RATIONAL-Aktie im Fokus: Großküchenausrüster will Krise hinter sich lassen
Die Folgen der Corona-Krise haben den Großküchenausrüster RATIONAL im vergangenen Jahr erheblich belastet. U
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msatz und Gewinn brachen ein. Obwohl die Aussichten nun wieder erfreulicher scheinen, ist die Situation für den MDAX-Konzern aus Landsberg am Lech aber weiterhin schwierig. Was bei RATIONAL los ist, wie Analysten die Lage einschätzen und wie sich die Aktie entwickelt hat.
DAS IST LOS IM UNTERNEHMEN:
Konzernchef Peter Stadelmann sieht RATIONAL trotz der aktuellen Probleme für die Zukunft gewappnet. Der Manager geht davon aus, dass die mittel- und langfristigen Aussichten nach den Lockdowns gut sind und das Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen wird. Er setzt auf Nachholeffekte der Kunden aus der Gastronomie und der Hotellerie sowie einen Investitionsschub durch die staatlichen Finanzhilfen. Bereits im laufenden Jahr soll es für den Großküchenausrüster wieder aufwärts gehen, auch wenn der Auftakt noch von der Pandemie beeinträchtigt war. So sollen Umsatz und operatives Ergebnis (Ebit) gegenüber 2020 zumindest leicht zulegen.
Zuletzt lief es denn auch wieder etwas besser für den Konzern: Weniger Kunden litten unter den Pandemie-Einschränkungen
und die Investitionsbereitschaft stieg. Vor allem in Asien, das im vergangenen Jahr als erste Region von Corona betroffen war, zeigten sich im ersten Quartal 2021 deutliche Erholungstendenzen. Die Erlöse legten dort im Vergleich zum Vorjahreszeitraum klar zu. Auch in Nordamerika gab es Fortschritte, dort konnte der Umsatzrückgang auch aufgrund des raschen Impftempos eingedämmt werden. Stark betroffen ist dagegen weiterhin Lateinamerika - und auch in Deutschland und Europa waren die Erlöse noch klar rückläufig.
Der Konzern verwies noch im Frühjahr darauf, dass die Unvorhersehbarkeit von Lockerungen oder Verschärfungen der Corona-Einschränkungen viele Kunden stark verunsicherten. So ging Stadelmann Ende März davon aus, dass die bestehenden Einschränkungen auf die RATIONAL-Kunden auch im Jahr 2021 zumindest teilweise bestehen bleiben, aber nicht weiter verschärft werden.
RATIONAL setzt auf eine weitgehende Rückkehr zur Normalität im zweiten Halbjahr, nicht zuletzt wegen der anziehenden Impfungen. Das 1973 gegründete Unternehmen ist von den Investitionen etwa von Gastronomiebetrieben und Großküchen stark abhängig - die hielten ihr Geld aber wegen fehlender Umsätze seit dem ersten Lockdown zusammen.
Restaurants und Hotels, denen RATIONAL sonst seine Küchen verkauft, mussten wegen hoher oder wieder steigender Infektionszahlen im letzten Jahr mehrfach schließen. Angesichts der Krise hatte das Unternehmen bereits ab dem vergangenen Frühjahr einen Sparkurs eingeleitet. Viel Geld sparte RATIONAL derweil durch den Ausfall von Messen sowie weggefallene Kundenbesuche und -veranstaltungen.
Der Konzern hatte 2020 seine Modellpalette überarbeitet. Gleichzeitig hatte RATIONAL im vergangenen Jahr nur wenig Mitarbeiter entlassen, vorrangig in den am stärksten von der Krise betroffenen Regionen. Stattdessen wurden gezielt Instrumente wie Einstellungsstopp, Überstundenabbau und Kurzarbeit genutzt. So will RATIONAL sicherstellen, nach Ende der Krise auch personell auf den Aufschwung vorbereitet zu sein.
DAS SAGEN DIE ANALYSTEN:
Sieben der im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten haben sich seit der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal Anfang Mai näher mit RATIONAL befasst. Mehrere Experten hoben ihre Kursziele. Ihr Urteil zur Aktie aber fällt trotz der jüngsten Erholungstendenzen eindeutig negativ aus: Für den Kauf des Papiers spricht sich niemand aus. Stattdessen empfehlen gleich sechs Analysten den Verkauf der Titel, und ein Experte rät zum Halten. Viele halten das Papier für teuer - die Skepsis überwiegt.
So attestiert Analystin Hela Zarrouk von der Investmentbank Oddo dem RATIONAL-Konzern zwar die Weltmarktführerschaft bei Profiküchen-Ausstattungen und zudem weise der Konzern eine exzellente Erfolgsbilanz in puncto Umsatzwachstum, Profitabilität sowie Free Cashflow auf. Allerdings mangele es an Berechenbarkeit und kurzfristigen Kurstreibern, begründet sie ihr negatives Votum.
Craig Abbot von Kepler Cheuvreux zeigte sich zwar nach den Quartalszahlen positiv überrascht, da die von ihm bereits erwartete Erholung offenbar schneller voranschreite; aber angesichts der hohen Bewertung des Papiers sei dies bereits eingepreist.
Aus Sicht von Analystin Cansu Tatar vom Analysehaus Warburg Research erscheint der Ausblick des Großküchenausrüsters konservativ, zumal die Erholung des Geschäfts im ersten Quartal deutlicher als erwartet ausgefallen sei. Das sieht auch DZ-Bank-Experte Analyst Thorsten Reigber so. Er attestiert dem vom langen Lockdown in der Gastronomie geplagten Konzern ein gutes erstes Quartal mit Anzeichen einer Erholung. Mittelfristige Pläne, in den USA Fertigungskapazitäten zu errichten, wertet Reigber positiv.
Peter Rothenaicher sieht trotz der momentanen Schwierigkeiten Lichtblicke. Denn nach einem schwachen Jahresauftakt habe sich für RATIONAL im März eine deutliche geschäftliche Verbesserung abgezeichnet. Außerdem sei die Profitabilität im ersten Quartal sei überraschend stark ausgefallen. Aber auch er hält die Bewertung des Papiers für hoch, weshalb er dessen Verkauf empfiehlt.
DAS MACHT DIE AKTIE (STAND 8. JUNI, 12.00 UHR):
Die über viele Jahre hinweg anhaltende Rekordrally der RATIONAL-Aktie wurde im Frühjahr 2020 vom Corona-Crash abrupt gebremst. Im Zuge der Krise ging es bis Mitte März auf nur noch gut 377 Euro abwärts. Dadurch fanden sich die Papiere plötzlich auf dem Niveau von 2016 wieder, nachdem sie noch wenige Wochen zuvor im Januar auf bis zu 740 Euro geklettert waren.
Nach dem jähen coronabedingten Absturz setzte ein steiler Aufwärtstrend ein. Ende November 2020 erreichte die Aktie bei 792,50 Euro den bis dahin höchsten Stand der Unternehmensgeschichte, von wo es dann nach einem Rücksetzer auf das bisherige Rekordhoch bei 888 Euro Ende Januar ging.
Der vorsichtige Ausblick aufs neue Jahr ließ den Kurs erneut einbrechen, zwischenzeitlich stürzte er bis auf 646,50 Euro zu Ende März ab. Bis Anfang Mai ging es wieder deutlich auf knapp 822 Euro nach oben, ehe nach den jüngsten Quartalszahlen die nächste Talfahrt anstand. Zuletzt bewegte sich die Aktie bei knapp 717 Euro und lag damit immer noch etwas unter dem Vorkrisen-Niveau.
Für die RATIONAL-Aktie war es in der Vergangenheit lange Zeit nur bergauf gegangen. Zwar begann die Rally 2005 zaghaft und wurde durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise in den Jahren 2008 und 2009 deutlich ausgebremst - die Anteilsscheine kosteten im März 2009 nur rund 56 Euro.
Doch von diesem Zeitpunkt an nahmen die Papiere Fahrt auf, erreichten wieder alte Höhen und schwangen sich ab 2011 von einem Rekordhoch zum anderen. Vom Zwischentief im März 2009 bis Ende 2014 gerechnet, verfünffachte sich der Kurs nahezu. Von Anfang 2015 bis Anfang 2020 standen die Anteile dann richtig unter Dampf - bis der Corona-Crash kam.
Aktuell kommt RATIONAL mit seinen rund 2200 Mitarbeitern auf einen Börsenwert von rund 8,1 Milliarden Euro und gehört damit zum vorderen Drittel im Index der mittelgroßen Unternehmen.
/eas/tav/fba
LANDSBERG AM LECH (dpa-AFX)
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