Analyst warnt: Der Bärenmarkt ist schon jetzt da
An den Märkten ist die Lage derzeitig angespannt. Die erhoffte Trendwende zum Jahresende scheint in weite Ferne zu rücken. Nun geht Ned Davis Research sogar noch einen Schritt weiter: Der Bärenmarkt sei schon offiziell da.
Die Situation an den Börsen spitzt sich weltweit zu. Überall gibt es Meldungen über Kursabstürze und die derzeitigen Entwicklungen lassen nur ein kurzes Aufatmen zu. So verlor der marktbreite US-amerikanische Index S&P 500 mehr als 10 Prozent an Wert seit seinem Ein-Jahres-Hoch im September. Während viele Marktexperten dabei lediglich von einer Korrekturphase sprechen und den Bullenmarkt noch verlängert sehen wollen, sieht Ed Clissold, Analyst bei Ned Davis Research, das anders. Für ihn ist der Bärenmarkt schon jetzt offiziell angebrochen.
Bärenmarkt anhand des S&P 500 Index
"Betrachtet man die derzeitige Marktentwicklung als typischen Bärenmarkt, ohne anschließender Rezession, so müsste es einen Rückgang von 20 Prozent geben - vielleicht sogar etwas mehr", sagte er bei einem Interview mit CNBCs Futures Now letzte Woche. Dies solle man in den kommenden Monaten im Hinterkopf behalten.
In der Finanzwelt spricht man von einem Bärenmarkt, wenn im Marktumfeld allgemeiner Pessimismus herrscht und die Aktien von ihren jeweiligen Hochs 20 Prozent an Wert verlieren. Mit Rückbezug auf den viel beachteten S&P 500 würde dies einen Rückgang von 590 Punkten von dessen Hoch bei 2.940,91 Zählern bedeuten, sollte sich Clissolds Einschätzung als wahr herausstellen. Am Mittwoch schloss der Index bei 2.651,07 Einheiten. Dementsprechend müsste der Index nach Aussage des Analysten noch weitere 300,16 Punkte verlieren. Ob dies in den kommenden Monaten der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.
Handelskonflikt und Leizinserhöhung belasten
Die Weltwirtschaft wird derzeit weiterhin durch den Handelskonflikt zwischen den USA und China belastet. Zwar gab es in den letzten Tagen Entspannungssignale aus den beiden Volkswirtschaften, es bleibt allerdings unklar, ob und wie lange der temporäre Waffenstillstand hält. Auch die Festnahme der Huawei-Finanzchefin Weng Wanzhou beschwert noch immer die Beziehung der beiden Volkswirtschaften. Ein anderer schwerwiegender Risikofaktor ist die Leitzinserhöhung der Fed. Diese Problematiken haben großen Einfluss auf die US-Börsen und führen zu gesteigerter Unsicherheit an den Märkten. Demnach ist die Einschätzung Clissolds nicht weiter verwunderlich.
Frühere Einschätzung
Der Marktexperte hatte in einem früheren Interview mit Futures Now im August der Wall Street für 2018 noch eine Jahresendrally und erst für 2019 einen Bärenmarkt mit Verlusten von 20 bis schlimmstenfalls 30 Prozent vorausgesagt. Diese Einschätzung revidierte Clissold nun. Als Grund dafür nannte er dafür neben den Unsicherheiten angesichts des Handelsstreits zwischen den USA und China auch ein verlangsamtes Gewinn- und Wirtschaftswachstum: "Das Gewinnwachstum wird immer mehr zur Priorität. Jeder hat damit gerechnet, dass das Wachstum nächstes Jahr abnehmen wird, da wir nicht den Vorteil durch Steuersenkungen haben. Allerdings wird die Verlangsamung wahrscheinlich stärker sein als erwartet", urteilt der Analyst.
Hoffnungsschimmer
Zwar sind dies nicht gerade positive Aussichten, jedoch sieht auch Clissold nicht völlig schwarz. Tendenzen des Bärenmarkt können er schon jetzt ausmachen, allerdings keine Zeichen für eine Rezession entdecken. Das Ende des Bärenmarkts berechnet er für das frühe zweite Quartal 2019: "Der durchschnittliche Bärenmarkt ohne Rezession dauert ungefähr 7 Monate. Das bedeutet, wir wären dann im frühen zweiten Quartal und von da an könnten wir einen Bodenbildungsprozess sehen".
Redaktion finanzen.net
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