Commerzbank vor dem DAX-Rauswurf: Das sind die Folgen für Anleger und Kunden
Die Commerzbank gilt als HSV des deutschen Leitindex: Seit 1988 ist das Finanzhaus DAX-Mitglied. Doch wie beim Hamburger Fußballclub könnte die Zugehörigkeit zur Top-Liga bald dem Ende zugehen - der Bank droht der Rauswurf aus dem DAX.
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Schon bei der nächsten turnusmäßigen Überprüfung am 5. September könnte es soweit sein, dass die Commerzbank ihren Platz im Leitindex räumen muss. Der potenzielle Nachfolger, Zahlungsabwickler Wirecard, setzt alles daran, sich seinen Weg in die erste Börsenliga zu erkämpfen. Längst hat das Unternehmen die Bank in Sachen Marktkapitalisierung überholt, Wirecard-Aktien befinden sich ungebremst auf Rekordkurs, während Commerzbank-Anteile in den letzten 12 Monaten über 19 Prozent verloren haben. Doch was bedeutet ein Abstieg aus dem DAX für Commerzbank-Anleger und -Kunden?
Commerzbank-Chef unbesorgt
Martin Zielke, Chef des strauchelnden Finanzhauses, gab sich gegenüber Journalisten jüngst betont gelassen: "Ganz ehrlich: Ärgert mich das persönlich? Finde ich das schön? Nein", so der Commerzbank-Chef in Frankfurt auf die Frage, ob es ihn ärgere, dass der vergleichsweise junge Zahlungsabwickler Wirecard im September wohl den Platz des DAX-Gründungsmitgliedes einnehmen wird.
Für Kunden werde der DAX-Abstieg keine Folgen mit sich bringen, bemühte sich Zielke um Entwarnung. "Für unsere Kunden, für unser Geschäft ändert sich damit überhaupt nichts. Für die Bedeutung der Bank für die deutsche Volkswirtschaft ändert sich überhaupt nichts. Wir sind die führende Mittelstandsbank in Deutschland, und daran wird sich auch nach vorne überhaupt nichts ändern."
Das Image bekommt Kratzer
Doch so ganz folgenlos dürfte der Rauswurf aus dem renommiertesten Börsenindex des Landes nicht bleiben. Zunächst dürfte die Commerzbank einen kräftigen Imageschaden erleiden. Nicht nur rechtfertigt der Marktwert den Verbleib im Leitindex nicht mehr, dem Finanzhaus wird auch noch von einem noch recht jungen Konkurrenten der Rang abgelaufen, der im Bereich Zahlungsverkehr deutlich besser aufgestellt ist, als der DAX-Dino. Eine Tendenz, die sich bereits seit geraumer Zeit abzeichnete, die die Commerzbank, aber auch Deutschlands größtes Finanzhaus, die Deutsche Bank, nicht in Angriff genommen haben. Insbesondere das Thema Digitalisierung haben die Banken verschlafen - und werden jetzt von der jungen Konkurrenz rechts überholt. Ein Schlag für das Image.
Commerzbank-Aktienkurs weiter unter Druck?
Nicht nur der Ruf dürfte unter dem Abstieg in den MDAX leiden, die Zugehörigkeit zum Index der mittelgroßen Werte statt zu den Bluechips dürfte auch auf den Aktienkurs Auswirkungen haben. Denn Anbieter von ETFs bilden einen Index nach und müssen sich daher mit Aktien der Indexmitglieder eindecken. Für die Commerzbank bedeutet dies konkret: Wenn sie nicht mehr dem erlesenen Reigen der DAX-Werte angehört, werden zahlreiche Commerzbank-Aktien auf den Markt geworfen werden, während Anbieter börsengehandelter Indexfonds sich stattdessen mit Wirecard-Aktien eindecken werden. MDAX-ETFs kommen nach Volumen hingegen nicht ansatzweise an die von DAX-ETFs heran.
Die Folgen wurden bereits in den vergangenen Wochen deutlich: Während die Commerzbank-Aktie in einem Monat mehr als 7 Prozent verloren hat, ging es für Wirecard-Anteile im gleichen Zeitraum um mehr als 17 Prozent nach oben. Erst vor wenigen Tagen hat der DAX-Kandidat bei 196,10 Euro ein neues Allzeithoch erreicht, während der vermutliche DAX-Absteiger mit einem Kurs von um 8,30 Euro meilenweit von seinen Höchstständen entfernt ist.
Hausgemachte Probleme kommen dazu
Doch nicht nur die Tatsache, dass ETF-Anbieter die Zusammensetzung ihres Portfolios ändern müssen, dürfte den Druck auf die Commerzbank-Aktie verstärken und einer Erholung im Weg stehen. Denn das Finanzhaus hat eine Reihe von Problemen im operativen Geschäft, die auch künftig für Sorgenfalten bei Anlegern sorgen dürften. Insbesondere im Privatkundengeschäft stehen die Gewinnmargen unter Druck. Dennoch hält das Finanzhaus - anders als viele Konkurrenten - an seinen rund 1.000 Filialen fest. Obwohl damit hohe Kosten einhergehen, will der Konzern das Geschäftsvolumen im Privatkundensegment stärker ausbauen. Man müsse das Geschäftsvolumen deutlicher steigern, um die Ertragsziele zu erreichen, war von Commerzbank-Vorstand Michael Mandel zu hören.
Und auch im Geschäft mit Firmenkunden drohen höhere Kosten. Der Markt ist hart umkämpft, das bekommen auch die Frankfurter zu spüren: 2018 werden die Erträge in diesem Segment wohl rückläufig sein, hieß es bei der Vorlage der Quartalszahlen Anfang August. Der gesenkte Ausblick für den Firmenkundenbereich lässt ahnen, welch schwierige Zeiten noch auf die Commerzbank zukommen. Die ehemalige Ertragsperle der Bank hat sich zwischenzeitlich zu einem Sorgenkind entwickelt. Die Sparte profitabler zu machen, bleibt eine große Herausforderung.
DAX-Abstieg dürfte Bund-Ausstieg deutlich erschweren
Die Herausforderungen im Kerngeschäft, aber auch die voraussichtlich deutlich geringeren Börsenumsätze könnten den Druck auf die Commerzbank-Aktie weiter verschärfen. Ein Rückzug des Bundes, der 2009 mit Milliarden eingesprungen war, um das Institut zu stützen, dürfte unter diesen Voraussetzungen in weite Ferne rücken. Aktuell hält der deutsche Staat noch 15 Prozent am Unternehmen, die Anteile des Bundes sind derzeit rund 1,6 Milliarden Euro wert. Zum Zeitpunkt des Staatseinstieges belief sich der Wert des Anteilspaketes noch auf über fünf Milliarden Euro. Aus Sicht der deutschen Steuerzahler ein Desaster - das sich mit dem Abstieg aus dem DAX noch weiter verschlimmern könnte. Und auch aus Sicht der Anleger hält der Abschied vom größten deutschen Börsenindex wohl keine guten Aussichten bereit.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: Thomas Lohnes/Getty Images, Commerzbank AG
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07.11.2024 | Commerzbank Overweight | JP Morgan Chase & Co. | |
06.11.2024 | Commerzbank Kaufen | DZ BANK |
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06.11.2024 | Commerzbank Sector Perform | RBC Capital Markets | |
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05.11.2024 | Commerzbank Equal Weight | Barclays Capital |
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