Ryanair hofft nach Milliardenverlust auf ein Geschäftsjahr ohne Miese - Ryanair-Aktie gefragt
Europas größter Billigflieger Ryanair baut nach einem tiefroten Jahr auf einen Aufschwung ab der wichtigen Sommersaison.
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In diesem Fall hält die Konzernspitze um Ryanair-Chef Michael O'Leary im laufenden Geschäftsjahr bis Ende März 2022 ein Ergebnis nahe der Gewinnschwelle für wahrscheinlich. Dafür müssten die Impfkampagnen gegen das Coronavirus greifen und Europas Regierungen die Reisebeschränkungen zur Urlaubszeit ab Juli lockern, teilte das Unternehmen am Montag in Dublin mit. Bis dahin hofft die Gesellschaft auch ein erstes Exemplar von Boeings Krisenjet 737 Max einsetzen zu können - und verhandelt über eine Großbestellung der Langversion 737 Max 10.
An der Börse kamen die Nachrichten gut an. Die Ryanair-Aktie gewann am Vormittag in London rund 0,5 Prozent auf 16,93 Euro. Seit dem Jahreswechsel hat sie um rund vier Prozent zugelegt und wird damit etwa so teuer gehandelt wie im Januar 2020 - bevor die Corona-Pandemie die Finanzmärkte und die Luftfahrtbranche erfasst hatte. Insgesamt wird Ryanair an der Börse derzeit mit mehr als 19 Milliarden Euro bewertet - und damit rund dreimal so hoch wie die Lufthansa, die zuletzt auf eine Marktkapitalisierung von rund 6,4 Milliarden Euro kam.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende März 2021 hinterließen die Pandemie und deswegen erlassenen Reisebeschränkungen bei Ryanair wie bei anderen Airlines tiefe Spuren. Die Zahl der Passagiere brach im Vergleich zum Vorjahr um 81 Prozent auf 27,5 Millionen ein. Der Umsatz sackte im gleichen Maß auf gut 1,6 Milliarden Euro nach unten.
Unter dem Strich verbuchte Ryanair einen Verlust von gut einer Milliarde Euro nach einem Gewinn von 649 Millionen ein Jahr zuvor. Rechnet man eine Sonderbelastung wegen letztlich wertloser Treibstoffpreis-Sicherungsgeschäfte heraus, lag das Minus bei 815 Millionen Euro und damit innerhalb der jüngst verbesserten Prognose der Konzernführung.
Eine genaue Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr ist aus Sicht der Iren jedoch weiterhin nicht möglich. So hat die dritte Infektionswelle in vielen Ländern eine Erholung des Luftverkehrs bisher ausgebremst. Auch andere Fluggesellschaften wie die Lufthansa rechnen erst im Sommer mit einem stärkeren Aufschwung und wollen ihr Flugprogramm später hochfahren als zunächst geplant.
O'Leary schob den europäischen Regierungen den Schwarzen Peter zu. Kunden wie Beschäftigte hätten "unter ständig wechselnden Regierungsrichtlinien, Reiseverboten und Einschränkungen" gelitten. Mit Rücklagen von drei Milliarden Euro sieht sich das Unternehmen dennoch gut gerüstet.
Ryanair sei sehr zuversichtlich für die kommenden Monate, sagte O'Leary im Gespräch mit dem britischen Sender BBC. Die Buchungszahlen hätten sich von 500 000 Anfang April auf 1,5 Millionen je Woche verdreifacht. Hinzu kommt der Fortschritt des Impfprogramms. Die meisten Europäer könnten im September geimpft sein, sagte O'Leary. Das weckt bei Ryanair wie auch bei anderen Airlines Hoffnungen auf eine starke zweite Hälfte des Geschäftsjahrs von Oktober bis März 2022.
Für das laufende Geschäftsquartal bis Ende Juni erwartet die Ryanair-Führung gerade mal 5 bis 6 Millionen Passagiere. Für das gesamte Geschäftsjahr geht sie weiterhin von einem Aufkommen am unteren Ende der ausgegebenen Zielspanne von 80 bis 120 Millionen Fluggästen aus. Im Geschäftsjahr bis Ende März 2020, das nur ganz am Ende von der Corona-Pandemie betroffen war, hatte der Konzern fast 149 Millionen Passagiere gezählt.
Unterdessen sieht Ryanair bei einem anderen quälenden Thema Licht am Ende des Tunnels. So hofft das Management Ende Mai endlich die erste Maschine vom Typ Boeing 737 Max in Empfang zu nehmen - rund zwei Jahre nach dem ursprünglichen Liefertermin. Bis Sommer nächsten Jahres solle die Zahl auf mehr als 60 Exemplare steigen. Ryanair verspricht sich von dem Jet einen deutlich geringeren Treibstoffverbrauch. Bisher betreibt der Konzern eine Flotte von rund 450 Maschinen - die meisten vom Typ 737 NG, dem Vorgängermodell der 737 Max.
Eigentlich hatte die Gesellschaft ihre erste "Max" schon 2019 erhalten sollen. Doch nach dem Absturz zweier Maschinen des Typs bei anderen Airlines mit 346 Toten hatten Luftfahrtbehörden im März 2019 ein weltweites Startverbot für die Reihe erlassen. Boeing musste technische Verbesserungen vornehmen. Nach der Wiederzulassung in den USA im November gab im Januar auch die Europäische Luftfahrtbehörde EASA grünes Licht.
Allerdings sind inzwischen neue Probleme bei der Bordelektrik des Typs aufgetaucht. Boeing muss die Mängel nun beheben - an bereits ausgelieferten Maschinen als auch an Exemplaren, die noch beim Hersteller stehen.
Ryanair hat seine Bestellung bereits von 135 auf 210 Boeing 737 Max aufgestockt. Jetzt verhandelt der Konzern nach eigenen Angaben über einen Großauftrag für die Langversion 737 Max 10, um die Flotte zwischen 2026 und 2030 weiter auszubauen. Finanzchef Neil Sorahan wollte sich am Montag nicht dazu äußern, um wie viele Flugzeuge es geht, betonte aber: "Wir neigen nicht dazu, kleine Deals zu machen."
/stw/bvi/mne/fba
DUBLIN (dpa-AFX)
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