Corona-Krise belastet

Aroundtown-Aktie knickt ein: Aroundtown verdient wegen COVID-Pandemie deutlich weniger

25.08.21 16:09 Uhr

Aroundtown-Aktie knickt ein: Aroundtown verdient wegen COVID-Pandemie deutlich weniger | finanzen.net

Der Gewerbeimmobilien-Spezialist Aroundtown hat im ersten Halbjahr weiter die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen.

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Vor allem Mietausfälle bei Hotel-Immobilien drückten auf den Gewinn. Das Unternehmen bestätigte indes die Prognosen für das laufende Jahr. Die Aktie reagierte mit deutlichen Kursverlusten.

Der operative Gewinn - gemessen an der in der Branche wichtigen Kenngröße Funds from Operations (FFO 1) - fiel in den ersten sechs Monaten im Jahresvergleich um rund ein Viertel auf 172 Millionen Euro, wie das im MDAX notierte Unternehmen am Mittwoch in Luxemburg mitteilte.

Bereinigt um die Folgen der Corona-Effekte wie Mietausfälle vor allem bei Hotels sei der operative Gewinn um acht Prozent auf gut 247 Millionen Euro gefallen. 2021 soll das operative Ergebnis bereinigt um Corona-Folgen weiter 340 bis 370 Millionen Euro erreichen und sich damit nach dem starken Rückgang im Vorjahr stabilisieren. 2020 war der Wert um ein Fünftel auf 358 Millionen gesunken.

Im ersten Halbjahr belasteten Stundungen etwa für Hotelmieten das Ergebnis aber noch mit rund 75 Millionen Euro. Hotels machen bei Aroundtown rund ein Viertel des Bestands an Gewerbeimmobilien aus. 2021 rechnet der Konzern mit einer Belastung zwischen 90 und 120 (2020: 120) Millionen Euro. "Wir gehen davon aus, dass die Zahl eher am höheren Ende liegen wird", sagte Vorstand Oschrie Massatschi der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Trotz der zügigen Impfungen gebe es immer wieder neue Mutationen des Coronavirus und steigende Inzidenzfälle.

Die Mieteinnahmen gingen im ersten Halbjahr aber auch wegen Verkäufen von Immobilien um acht Prozent auf 541 Millionen Euro zurück. Die Ausfälle kämen vor allem von Konferenz- und Flughafenhotels sowie Hotels für Geschäftsreisende, die sehr unter den Restriktionen leiden. "Dort sehen wir noch weniger Buchungen", sagte Massatschi. Touristische Hotels liefen seit dem Ende der Lockdowns in den Reisedestinationen hingegen wieder deutlich besser, allerdings erreichten sie noch nicht das Vorkrisenniveau.

Die Corona-Pandemie wirke sich zudem auch etwas auf Büroimmobilien aus, sagte der Aroundtown-Vorstand. Es gebe eine Menge Firmen, die ihre Pläne zur Neumietung oder Expansion noch auf Eis gelegt hätten. Auslaufende Mietverträge würden also einfach verlängert werden, weil die Mieter nicht wüssten, wie die nächsten zwei Jahre aussehen. "Wir sehen, dass die Neuvermietung von Büroimmobilien etwas länger als sonst üblich braucht", erläuterte Massatschi. Seitdem Angestellte wieder in die Büros zurückkehrten, gebe es bei Aroundtown aber wieder mehr Anfragen von potentiellen Mietern nach neuen Flächen.

Mieterhöhungen könne Aroundtown in dem Bereich dennoch durchsetzen, sagte er. So habe der Konzern im ersten Halbjahr 90 000 Quadratmeter zu durchschnittlich 20 Euro pro Quadratmeter neu vermietet. Büros mit einer Fläche von 110 000 Quadratmetern habe das Unternehmen zu 14 Euro je Quadratmeter verlängert. Beide Mieten würden über dem Durchschnitt des eigenen Büroimmobilien-Portfolios liegen. "Gerade in zentralen Lagen sind die Mietpreise sehr stabil, auch wenn sich die sehr niedrigen Leerstände etwas erhöht haben", sagte er.

Unter dem Strich sackte der Überschuss in den ersten sechs Monaten vor allem wegen geringerer Bewertungsgewinne um 42 Prozent auf 362 Millionen Euro ab.

Neben der bestätigten Prognose stellt der Konzern bei der Dividende für das laufende Jahr weiter 22 bis 24 Cent je Aktien in Aussicht. Das Unternehmen will die Ausschüttung an die Aktionäre künftig stärker an der Entwicklung des operativen Gewinns koppeln - so sollen drei Viertel davon als Dividende fließen. Zudem kauft das Unternehmen derzeit weitere Aktien zurück. Das im März aufgelegte Programm umfasst bis zu einer halben Milliarde Euro. Bis zum 20. August wurden Anteile für rund 190 Millionen Euro zurückgekauft.

Das Geld stammt aus dem Verkauf von Immobilien. Seit Jahresbeginn trennte sich der Konzern von Gebäuden im Wert von 1,1 Milliarden Euro. Zudem zahlte das Unternehmen vorzeitig höher verzinsliche Bankfinanzierungen und Anleihen zurück. Aroundtown will sich noch von weiteren Immobilien trennen. Das Management habe Immobilien im Wert von knapp 500 Millionen Euro identifiziert, die noch verkauft werden könnten, sagte Massatschi. "Diese Zahl ist aber nicht in Stein gemeißelt." Einen Zeitpunkt dafür nannte der Manager nicht.

Aroundtown wurde 2004 vom israelischen Geschäftsmann Yakir Gabay gegründet und 2015 von ihm an die Börse gebracht. Er hält über die Holding Avisco noch zehn Prozent. Mit dem TLG-Kauf wurden die Luxemburger zum größten Anbieter von Büroimmobilien in Europa. Zudem ist der Konzern laut Angaben des Managements mittlerweile mit 44 Prozent am Wohnimmobilienkonzern Grand City Properties beteiligt. Ab dem dritten Quartal soll Grand City voll in die Aroundtown-Bilanz einfließen.

Geschäftszahlen verschrecken coronagebeutelte Aroundtown-Anleger

Die Aktien von Aroundtown haben bei ihrer mühsamen Erholung vom Corona-Schock einen weiteren Rückschlag hinnehmen müssen. Nach der Vorlage von Halbjahreszahlen büßten die Papiere des Gewerbeimmobilien-Spezialisten via XETRA zeitweise 6,61 Prozent auf 6,30 Euro ein und fanden sich auf dem tiefsten Niveau seit Mitte Juli wider.

Mit dem Kursrutsch zur Wochenmitte fielen die Anteilsscheine von Aroundtown zudem klar an das Ende des MDAX. Der Index der mittelgroßen Werte legte derweil zuletzt etwas zu und bewegte sich damit weiter auf Rekordniveau.

Aroundtown bekam auch im ersten Halbjahr die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren. Vor allem Mietausfälle bei Hotel-Immobilien drückten auf den Gewinn. Viele Hotels mussten im Zuge der Lockdowns zur Bekämpfung der Pandemie schließen oder konnten nur eingeschränkt wirtschaften.

Analyst Tim Leckie von der US-Bank JPMorgan wies darauf hin, dass der operative Gewinn hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Grund hierfür seien umfangreichere Verkäufe der Immobiliengesellschaft als angenommen. "Aroundtown bleibt klar im Verkaufsmodus", stellte der Fachmann klar.

Der Experte Bart Gysens von der US-Bank Morgan Stanley ergänzte, dass bei Aroundtown die meisten Renditetreiber in den letzten Jahren an Kraft verloren hätten oder sich in Zukunft sogar in das Gegenteil verkehren könnten. Der Fachmann nannte als Beispiele das Mietwachstum, die durch höhere Auslastungen erzielbaren Gewinne oder die Steigerung der Marktwerte.

Zuletzt hat das anhaltende Niedrigzinsumfeld dafür gesorgt, dass auf der Suche nach auskömmlichen Erträgen viel Geld in Sachwerte wie Immobilien geflossen ist. In diesem sehr dynamischen, von teils deutlichen Preisanstiegen geprägtem Umfeld gingen die Renditeerwartungen von Immobilienkäufern zurück, während im Gegenzug die Marktwerte stiegen und sich damit ein Stück weit von der Entwicklung der Mietpreise entkoppelten.

Dieses Phänomen der sogenannten "Yield Compression" aber könnte nun zunehmend verblassen, wenn die tonangebende US-Notenbank angesichts der gesamtwirtschaftlichen Belebung ihre Geldpolitik früher straffen sollte als erwartet. Dann würden im Zuge steigender Kapitalmarktzinsen festverzinsliche Wertpapiere in den westlichen Industrieländern tendenziell wieder attraktiver werden.

Die nun von Aroundtown getätigten Aktienrückkäufe würden diese negativen Effekte wohl aus Anlegersicht nicht vollständig kompensieren können, fuhr Gysens fort. Das Geld für die Rückkäufe stammt aus dem Verkauf von Immobilien.

Etwas optimistischer äußerte sich Analyst John Klein von der Privatbank Berenberg. Die Halbjahreszahlen hätten seine Schätzungen insgesamt leicht überboten. Der Gewerbeimmobilien-Spezialist trenne sich derweil weiter von nicht zum Kernbestand zählenden Liegenschaften. Zudem erscheine ihm das Finanzprofil des Unternehmens konservativ.

Die Aktien von Aroundtown hatten nach dem Börsengang im Jahr 2015 erst einmal keine großen Sprünge gemacht, doch ab August 2017 war es mit den Kursen deutlich nach oben gegangen. Im Februar 2020 kletterten die Papiere auf das Rekordhoch bei 8,88 Euro, doch dann gerieten die Anteilsscheine in den Sog des Markteinbruchs im Zuge der Corona-Krise. Sie brachen innerhalb weniger Wochen massiv ein und sackten Mitte März 2020 auf das Rekordtief von 2,88 Euro ab.

Seitdem verlief die Erholung holprig und das unmittelbar vor der Eskalation der Corona-Krise an den Finanzmärkten Ende Februar 2020 erreichte rekordhohe Kursniveau liegt noch in weiter Ferne. >

LUXEMBURG / FRANKFURT (dpa-AFX)

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