Demografie-Investments

Von Megatrends profitieren: Gesundheitsindustrie macht sich fit

23.08.14 03:00 Uhr

Von Megatrends profitieren: Gesundheitsindustrie macht sich fit | finanzen.net

Unternehmen, die von den Megatrends Demografie und Gesundheit profitieren, sind seit Langem als attraktive Investmentchancen erkannt worden. Privatanleger tun sich bisher schwer.

von Heiko Geiger, Gastautor von Euro am Sonntag

Die Zahl älterer Menschen wächst unaufhaltsam, und vor allem in den Industrienationen verschieben sich die Altersstrukturen immer weiter. Interessant ist ein globaler Vergleich: Wurde man im Jahr 2013 geboren, hat man gemäß dem World Population Data Sheet 2013 zurzeit in Nordamerika die beste Chance auf ein langes Leben, danach folgen Europa und Ozeanien. Mit einer längeren Lebensdauer häufen sich aber auch die typischen Alterskrankheiten, und so steigen letztlich der Pflegebedarf und die Häufigkeit von Krankenhausaufenthalten.

Verschiedene Unternehmen der Gesundheitsindustrie haben bereits damit begonnen, sich auf diese neuen Herausforderungen vorzubereiten. So beschleunigt der deutsche Krankenhausbetreiber Rhön-Klinikum nach seiner Transaktion mit Fresenius/Helios seinen Umbau von einem heterogenen Klinikverbund zu einem integrierten Gesundheitskonzern. Gleichzeitig kaufte der französische Altenheimbetreiber Korian, Mutterkonzern des deutschen Altenheimbetreibers Curanum, in einem Milliardendeal seinen Mitbewerber Medica, mit dem er die europäische Marktführerschaft erlangt.

Doch auch US-amerikanische Einrichtungen haben bereits vor Jahren damit begonnen, sich zu wappnen. Manche sind auf nur wenige ausgewählte medizinische Behandlungen spezialisiert, andere bieten eine ­Universalpalette gesundheitlicher Dienstleistungen. Zu Letzteren zählt beispielsweise Universal Health Services, einer der größten gewinn­orientierten Krankenhausbetreiber Amerikas, der im Umsatz-Ranking 2012 Platz 4 belegte und den drei Marktführern HCA Holdings, Community Health Systems und Tenet somit dicht auf den Fersen blieb.

"Obama Care" als Treiber
für Gesundheitsinvestitionen

Insbesondere in den USA ist das Betreiben gesundheitlicher Infrastruktur ein traditionell lukratives Gewerbe, und viele Einrichtungen hatten über lange Zeit eine Art Monopolstellung genossen. Jedoch sahen sich auch die ­ertragsverwöhnten Krankenhausbetreiber eines Tages mit gleich zwei Problemen konfrontiert: Zum einen ließen altersbedingte Krankheiten die Gesundheitskosten explodieren, zum anderen befand sich die Zahl von Nichtversicherten mit 47 Millionen im Jahr 2006 auf einem erschreckend hohen Niveau.

Aus ökonomischer Sicht hatte dies eine fatale Wirkung, denn nur zehn Prozent der Nichtversicherten bezahlten letztendlich die ihnen in Rechnung gestellten Gesundheitsleistungen. Dank der aktuellen amerikanischen Gesundheitsreform wurde diesem Negativtrend nun Einhalt geboten, denn Gesundheit soll beispielsweise dank Obama Care für die breite US-Bevölkerung zugänglich und gleichzeitig erschwinglicher werden.

Werden Senioren zu Schlüsselfaktoren der Wirtschaft? Die Ergebnisse zahlreicher Umfragen und Studien, aber auch die wachsende Größe dieser Personengruppe sprechen sehr dafür. Die steigende wirtschaftliche Bedeutung der Senioren führt aber auch zu einer Intensivierung des Wettbewerbs, die ihren Tribut verlangt: Produkte und Dienstleistungen müssen immer stärker an individuelle Bedürfnisse angepasst werden. Gleichermaßen steigt die Bereitschaft, für Gesundheitsleistungen zu zahlen und damit in die eigene Gesundheit zu investieren.

Interessant sind Infrastruktur
und Dienstleistungen

Voraussetzung für eine gute gesundheitliche Versorgung ist jedoch eine hochwertige In­frastruktur. Von einem potenziell wachsenden Gesundheitsmarkt könnten daher insbesondere Unternehmen profitieren, die an der Bereitstellung adäquater Einrichtungen beteiligt sind oder entsprechenden Einrichtungen innovative und hochwertige Lösungskonzepte und Dienstleistungen bieten. Dazu zählen spezielle Kliniken und Pflegeeinrichtungen, Seniorenresidenzen, aber auch mobile Infrastrukturanbieter, also Unternehmen, die entweder selbst fortschrittliche und altersgerechte Wohnkonzepte ermöglichen oder dank ihres Serviceangebots das Wohnen zu Hause und innovative Wohneinrichtungen unterstützen.

Bislang blieb privaten Anlegern, die an der Entwicklung des Gesundheitsmarkts partizipieren möchten, in aller Regel nur die Wahl aus Anlageprodukten, die sich auf Pharmaunternehmen - also Medikamentenhersteller - konzentrieren. Allerdings unterliegt der Pharmasektor, auch wenn er grundsätzlich vom Megatrend Demografie profitieren könnte, branchenspezifischen Risiken wie etwa Zulassungen von Medikamenten oder auslaufenden Patentrechten.

Der demografische Wandel kann Investoren aber zusätzliche interessante Aussichten bieten. Mit dem neu lancierten Solactive Healthcare Facilities Performance-Index etwa wird dieses Anlagethema nun investierbar. Der Index bietet einen effizienten und zugleich transparenten Zugang zu 15 Unternehmen verschiedener Industrienationen, die im Bereich der infrastrukturellen Gesundheitsversorgung tätig sind, und reflektiert die Kursentwicklungen der gleich gewichteten Titel. Eventuelle Dividendenausschüttungen der Indexmitglieder werden in die Indexperformance eingerechnet, also reinvestiert.

An den jährlichen Selektionstagen erstellt die Solactive AG, ein anerkannter Indexprovider, den Auswahlpool. Sowohl die Startzusammensetzung als auch die Anpassungen ergeben sich anhand fester Regeln: Ausgewählt werden die nach Marktkapitalisierung größten Titel von Krankenhausbetreibern sowie spezialisierten Pflege- und/oder Vorsorgeeinrichtungen. Der Börsenwert muss mindestens 1.000 Millionen Euro und das durchschnittliche tägliche Aktienhandelsvolumen während der letzten drei Monate wenigstens eine Million Euro betragen.

Branchengrößen rund um den
Globus bilden den Index

Derzeit fließen bekannte Branchengrößen wie die amerikanischen Krankenhausbetreiber HCA Holdings oder Tenet in die Index­zusammensetzung ein. Als ein führender europäischer Branchenvertreter reiht sich auch Rhön-Klinikum in die Riege dieses Bereichs ein. Mit Korian-Medica und Orpea, die dem Sektor Pflegeeinrichtungen zugeordnet werden, ist auch Frankreich vertreten und bei Ryman Healthcare handelt es sich um einen anerkannten neuseeländischen Betreiber von Seniorenresidenzen.

Zur Person:

Heiko Geiger, Head Public Distribution
Deutschland & Österreich Vontobel Investment Banking

Geiger leitet seit sieben Jahren den öffentlichen Vertrieb für Aktien­anleihen, Zertifikate und Hebelprodukte der Bank Vontobel Europe. Er ist seit über 15 Jahren in der Finanzindustrie tätig und war zuvor im Indexbereich der Deutschen Börse für die Funktionen Sales und Marketing verantwortlich.
Vontobel ist eine international ausgerichtete Schweizer Privatbank und gehört zu den führenden Emittenten von Zertifikaten und Optionsscheinen in der Schweiz und in Europa.

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