Schlechtes Omen für 2019? US-Anleger stoßen Wertpapierkredite ab
Die erhoffte Weihnachtsrally fällt 2018 aus. Inzwischen mehren sich sogar die Stimmen, die vor einem starken Crash am Aktienmarkt warnen. Der derzeitige Einbruch bei Wertpapierkrediten könnte jedenfalls ein deutliches Warnsignal sein.
An den Märkten mangelt es derzeit an Klarheit über so ziemlich alles - die US-Geldpolitik, den Handelsstreit zwischen den USA und China, Chinas Konjunktur sowie den Brexit. Angesichts dieser Vielzahl an Unsicherheitsfaktoren verwundert es nicht, dass der Pessimismus unter den Marktteilnehmern zunimmt.
Doch während viele Marktexperten dabei lediglich von einer Korrekturphase sprechen und den Bullenmarkt noch verlängert sehen wollen, sieht beispielsweise Ed Clissold, Analyst bei Ned Davis Research, das anders. Für ihn ist der Bärenmarkt schon jetzt offiziell angebrochen. Schwarzmalerische Worte fand daneben auch Ron Paul. Gegenüber dem US-Nachrichtensender CNBC erklärte der ehemalige republikanische Abgeordnete, er befürchte, dass es in den nächsten zwölf Monaten zu einem massiven Kollaps kommen könnte, der seinesgleichen im Börsenkrach vor fast 90 Jahren sucht.
Wertpapierkredite brechen ein
Zwar gibt es kein eindeutiges Crashsignal, jedoch gibt es Warnsignale. Ein solches ist etwa der Umstand, dass zuletzt viele US-amerikanische Anleger ihre Wertpapierkredite gekündigt haben, die sie während der jahrelangen Hausse aufgebaut haben.
Zwar sinkt die Höhe dieser Kredite nun bereits seit Mai, doch im Oktober 2018 sank das Volumen um 6,20 Prozent und damit so stark wie seit dem Jahr 2011 nicht mehr. Zum Vergleich: Das Minus beim Aktienmarkt war mit 5,57 Prozent etwas geringer.
Laut den jüngsten Daten wurden somit im Monatsvergleich so viele US-Wertpapierkredite zurückgeführt wie seit der Finanzkrise vor rund zehn Jahren nicht mehr. Das trifft dabei sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen zu, also im Vergleich zum Börsenwert sowie zum nominalen US-Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Grund zur Unruhe
Die jüngste Entwicklung gibt Anlass zur Sorge, denn bei Wertpapierkrediten dienen die eigenen Wertpapiere als Sicherheit, um weitere Wertpapiere, meistens Aktien, zu kaufen. Problematisch wird es dann, wenn der Bullen- in einen Bärenmarkt wechselt, denn dann verliert der Aktienbestand an Wert und der Kreditrahmen sinkt. Um ihre Kredite zurückzahlen zu können, neigen Anleger, die Aktien auf Pump erworben haben, oft dazu, bei Kursverlusten schnell zu verkaufen, was Abwärtsbewegungen am Aktienmarkt tendenziell verstärkt.
Die Höhe der US-Wertpapierkredite ist somit ein wichtiges Signal für die Stimmung an den Aktienbörsen. So zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass das Volumen von Wertpapierkrediten in Boom-Phasen anwuchs und auf einen Höchstwert kletterte, kurz bevor der Markt drehte. So erreichten die Wertpapierkredite beispielsweise im Juli 2007 einen Höhepunkt, während der S&P500-Index drei Monate später im Oktober zu kippen begann und die Finanzkrise einleitete.
Beim jüngsten Rückgang könnte es sich aber auch nur um einen Ausrutscher handeln. Daher dürfte es Ende Dezember nochmal spannend werden, wenn frische Daten zum US-Wertpapierkreditmarkt veröffentlicht werden und neue Hinweise liefern, ob ein Crash am US-Aktienmarkt bevorstehen könnte.
Redaktion finanzen.net
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