Cramer: "Es gibt einen Hauptunterschied zwischen dem Corona-Abschwung und der Großen Rezession"
Bei der Betrachtung der Zahlen am Aktienmarkt kommen Erinnerungen an die Große Rezession vor einem guten Jahrzehnt wieder hoch - aber Experten sehen einen wichtigen Unterschied zwischen der Krise 2008 und den Auswirkungen von Corona auf die Wirtschaft.
Werte in diesem Artikel
• Jim Cramer von Mad Money: "Es gibt keine Finanzkrise", daher wird eine Erholung vom Schock leicht
• Die Ursache der Krise ist bedeutend, denn Corona ist planbarer als die Krise Ende der 2000er
• Die langfristigen Folgen werden wohl nicht so ernst wie damals
Jim Cramer, ehemaliger Hedgefonds-Manager, erklärte in seiner erfolgreichen CNBC-Show "Mad Money", warum der Corona-Abschwung zwar mit der Großen Rezession vergleichbar, aber absolut nicht gleichzusetzen ist. Auch Experten vom Center for European Reform sehen das ähnlich.
Die Krise ist eine ganz andere
Cramer spricht in seiner Show von einem "Hauptunterschied zwischen dem Corona-Abschwung und der Große Rezession" - dieser liege in der Art der Krise: "Dieses Mal können Firmen, die wirklich Geld brauchen, es auch kriegen. Dieses Mal gibt es keine Finanzkrise, zumindest noch nicht." Cramer bespricht, dass es 2008 einen großen finanziellen Breakdown gab, der in dieser Krise nicht stattfand. Damals hatten die Banken nicht viel Geld und konnten die Wirtschaft nicht unterstützen, das sei heute anders, so Cramer.
Außerdem betrachtet Cramer den Aktienhandel. Er beobachtet dabei, dass beispielsweise die Carnival Corp.-Aktie um 33 Prozent steigen konnte und freut sich darüber: Der Hunger nach risikobehafteten Geschäften sei immer noch da und das würde die Wirtschaft stärken.
Corona ist berechenbar, aber auch komplizierter
Im September 2008 löste die Pleite von Lehman Brothers die Große Rezession aus, dieses Jahr ist es ein Virus. Der Unterschied zwischen den beiden Ereignissen sei, dass 2008 das Finanzsystem seine Verwundbarkeit zeigte, heute sei es hingegen das Produktionssystem. Beides kündigte sich über einen längeren Zeitraum an, wurde aber durch Schocks wahrgenommen.
Mitte März erklärte Citigroup-Konzernchef Michael Corbat bei Trumps Corona-Gipfel nochmal ausdrücklich, dass dies keine Finanzkrise sei, sondern Banken und Finanzsystem in starker Verfassung seien und helfen wollten.
Durch das Wissen über das Virus, die Ausbreitungszahlen und -art, könne auch der Verlauf der wirtschaftlichen Auswirkungen (in Betracht der politischen Maßnahmen gegen die Ausbreitung) gut geplant werden, so Christian Odendahl und John Springford vom Center for European Reform. Die Problematik der Unberechenbarkeit von 2008/2009 falle also weg, dafür komme hinzu, dass es nicht wie damals nur einen Nachfrageschock, sondern ebenfalls einen Angebotsschock gebe. Das mache die Corona-Krise so kompliziert.
Trotz der vergleichbaren Zahlen ist es nicht so schlimm wie 2008/2009
Der deutsche Volatilitätsindex VDAX, der sozusagen die Panik am Finanzmarkt misst, hat sich im März innerhalb von einer Woche verdreifacht und stieg damit auf das höchste Niveau seit Oktober 2008. Ebenso sanken der DAX und der Dow Jones so stark ab wie seit damals nicht mehr.
Die beiden Experten vom Center for European Reform sind sich dennoch sicher, die langfristigen Folgen würden nicht so ernst wie damals.
Olga Rogler / Redaktion finanzen.net
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