Corona-Lockerungen

Nachhaltiger Rebound? Ausländische Investoren setzen wieder vermehrt auf China-Aktien

02.02.23 22:00 Uhr

Nachhaltiger Rebound? Ausländische Investoren setzen wieder vermehrt auf China-Aktien | finanzen.net

China-Aktien haben sich in den letzten Wochen wieder vermehrter Aufmerksamkeit insbesondere vonseiten ausländischer Investoren erfreut. Mehrere Gründe sind als Ursache für den Rebound auszumachen, allen voran das Ende der strengen Null-COVID-Politik. Dennoch bleibt ein China-Investment nicht risikolos.

Werte in diesem Artikel

• China-Aktien erleben einen Rebound
• Corona-Lockerungen treiben Rally an
• Viele Fragen weiterhin offen



Für Anleger von China-Aktien ist das Jahr 2023 bisher positiv: So konnte der die beiden größten Börsen Festland Chinas abbildende China Securities Index 300 (CSI 300) seit Jahresbeginn bereits 8,38 Prozent zulegen (Stand ist der 01. Februar 2023) und zeitweise gar den höchsten Stand seit fast fünf Monaten markieren. Wie Bloomberg News berichtet, waren bei der jüngsten Rally insbesondere die Papiere von Basisgüterkonzernen wie den Alkohol-Herstellern Wuliangye Yibin Co. und Kweichow Moutai Co. gefragt sowie Finanzdienstleister wie Ping An Insurance Group Co. und Tech-Konzerne wie der Lithium-Ionen-Akku-Bauer Contemporary Amperex Technology Co. (CATL) und der Smart Home-Spezialist Midea Group Co.

Wie Nikkei Asia schreibt, hätten ausländische Investoren in den ersten neun Handelstagen des neuen Jahres China-Aktien im Wert von netto 64 Milliarden CNY erworben. Die Zahl ist umso bemerkenswerter, bedenkt man, dass im Gesamtjahr 2022 lediglich 90 Milliarden CNY an China-Aktien erworben wurden, was den niedrigsten Wert seit 2017 darstellte.

Corona-Lockerungen treiben Erholung an

Mehrere Gründe haben zu dem beachtlichen Rebound bei China-Investments geführt. Die größte Welle dürfte allerdings die Entscheidung der chinesischen Regierung im Dezember 2022 geschlagen haben, die bis dato ultrastrenge Null-COVID-Strategie hinter sich zu lassen. So hat die Volksrepublik nach drei Jahren völliger Corona-Abschottung mittlerweile die Landesgrenzen wieder geöffnet. Statt der strengen Quarantäne-Bestimmungen und Lockdowns ganzer Städte will China nun verstärkt mit Impfungen und dem Fokus auf Selbstschutz gegen Corona vorgehen. Begründet wurde die 180-Grad-Wende mit milden Krankheitsverläufen.

Die strikte Corona-Politik hat auch bei der Wirtschaft des Landes Spuren hinterlassen. So wuchs diese 2022 lediglich um 3,0 Prozent, was deutlich unter dem Planziel der Volksrepublik von 5,5 Prozent lag. Allerdings waren Ökonomen im Vorfeld gar von einem noch schwächeren Wachstum ausgegangen. In 2021 hatte die Wirtschaft noch um 8,4 Prozent zulegen können.

Nun da die Corona-Restriktionen der Vergangenheit angehören, hoffen Marktbeobachter auf eine starke Erholung der Wirtschaft, was umso bedeutender scheint, wo so viele westliche Länder in eine Rezession abzurutschen drohen. Auch aus diesem Grund dürften sich viele ausländische Investoren wieder vermehrt auf dem chinesischen Aktienmarkt positioniert haben.

Anleger bei China-Aktien noch immer "Underweight"

Dennoch sei der Großteil der Investoren laut GAM Investment-Fondsmanagerin Jian Shi Cortesi noch immer "Underweight" in China, wie sie gegenüber Nikkei Asia verlautete: "Ich würde nicht mal sagen, dass das Investor-Sentiment oder deren Positionierung wieder zurück bei neutral ist." Allerdings gab sie auch zu bedenken, dass "man leiden wird, wenn man untergewichtet ist und China wieder anfängt zu performen".

Neben der Wende in der Corona-Politik sind es auch Hinweise darauf, dass das scharfe Vorgehen der Volksrepublik gegen den heimischen Internetsektor vorüber sein könnte, die ausländische Investoren zurückholen. So hatte die chinesische Technologiefirma und Alibaba-Beteiligung Ant Group erst vor Kurzem vermeldet, Fortschritte bei den Verhandlungen mit den chinesischen Behörden zu machen. So wurde dem Konzern genehmigt, eine Kapitalerhöhung durchzuführen.

Wie Nikkei Asia schreibt, hätte auch der chinesische IPO-Markt ein Comeback erlebt. So seien seit Ende Dezember von den sechs Börsengängen in Hongkong vier überzeichnet gewesen, was im restlichen Jahr 2022 so gut wie gar nicht vorgekommen sei.

Rebound bleibt fragil

Dennoch bleibt der Rebound des chinesischen Aktienmarkts fragil. Wie Abrdn-Analyst Nicholas Yeo gegenüber Nikkei Asia verlautet, gäbt es weiterhin viele "Fragezeichen" für Anleger wenn es um China-Aktien ginge, auch was die Auswirkungen von Corona betreffe. Daneben würden Marktteilnehmer nach der Invasion der Ukraine durch Russland auch besorgt auf die Beziehung Chinas mit Russland blicken.

Aus diesem Grund ziehen es einige Investoren - wie Pictet Wealth Management-Chefstratege Hugues Rialan - vor, noch nicht gleich wieder in den chinesischen Markt einzusteigen, auch wenn er sich vorstellen kann, dass China 2023 den Aktienmarkt mit den besten Renditen bietet. Chris Leung von der DBS Bank fasst die Bedenken zahlreicher Anleger gegenüber Nikkei Asia wie folgt zusammen: "Es ist ein Irrglaube davon auszugehen, dass ein schneller Aktien-Rebound gleichzusetzen wäre mit einem gleich schnellen Rebound [der Wirtschaft]." Anleger sollten demnach gut beraten sein, wenn sie weiterhin bei ihren China-Investments Vorsicht walten lassen.

Redaktion finanzen.net

Dieser Text dient ausschließlich zu Informationszwecken und stellt keine Anlageempfehlung dar. Die finanzen.net GmbH schließt jegliche Regressansprüche aus.

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