Portfolio-Anpassungen: Wann lohnt sich Rebalancing - und wann nicht?
Viele Kleinanleger setzen auf die Buy-and-Hold-Strategie. Doch ganz aus den Augen lassen sollte man sein Portfolio dennoch nicht, denn um die gewünschte Risikostreuung beizubehalten sind immer mal wieder Umschichtungen notwendig - ein sogenanntes Rebalancing.
Werte in diesem Artikel
• Risikostreuung durch Diversifikation wichtig
• Rebalancing: Regelmäßige Umschichtungen sinnvoll
• Mittelmaß zwischen Kosten und Nutzen muss gefunden werden
Für Langfristanleger ist Diversifikation äußerst wichtig, d.h. sie investieren in verschiedene Anlageklassen, um so das Verlustrisiko zu reduzieren. Dazu gilt es, sich zunächst der eigenen Risikobereitschaft bewusst zu werden, dann kann man sich daran machen, die richtige Balance für sein Portfolio zu finden. Dabei unterscheidet man grundsätzlich in einen risikobehafteten (z.B. Aktien, Rohstoffe, Edelmetalle) und einen risikoarmen (z.B. Anleihen oder Tagesgeld) Teil.
Gleichgewicht im Depot wiederherstellen
Diese unterschiedlichen Assetklassen werden mit der Zeit jedoch eine unterschiedliche Wertentwicklung erfahren, wobei risikoreiche Anlageklassen langfristig eine höhere Rendite erzielen als risikoarme Assetklassen. Dies hat zur Folge, dass die Asset Allocation - d.h. die Aufteilung der Geldanlage auf verschiedene Anlageklassen - im Zeitverlauf vom Ursprungszustand abweicht. Hat man sich beispielsweise bewusst dazu entschieden, 70 Prozent seines Portfolios in Aktien und 30 Prozent in Anleihen zu investieren, so kann es durch eine gute Entwicklung des Aktienmarktes dazu kommen, dass der Aktienanteil etwa auf 85 Prozent steigt, während der Anleiheanteil somit auf 15 Prozent sinkt.
Als Anleger kann man sich in diesem Fall zwar über Kursgewinne freuen, doch hat sich dadurch auch das Risiko im Portfolio erhöht. Deshalb kann es ratsam sein, diese Verschiebung zu korrigieren. Durch eine Umschichtung wird dann die ursprünglich gewählte Gewichtung von Anlageklassen wiederhergestellt - dies wird Portfolio Rebalancing genannt.
Um wieder die richtige Balance im Portfolio herzustellen gibt es verschiedene Möglichkeiten: Zum einen kann man Teile der gut laufenden Anlageklasse verkaufen und das Geld in andere Assets investieren. Zum anderen können Anleger, die noch über freie Barmittel verfügen, mit frischem Kapital diejenige Position aufstocken, die zu wenig Gewicht im Portfolio hat. Und schließlich können Anleger mit einem Sparplan ihre Sparraten dahingehend erhöhen oder absenken, dass ein Ausgleich erzielt wird.
Rebalancing, aber wann?
Zunächst einmal gibt es keinen Zwang zum Rebalancing, d.h. Anleger sind nicht zu Umschichtungen gezwungen - niemals. Auf der anderen Seite können sich die eigenen Lebensumstände oder Anlageziele jederzeit ändern, so dass auch ein Rebalancing jederzeit sinnvoll sein kann. Dies könnte beispielsweise der Fall sein nach einer Erbschaft, bei einem Crash am Aktienmarkt, vor einem geplanten Immobilienerwerb oder schlicht und einfach weil man beispielsweise mehr Erfahrungen mit Aktien gesammelt und mögliche Vorbehalte gegenüber Aktien abgelegt hat. In diesen Fällen bedeutet Rebalancing eine Anpassung der Balance an eine geänderte Risikoneigung.
Der Standardfall beim Rebalancing ist jedoch die Wiederherstellung der ursprünglich definierten Vermögensaufteilung, etwa das beschriebene Beispiel von 70 und 30 Prozent. Hierbei rät Edda Vogt zu einem pragmatischen Ansatz: "Einmal pro Jahr sollten Anleger schon in ihrem Depot nachschauen, ob die Gewichtung noch stimmt", zitiert die Deutsche Presseagentur die Börsen- und Anlageexpertin der Deutschen Börse. Eine weitere Möglichkeit wäre, sich Grenzwerte zu setzen, bei denen man handelt, beispielsweise wenn die Gewichtung fünf oder zehn Prozent von der gewünschten Aufteilung abweicht.
Außerdem ist es sinnvoll, den risikoarmen Anteil im Portfolio schrittweise zu erhöhen, wenn man sich von der Lebensphase des Vermögensaufbaus wegbewegt und sich stattdessen der Phase des Vermögensverbrauchs nähert. Denn mit zunehmendem Alter hat man immer weniger Zeit, Schwächeperioden an den Aktienbörsen auszusitzen und auf wieder steigende Kurse zu warten.
Dabei sollten Anleger aber auch beachten, dass sie nicht zu oft Anpassungen vornehmen, denn bei solchen Transaktionen fallen in der Regel Gebühren an. Zudem müssen realisierte Kursgewinne unter Umständen versteuert werden. "Zu häufiges Umschichten kostet deshalb unnötig viel Geld", warnt Vogt. Infolgedessen kann es akzeptabel sein, in einem gewissen Maße Abweichungen vom gewünschten Idealverhältnis hinzunehmen.
Redaktion finanzen.net
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