hin, dass er recht hat. Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute gehen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in Deutschland als Folge des Lockdowns um 9,8 Prozent einbricht. Das wäre der stärkste Wirtschaftseinbruch seit 1970 und sogar mehr als doppelt so groß wie jener während der Finanzkrise im ersten Quartal 2009.
Ökonomen von Allianz Research gehen davon aus, dass jeder Monat der Sperrung einen Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts um 7-10 Prozent verursachen könnte. Unter der Annahme, dass der Lockdown Ende April beendet ist und die normale Aktivität bis Ende Juni wieder aufgenommen werden kann, könnte der Tiefpunkt im zweiten Quartal erreicht werden.
Eine präzise Vorhersage ist unmöglich
Experten sind sich sicher, dass die Weltwirtschaft in eine Rezession fällt, die sich vor allem im zweiten Quartal bemerkbar macht und bis Ende des Jahres anhält. Eine präzise Vorhersage für das zweite Quartal ist jedoch schwierig. Denn es gibt keine historischen Erfahrungen mit vergleichbaren Ereignissen, aus denen wahrscheinliche Krisenverläufe abgeleitet werden könnten, wie aus einer Einschätzung des ifo-Instituts hervorgeht.
Während die Infektionszahlen in China zurückgehen, breitet sich das Virus in Europa und Nordamerika seit März beschleunigt aus. Vor allem die exportorientierte deutsche Wirtschaft hat unter der fehlenden Nachfrage zu leiden haben. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Italien, sieht ifo-Konjunkturchef Wollmershäuser aber gute Voraussetzungen für die deutsche Wirtschaft. Die Maßnahmenpakete werden dieses Jahr zu einem Gesamtdefizit von 159 Milliarden Euro führen. Damit wird der Bruttoschuldenstand in diesem Jahr auf 70 Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt steigen. "Mittelfristig wird Deutschland aber wieder das wirtschaftliche Niveau erreichen, das sich ohne die Krise ergeben hätte", so Wollmershäuser.
Strukturelle Änderungen
Jede Krise prägt und ändert das Verhalten der Gesellschaft. Bereits jetzt ist das Gesundheitssystem wieder mehr ins Rampenlicht gerückt, weil das Virus die Notwendigkeit eines starken öffentlichen Gesundheitssystems deutlich macht. Unternehmen dürften sich in Zukunft wieder stärker auf ihre lokalen Lieferketten konzentrieren, um die Risiken solcher Schocks zu minimieren. Außerdem könnte die Krise jetzt die Herangehensweise an Herausforderungen wie den Klimawandel verändern. Es besteht also weiterhin Hoffnung, gestärkt aus dieser Krise hervorzugehen.
Felix Spies / Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Hans RW Goksoyr / Shutterstock.com, interstid / Shutterstock.com