Deflation in China? Ökonomen fordern "radikale politische Reaktionen"
Der Preisverfall gefährdet Unternehmen und Arbeitnehmer. Die Forderung nach politischem Handeln wird lauter.
Die Verbraucherpreise in China stagnieren, was Unternehmen und Arbeitnehmer gleichermaßen bedroht.
Wie das nationale Statistikbüro Chinas am Montag bekannt gab, stieg der Verbraucherpreisindex im August im Vergleich zum August 2023 nur um 0,6 Prozent.
Der Preisverfall in China erreicht demnach ein historisches Ausmaß.
Fallende Preise klingen erstmal gut. Seit langendem fallende Preise, das klingt noch besser. Günstiger einkaufen will jeder. Wenn aber in einer der größten Volkswirtschaft der Welt die Preise über einen langen Zeitraum stagnieren oder fallen, dann ist das ein Problem. Eine Deflation.
Seit fünf Quartalen alarmiert die Preisentwicklung in China die Wirtschaft. Am Montag meldete das nationale Statistikamt, dass der Verbraucherpreisindex lediglich um 0,6 Prozent angestiegen sei. Werden starken Preisschwankungen unterliegende Güter wie Nahrung und Energie herausgerechnet, waren es sogar nur 0,3 Prozent. Das bedeutet: Das Preisniveau stagniert, über die komplette Wirtschaft betrachtet nehmen die Preise kaum zu.
Seit 1999 gab es eine solche Situation in China nicht mehr. Sollte der Preisverfall bis ins Jahr 2025 anhalten, wäre es die längste Phase seit 1993, schreibt "Bloomberg".
Ökonomen fordern "radikalere politische Reaktion"
Schon jetzt wirkt sich die Situation auf die Lage der chinesischen Wirtschaft aus. Lange anhaltende Stagnation und Deflation haben einen Effekt auf den Konsum: Wer glaubt, dass die Preise weiter und weiter fallen, der schiebt Kaufentscheidungen auf. Das mindert den Absatz der Wirtschaft. Das mindert Umsätze und Profite und gefährdet am Ende Unternehmen – und deren Mitarbeitende.
„Wir befinden uns definitiv in einer Deflation und durchlaufen wahrscheinlich die zweite Phase der Deflation“, sagte Robin Xing, Chefökonom für China bei Morgan Stanley, der Nachrichtenagentur "Bloomberg". Xing verwies auf Belege dafür, dass die Löhne in China bereits zurückgehen. Die Politik müsse nun stärker einschreiten.
"Der deflationäre Druck in China verfestigt sich“, warnte auch Michelle Lam, Greater China Economist bei der Societe Generale, im Gespräch mit Bloomberg. "Dies könnte eine Abwärtsspirale von Preisen und Löhnen in Gang setzen, die eine radikalere politische Reaktion erfordert."
jg