Börse Frankfurt-News: Wochenausblick: "Rückkehr zu Höchstständen unwahrscheinlich"
FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Zwar haben sich die Börsen seit ihren Tiefs deutlich erholt. Von echter Entspannung kann aber nicht die Rede sein. Diese Woche stehen viele wichtige Konjunktur- sowie Unternehmenszahlen an.
28. April 2025. FRANKFURT. Die Märkte sind weiter im Bann der Trumpschen Zollpolitik. Zwar haben die Verhandlungen der USA mit wichtigen Handelspartnern wie China an den Aktienmärkten in den USA und Europa eine kräftige Erholung ausgelöst, wie Ulrich Kater von der DekaBank feststellt. "Die grundsätzliche Agenda der US-Regierung, die Weltwirtschaft mehr zum Vorteil der USA auszurichten, bleibt jedoch weiter bestehen."
Auch Martin Zurek von der Weber Bank ist skeptisch: "Das ständige Wechselspiel aus Ankündigungen, Ausnahmen und Rücknahmen erschüttert das Vertrauen der Märkte in die wirtschaftspolitische Verlässlichkeit der Vereinigten Staaten", erklärt er, auch mit Blick auf den schwachen US-Dollar. "Es geht längst nicht mehr nur um Handelspolitik, sondern um das Vertrauen in die wirtschaftliche Führungsfähigkeit der USA."
Zurek geht davon aus, dass - bis mehr Klarheit über den weiteren Konjunkturverlauf bestehe - sich die Aktienmärkte unter hohen Schwankungen seitwärts bewegen werden. Zudem geht er von einer spürbaren Abschwächung des Gewinnwachstums vieler Unternehmen aus. "Eine rasche Rückkehr zu den alten Höchstständen an den Aktienmärkten erscheint daher unwahrscheinlich."
Der DAX steht am Montagmorgen bei 22.342 Punkten nach 22.242 am Freitag zu Handelsschluss. Damit hat sich der Index vom Monatstief bei 18.489 Punkten weit entfernt und liegt für dieses Jahr mit über 11 Prozent wieder klar im Plus. Für den Stoxx Europe 600 sind es knapp 2 Prozent. Auch die US-Märkte haben sich klar erholt, seit Jahresanfang steht der S&P 500 aber noch mit 6 Prozent im Minus, der Nasdaq 100 mit über 7 Prozent.
"Stimmungslage eher negativ"
Die Nachrichtenlage zu Zöllen wird die Märkte nach Einschätzung von Thorsten Weinelt von der Commerzbank zwar weiter in Atem halten. "Die in dieser Woche anstehenden makroökonomischen Kennzahlen sollten aber wieder vermehrt im Fokus der Anleger stehen", meint er. Insgesamt sei die Stimmungslage weiterhin eher negativ. "Die Berichtssaison läuft aber besser als befürchtet", ergänzt er.
"Sorgenfalten dank Trumpscher Zollkeule"
Robert Halver von der Baader Bank spricht bezüglich der Berichtssaison von bislang gemischten Vorzeichen. Unter dem Strich könnten die großen US-Banken die sprunghaft gestiegene Vorsorge für Kreditausfälle mit deutlich gestiegenen Erträgen aus dem Wertpapiergeschäft überkompensieren. "In puncto US-Konjunkturausblick treibt ihnen Trumps Zollkeule jedoch die Sorgenfalten auf die Stirn." Immerhin habe sich der Bewertungsaufschlag der Tech-Unternehmen zum US-Gesamtmarkt mittlerweile auf ein günstigeres Niveau zurückgebildet. Den deutschen Aktienmarkt sieht Halver weiterhin gegenüber den USA im Vorteil, auch in der zweiten Reihe.
Extrem voller Terminkalender
Diese Woche ist der Kalender voll mit Veröffentlichung zu Konjunkturzahlen. Zudem legen 91 Unternehmen aus dem Stoxx Europe 600 ihre Berichte für das erste Quartal vor, unter anderem Deutsche Bank, Deutsche Börse, BP, HSBC, Deutsche Post, Mercedes-Benz und Shell. Aus den USA berichten 183 S&P 500-Unternehmen, etwa Exxon Mobil, Amazon, Apple, Microsoft und Meta, wie die Deutsche Bank meldet.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Mittwoch, 30. April
3.30 Uhr. China: Einkaufsmanagerindex April. Die DekaBank rechnet mit einem deutlichen Rückgang des Index für das verarbeitende Gewerbe und verweist auf die Anfang April angehobenen US-Zölle.
10.00 Uhr. Deutschland: BIP 1. Quartal. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt könnte im ersten Quartal überraschend stark gestiegen sein, meint die DekaBank. Verantwortlich dafür: vorgezogene Käufe von US-Kunden, die sich vor den Zollerhöhungen noch zu günstigen Konditionen eindecken wollten.
11.00 Uhr. Eurozone: BIP 1. Quartal. Für den Euroraum geht die Commerzbank von einem spürbaren Wachstum von 0,2 Prozent im ersten Quartal im Vergleich zum Vorquartal aus. Spaniens Wirtschaft sei wohl abermals am stärksten gewachsen, heißt es.
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise April.
14.30 Uhr. USA: BIP 1. Quartal. In den USA hat die Wirtschaft laut Commerzbank wahrscheinlich stagniert. Das sei nach jahrelangen Wachstumsraten von im Durchschnitt fast 3 Prozent eine erhebliche Abschwächung.
16.00 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben März.
Donnerstag, 1. Mai
Tag der Arbeit. Kein Handel auf den Marktplätzen der Deutschen Börse.
Japan: Zinsentscheid Bank of Japan. Die Bank of Japan dürfte die Füße stillhalten, meint die Commerzbank.
Freitag, 2. Mai
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise April. Das späte Osterfest hat laut DekaBank wohl zur Verschiebung der saisonal üblichen Preiserhöhungen bei vielen Tourismusdienstleistungen in den April gesorgt. Nach einem Rückgang der Kerninflation im Vormonat erwartet sie daher einen Anstieg auf 2,6 Prozent. Für die Gesamtinflation prognostiziert sie aber ein kleines Minus auf 2,1 Prozent, unter anderem wegen sinkender Energiepreise.
14.30 Uhr. USA: Arbeitslosenzahlen April. Laut DekaBank ist nur mit einem schwachen Beschäftigungsaufbau zu rechnen. Das kräftige Plus im März sei fast ausschließlich auf einen witterungsbedingten Nachholeffekt zurückzuführen gewesen.
von Anna-Maria Borse, 28. April 2025, © Deutsche Börse AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)