Deutsches BIP sinkt im ersten Quartal etwas weniger als erwartet - Regierung erwartet weiteren Rückgang
Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal 2020 laut einer ersten Schätzung etwas weniger stark als erwartet gesunken.
Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sank das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 2,2 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit dem ersten Quartal 2009, als das BIP um 4,7 Prozent gesunken war. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten ein Minus von 2,5 Prozent prognostiziert. Im vierten Quartal 2019 war das BIP um revidiert 0,1 (vorläufig: 0,0) Prozent gesunken und im dritten Quartal um 0,3 (0,2) gestiegen. Auf Jahressicht sank das BIP im ersten Quartal kalenderbereinigt um 2,3 Prozent, nachdem es im Vorquartal um 0,4 Prozent gestiegen war.
Laut Destatis waren im ersten Quartal die privaten Konsumausgaben stark rückläufig, und auch die Investitionen in Ausrüstungen - also vor allem in Maschinen, Geräte und Fahrzeuge - nahmen deutlich ab. Die Konsumausgaben des Staates und die Investitionen in Bauten wirkten dagegen stabilisierend und verhinderten einen noch stärkeren Rückgang des BIP. Zugleich gingen sowohl die Exporte als auch die Importe gegenüber dem vierten Quartal 2019 kräftig zurück.
Bundesregierung: BIP-Rückgang verstärkt sich im zweiten Quartal zunächst
Die Bundesregierung rechnet nach dem vom Statistischen Bundesamt bekanntgegebenen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,2 Prozent im ersten Quartal mit weiteren Einbußen, aber auch einer bereits einsetzenden Erholung im zweiten Vierteljahr. "Angesichts des nationalen Shutdown ist die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal bereits merklich zurückgegangen. Dies wird sich im zweiten Quartal zunächst noch verstärken", erklärte das Wirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht. "Im Verlauf des zweiten Quartals dürfte aber bereits die Erholung einsetzen", sagten die Konjunkturexperten von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) voraus.
Die Rezession dürfte im April mit dem kollektiven Produktionsstopp in der Automobilindustrie ihren Tiefpunkt erreicht haben. Mit dem vorsichtigen Beginn der Lockerung des Shutdown Anfang Mai setze zwar die wirtschaftliche Erholung ein. Dieser Prozess werde sich angesichts des Fortdauerns der Corona-Pandemie aber noch länger hinziehen. "Im zweiten Quartal wird die Wirtschaftsleistung daher noch merklich unter die des ersten Quartals sinken", erklärte das Wirtschaftsministerium.
Der harte Shutdown schlage sich bei den Auftragseingängen und der Produktion in der Industrie nieder. Diese seien bereits im März kräftig zurückgegangen, und es sei von noch stärkeren Einbrüchen im April auszugehen. Daneben seien mit dem Shutdown viele Dienstleistungen untersagt und die Konsummöglichkeiten eingeschränkt worden. Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt zeigten sich deutlich: Die Erwerbstätigkeit sinke, die Zahl der Kurzarbeiter werde im März und April auf ein noch nie dagewesenes Niveau zunehmen, und auch die Arbeitslosigkeit sei binnen Monatsfrist deutlich angestiegen.
FRANKFURT (Dow Jones)
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