DAX-Historie

Solange brauchte der DAX, um nach einem Crash seine Kursverluste auszugleichen

17.05.20 14:43 Uhr

Solange brauchte der DAX, um nach einem Crash seine Kursverluste auszugleichen | finanzen.net

Der deutsche Leitindex musste in seiner Geschichte schon mehrfach herbe Kursrücksetzer hinnehmen. Dabei benötigte der DAX oft viele Monate oder sogar Jahre, um die entstandenen Verluste wieder auszugleichen.

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Indizes

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• 5 DAX-Crashs innerhalb von 33 Jahren
• Dotcom-Blase mit Rekordverlust von 72,2 Prozent
• Corona-Crash vergleichbar mit 1987

Mit einem Alter von fast 32 Jahren zählt der deutsche Leitindex DAX zu den eher jüngeren Indizes der Börsenwelt. Denn die Erstnotiz des Index ergab sich erst am 1. Juli 1988 mit insgesamt 30 enthaltenen Unternehmen. Innerhalb dieser relativ kurzen Zeit hat das wichtigste deutsche Börsenbarometer jedoch schon einige herbe Rücksetzer hinnehmen müssen - und wieder ausgeglichen.

Perfektes Timing für die Erstnotiz

Da in Deutschland nicht erst seit dem Jahr 1988 Aktien gehandelt werden, beginnt mit dem DAX auch nicht die Historie des deutschen Wertpapierhandels. So berechnete schon im Jahr 1922 das statistische Reichsamt die Notierungen der wichtigsten Konzerne des Landes. Später, in den 60er Jahren, wurde der Gesamtmarkt dann durch die Indizes der Börsen-Zeitung der FAZ abgebildet. Der DAX in seiner heutigen Form kann somit bis ins Jahr 1959 zurückgerechnet werden.

Diese Rückschau ist von sehr großer Bedeutung, da sich der "Schwarze Montag", der erste größere Börsencrash nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, am 19. Oktober 1987, zufälligerweise kurz vor der Einführung des DAX ereignet hat. Die Erstnotiz des deutsche Leitindex und der Börsencrash von 1987 stehen dabei natürlich in direkter Verbindung. Denn statistisch war es durchaus von Vorteil, die Basis des DAX von 1.000 Punkten direkt auf das Silvesterfest von 1987 festzulegen, da von diesem Punkt aus - direkt nach dem großen Crash - eine Erholungsrally bzw. hohe Kurssteigerungen zu erwarten waren.

Der "Schwarze Montag" von 1987

Mit zurückgerechneten Notierungen innerhalb des Index kann nun nämlich festgestellt werden, dass der DAX im Crash von 1987 bis zu seinem Tiefstand genau 38 Prozent seines Wertes eingebüßt hat. Diese 38 Prozent verlor der Index dabei in einem Zeitraum von insgesamt 107 Tagen. Um diesen Verlust wieder auszugleichen, benötigte der Index im Nachgang des Crashs insgesamt jedoch 630 Tage und somit fast 6-mal so lange.

Die Dotcom-Blase von 2000

Nachdem sich der DAX im Jahr 1989 wieder vollständig von den Kurskapriolen vom Oktober 1987 erholt hatte, machte sich in Deutschland, aufgrund der Wiedervereinigung und dem Fall des Eisernen Vorhangs, eine bemerkenswerte Aufbruchsstimmung breit, die sich natürlich auch in den Kursnotierungen der führenden deutschen Aktienwerte wiederspiegelte. Mit dem Einmarsch von Saddam Hussein in Kuwait im Sommer 1990 verschlechterte sich die Stimmung am Aktienmarkt jedoch schlagartig.

Ab dem Jahr 1993 verbesserte sich das Investitionsklima für die beliebtesten deutschen Aktien indessen wieder und der DAX legte wieder massiv zu. So kletterte der Index zwischen 1993 und 2000 - getrieben von der Euphorie rund um den Neuen Markt und den sogenannten Dotcom-Unternehmen - von rund 1.600 Punkten auf bis zu 7.600 Punkte und generiete somit eine Performance in Höhe von über 375 Prozent. Als plötzlich jedoch zahlreiche Anleger ihre Aktiengewinne realisieren wollten und kaum noch jemand bereit war, frisches Geld in den Markt zu bringen, platze die Dotcom-Blase und der DAX stürzte innerhalb von 1.100 Tagen um 72,7 Prozent in die Tiefe. Der DAX leitete zwar einen Erholungsmarsch ein, doch bevor er sich auf Vorkrisen-Niveau zurückarbeiten konnte, wurde er wieder zurückgeworfen. Den extremen Verlust glich der Index erst nach über zehn Jahren aus, nachdem er den nächsten Crash im Jahr 2008 überwunden hatte.

Die globale Finanzkrise von 2008

Nachdem die Preise auf dem spekulativ aufgeblähten US-Immobilienmarkt im Jahr 2007 langsam zu fallen begannen und die ersten Banken in Schieflage gerieten, steckte die Welt schon inmitten der globalen Finanzkrise, welche ihren Höhepunkt mit dem Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 erreicht hatte. Aufgrund dieser Krise stürzte der DAX innerhalb von 207 Tagen insgesamt 44,5 Prozent ab und benötigte genau 801 Tage, um die entstandenen Verluste nach der Krise wieder auszugleichen.

Die Eurokrise von 2011

Kaum hatte sich der DAX nach dem Subprime-Crash wieder erholt, ereignete sich die nächste Krise im Jahr 2010/2011. Diese sogenannte Eurokrise kostete den DAX innerhalb von 48 Tagen rund 31 Prozent seines Wertes. Darüber hinaus benötigte der deutsche Leitindex insgesamt 416 Tage, um diesen erheblichen Kursrücksetzer wieder zu auszugleichen.

Der Corona-Crash 2020

Der Corona-Crash führte beim DAX bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu einem maximalen Verlust in Höhe von 38,9 Prozent und ist damit - sofern das Tief von Mitte März nicht nochmals unterschritten wird - mit dem Börsencrash von 1987 vergleichbar. Während es im Jahr 1987 jedoch insgesamt 107 Tage benötigte, um den Tiefpunkt zu erreichen, waren es im aktuellen Crash nur 28 Tage. Dementsprechend war der Corona-Crash der mit Abstand schnellste Börsen-Zusammenbruch in der Geschichte des DAX.

"Diese Pandemie hat die schnellste Neubewertung von Risiken an den Aktienmärkten seit 30 Jahren ausgelöst", so Bram Kaplan von JPMorgan in einem CNN-Interview in Bezug auf die Schnelligkeit des Corona-Crashs. Dementsprechend zählen der 12. März und der 9.März 2020 mit einem Tagesverlust von 12,2 und 7,9 Prozent auch zu schwärzesten Börsentagen der DAX-Geschichte.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Egal welchen Crash man sich in der Geschichte des deutschen Leitindex herauspickt, früher oder später konnte der Index seine extremen Kursverluste immer wieder ausgleichen. Wie lange es nach dem Corona-Crash dauern wird und ob das März-Tief bei 8.255 Punkten nochmals unterschritten wird, ist gegenwärtig jedoch nicht absehbar. Mit rund 10.470 Punkten notiert der DAX jedenfalls schon wieder 26 Prozent über seinem Corona-Tief. Um das Vorkrisen-Niveau, als er zuletzt am 17. Februar sogar ein neues Rekordhoch verzeichnete, zu erreichen, benötigt er vom aktuellen Niveau aus also noch rund 32 Prozent (Stand ist der 15. Mai).

Langfristige Investoren sollten sich von derartigen Marktschwankungen ohnehin nicht beunruhigen lassen. Denn schon der alte Börsenspekulant André Kostolany wusste: "An der Börse sind 2 mal 2 niemals 4, sondern 5 minus 1. Man muss nur die Nerven haben, das Minus 1 auszuhalten"

Pierre Bonnet / Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag

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