Das waren die schlechtesten Monate des DAX
Wirtschaftliche und geopolitische Entwicklungen auf der ganzen Welt beeinflussen die Leitindizes auf allen Kontinenten oft maßgeblich. Welche Ereignisse haben die sieben schlechtesten Monate des DAX mit sich geführt?
Werte in diesem Artikel
• Corona-Einbruch unter den sieben schlechtesten DAX-Monaten
• Krise in Südost-Asien und September 2001
• "Dotcom-Blase": rund ein Viertel Wertverlust
März 2020: Corona-Pandemie
Im März 2020 verzeichnete der Deutsche Aktienindex (DAX) den zweitschlechtesten Tag seiner Geschichte: Nachdem die Corona-Pandemie langsam auch in Deutschland angekommen war, fiel der Kurs am 12. März von 10.438,68 Punkten um 12,45 Prozent auf 9.139,12 Punkte. Bis zum Handelsschluss rettete er sich noch auf 9.161,13 Zähler. Im gesamten Monat verlor das Börsenbarometer 16,44 Prozent auf 9.935,84 Punkte. Damit ging der Monat März 2020 als siebtschlechtester Monat in die Geschichte des DAX ein (Stand 09.10.2024).
September 2001: Attentat auf das World Trade Center in den USA
Auf Platz sechs im Ranking der schlechtesten Monate des DAX steht der September 2001: Nachdem der DAX noch am Tag des Attentats auf die Twin Towers in New York aufgrund internationaler Unsicherheiten 8,5 Prozent verlor, wuchs der Kursverlust innerhalb weniger Tage auf insgesamt 19 Prozent an. Der deutsche Leitindex machte damit eine ähnliche Entwicklung durch wie der Dow Jones und andere Indizes weltweit. Insgesamt verlor der DAX im September 2001 16,96 Prozent und sank von 5.188,17 auf 4.308,15 Punkte
August 1998: Tigerstaaten in Südost-Asien
Mit einem Minus von 17,71 Prozent verlief der Monat August 1998 noch etwas schlechter: Lag der DAX zu Monatsanfang noch bei 5.873,92 Punkten, fiel er bis Monatsende auf 4.833,89 Punkte. Grund dafür war ein übermäßiger Optimismus bei den Investitionen in die sogenannten "Tigerstaaten", die in Südost-Asien seit Anfang der 1990er-Jahre einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebten und Mitte des Jahrzehnts sogar als Wachstumszentrum der Welt galten. Allerdings waren die Währungen dieser Staaten an den US-Dollar gebunden und es wurden viele Immobilien sowie Wertpapiere auf Kredit gekauft - wobei die Kreditvergabe anscheinend äußerst großzügig vonstattenging. Die Investitionsprojekte fielen in Relation zum realistischen Risiko verhältnismäßig groß aus: Die europäischen Banken liefen Japan 1996 sogar den Rang als größter Geldgeber der Region ab. Allein Südkorea soll von deutschen Banken mehr als sechs Milliarden Euro erhalten haben, obwohl bereits seit Ende 1996 beispielsweise der thailändische Aktienindex SET aufgrund eines Preisverlustes am Halbleitermarkt sank. Die thailändische Landeswährung machte einen Abwärtssprung und andere Währungen folgten, wodurch der Schuldenberg der Tigerstaaten rasant anstieg und ihre Wirtschaft in Schwierigkeiten brachte: Selbst Kia Motors musste ein staatliches Hilfsprogramm in Anspruch nehmen. Nachdem sich diese Krise auch auf Russland ausweitete, war ein starker Kurssturz des DAX im August 1998 nicht mehr zu verhindern.
September 1990: "Saddam-Crash"
Noch weiter in der Vergangenheit liegt der "Saddam-Crash" im September 1990: Der irakische Präsident Saddam Hussein hatte nach dem vergangenen Krieg rund 30 Milliarden US-Dollar Schulden bei Kuwait und Saudi-Arabien - diese forderte er zu streichen. Im Konflikt mit Kuwait ging es außerdem um die Ölfelder in dem kleineren Land. Zunächst befanden sich der Dow Jones und auch der DAX noch auf einem Allzeithoch, doch ab Juli 1990 wurden die Investoren an den Börsen aufgrund der Unsicherheiten im Nahen Osten etwas vorsichtiger. Als Saddam Hussein seine Drohungen wahr machte und tatsächlich in Kuwait einfiel, erließen die westlichen Länder Wirtschafssanktionen gegen den Irak und erweiterten diese sogar zu einem weltweiten Handelsembargo. Im August lagen die Leitindizes erstmals bei Jahrestiefstständen, einen Monat später drangen irakische Soldaten in die französische Botschaft ein und entführten dort vier Personen, woraufhin die Lage weiter eskalierte: Der irakische Präsident drohte sogar damit, alle Ölfelder am Golf zu zerstören, es kamen Gerüchte über einen dritten Weltkrieg auf. Diesen Entwicklungen konnte der DAX nicht trotzen und fiel im September von 1.629,51 Punkten um 18,08 Prozent auf 1.334,89 Punkte.
August 2011: "Schulden-Crash"
Mit 19,19 Prozent fiel der DAX im August 2011 - 21 Jahre später - rund ein Prozent mehr: Startete der Leitindex noch mit 7.158,77 Punkten in den Monat, so lag er Ende August bei nur noch 5.784,85 Punkten. Der Kurssturz begann damals schlagartig bereits am ersten August, wobei es mehrere Faktoren gab, die die Entwicklung im Laufe des Monats begünstigten. So hatten die USA ein Sparprogramm in Billionenhöhe beschlossen, woraufhin offiziell die US-Kreditwürdigkeit herabgestuft wurde. Ebenfalls ausschlaggebend war wohl auch die Schuldenkrise in südlichen Euroländern, wie die ZEIT berichtete. Es sei noch unklar gewesen, ob die Politik den Rettungsfonds EFSF zur Euro-Stabilisierung weiter aufstocken würde oder nicht. All diese Faktoren haben die Anleger verunsichert, wovon neben vielen anderen Indizes auch der DAX nicht verschont blieb.
Oktober 1987: Der "Schwarze Montag" ging nicht nur in Deutschland in die Geschichte ein
Der Oktober 1987 ist mit einem Verlust von 21,52 Prozent der zweitschlechteste Monat in der Geschichte des DAX, der Kurs fiel von 1.500,17 auf 1.177,38 Punkte. Besonders bemerkenswert ist dieser Börsen-Crash allerdings nicht wegen des hohen Kurssturzes, sondern aufgrund des Fehlens einer richtigen Erklärung dafür: Am 19. Oktober 1987 brach der Dow Jones schlagartig um 22,6 Prozent ein, eine Entwicklung, die sich schnell auf der ganzen Welt widerspiegelte. Zuvor hatte es einen starken Aufschwung der Kurse gegeben, weswegen sinkende Kurse absehbar waren - allerdings hatte Medienberichten zufolge niemand mit so einem rasanten Kurssturz gerechnet. Die Süddeutsche Zeitung zitierte zu dem Thema Folker Hellmeyer von der Bremer Landesbank: "Der Crash war vollkommen übertrieben. [...] Es handelte sich nur um eine Überhitzung", es habe aber keinen sachlichen Grund für die Entwicklung gegeben.
September 2002: Die "Dotcom-Blase" platzte
Der schlechteste Monat, den der DAX Stand Anfang Okober 2024 je gesehen hat, war der September 2002: Innerhalb von nur 30 Tagen rutschte er von 3.712,94 Punkten um ganze 25,42 Prozent auf 2.769,03 Punkte ab. Grund dafür war das Platzen der sogenannten "Dotcom-Blase", die sich mit einem Boom der Dotcom-Unternehmen in den späten 90er-Jahren entwickelt hatte, als alle Aktien, die irgendwie mit der Digitalisierung in Verbindung standen, gekauft wurden. Zu dieser Zeit wurde der Begriff "New Economy" und die Nemax-Indizes geschaffen, die Tagesschau formulierte es wie folgt: "Die Deutschen entdecken die Aktie." Noch während der Boom seinen Höhepunkt fand, hatte allerdings der damalige Börsenchef der DGZ-Bank, Gerhard Schleif, vor der Gier an der Börse gewarnt, außerdem gab es Manipulationsvorfälle - bis die sehr utopischen Gewinnerwartungen einiger Unternehmen sichtbar wurden und die ersten Pleiten eintraten: Der Börsenwert der rund 300 Firmen im Nemax All Share schrumpfte bis Ende September 2002 von etwa 235 Milliarden Euro auf weniger als 30 Milliarden Euro. Das Jahr 2002 war mit einer Performance von -43,94 Prozent auch das schlechteste Jahr in der Geschichte des DAX.
Übrigens: Statista zufolge ist der Monat September statistisch betrachtet traditionell der schlechteste Börsenmonat.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Pavel Ignatov / Shutterstock.com, KenDrysdale / Shutterstock.com