DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Zinserhöhung lässt den DAX kalt

11.04.11 09:55 Uhr

Zinserhöhung lässt den DAX kalt | finanzen.net

Die EZB erhöhte heute wie erwartet den Leitzins erstmals seit ...

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... Ausbruch der Finanzkrise von 1,00 auf 1,25 Prozent. Die Märkte waren in den letzten Wochen von den Notenbankern auf die Zinswende vorbereitet worden, es gab daher an der Börse kaum Reaktionen. In der anschließenden Pressekonferenz bat EZB-Chef Jean-Claude Trichet darum, dies nicht als Start einer Reihe von Zinserhöhungen zu werten. Die Notenbanker wollen sich offenbar nicht in einen „Automatismus“ hineinzwängen lassen, Zinsanhebungen liefern zu müssen. Nüchtern betrachtet ist aber in den nächsten Monaten mit weiteren Erhöhungen zu rechnen. Die EZB die damit erste unter den großen Notenbanken der Industrieländer, die den Leitzins anhebt und damit ein klares Stabilitätssignal setzt. Der Euro reagierte darauf bereits in den letzten Wochen mit Kursgewinnen. Daran konnte auch nichts ändern, dass nun auch Portugal endgültig unter den Rettungsschirm schlüpft.

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Deutsche Autoaktien unter Druck

Die Wirtschaftsdaten aus Deutschland sind weiterhin hervorragend: Die Auftragseingänge und die Produktion in der deutschen Industrie zogen im Februar zum zweiten Mal in Folge wieder kräftig an. Auch das gab dem DAX Auftrieb. Eine besonders gute Performance zeigten die Chemiewerte und BASF stieg auf ein neues Allzeithoch. Auch der Gaskonzern Linde notiert in der Nähe seines Jahreshochs. Die Automobilaktien erhielten dagegen einen Dämpfer. Die Analysten von Morgan Stanley stuften die Aktien von BMW auf „untergewichten“ herab. Es herrscht die Sorge, dass das erste Quartal 2011 die Spitze im Automobilzyklus sein könnte und die Umsätze nun fallen. Auch die Aktien von VW und Daimler erhielten Dämpfer. Grund zu Besorgnis gibt es aber nicht, die deutschen Autokonzerne stehen sehr gut da, nur ist eben der Kursspielraum bei den Aktien vorerst wohl ausgereizt.

Liquidität treibt weiter die Kurse

Grund für die rasche Kurserholung der letzten Wochen ist der Glaube der Anleger an einen weiterhin robusten Aufschwung der Weltkonjunktur. Die nach wie vor vorhandenen Risiken werden dagegen beiseitegeschoben. Das dürfte auch auf die erneute Überschwemmung der Märkte mit Liquidität zurückzuführen sein, welche die Bank of Japan nach dem Erdbeben vorgenommen hat. Das hat die Risikofreude an die Märkte zurückgebracht und auch zu einem Wiederaufleben der Carry Trades geführt. Bei Carry Trades verschulden sich Anleger in niedrig verzinsten Währungen und gehen dafür Positionen in höher verzinsten Währungen oder am Aktienmarkt ein. Die klassische Anlagewährung für solche Carry Trades ist der Australische Dollar. Australien profitiert stark von einer robusten Weltkonjunktur und das Zinsniveau in „Down Under“ ist mit 4,75 Prozent das höchste in den Industrieländern. Die japanische Notenbank dagegen wird den Leitzins auf absehbare Zeit bei null Prozent lassen. Die These, dass der Kapitalbedarf aufgrund des Wiederaufbaus zu einer Aufwertung des Yens führen wird, erwies sich damit als falsch. Dieser Effekt wird durch die gierige Suche der Anleger nach Rendite überdeckt. Der extreme Anstieg des Wechselkurses des Australischen Dollars zum Yen (AUD/JPY) um 17 Prozent innerhalb von zwei Wochen verdeutlicht, welche Kapitalströme da fließen.

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DAX kann sich über 7.000 Punkten stabilisieren

Das birgt natürlich auch Gefahren, nämlich dann wenn sich die Kapitalströme umkehren. Entscheidend ist daher die Frage, ob die Entwicklung der realen Wirtschaft den Kursanstieg an den Börsen rechtfertigt. Ich denke schon. Aber Turbulenzen an den Märkten wird es weiterhin geben. Der DAX behauptete sich zum Wochenschluss an der Marke von 7.200 Punkten. Kurzfristig ist eine Korrektur beim DAX denkbar, solange sich der Index aber über 7.000 Punkten behauptet, ist die Charttechnik weiterhin positiv.

Fazit:

Der DAX zeigt sich trotz allen Gegenwindes robust. Große Kurssprünge sind aber nicht zu erwarten.

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Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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