Corona im Blick

Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet langfristig weiter Konsolidierung - Frachtgeschäft profitiert von Lieferketten-Problemen

07.09.21 14:23 Uhr

Lufthansa-Chef Carsten Spohr erwartet langfristig weiter Konsolidierung - Frachtgeschäft profitiert von Lieferketten-Problemen | finanzen.net

Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet langfristig weiterhin mit einer Konsolidierung der Luftfahrtbranche.

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"In der Tat war Konsolidierung vor Covid eines der ganz großen Themen unserer Branche", sagte Spohr am Montagabend bei einer Veranstaltung des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). Während die fünf großen amerikanischen Airlines in den USA 80 Prozent Marktanteil hätten, kämen die fünf größten europäischen Fluggesellschaften gerade mal auf die Hälfte, nämlich 40 Prozent. "Also war allen klar, da wird noch was kommen."

Da während der Pandemie allerdings "so ziemlich jede europäische Airline in irgendeiner Form staatlich stabilisiert" worden sei, seien Fusionen und Akquisitionen auch von Seiten der EU-Kommission nicht möglich.

"Aber in dem Moment, wo diese staatlichen Stabilisierungen zurückgezahlt werden, wird auch diese Pausetaste wieder auf Play umswitchen, denn wir haben viel zu viele Airlines in Europa, und wir werden sicherlich wie oft bei Krisen auch sehen, dass der einzelne mehr, der einzelne weniger von dieser Krise getroffen wurde", sagte Spohr. "Also ich sehe weiterhin den Trend zur Konsolidierung."

Der CEO bekräftigte erneut, dass sein Konzern die erhaltenen staatlichen Finanzhilfen möglichst schnell zurückzahlen möchte. Auch eine Rückkehr in den Leitindex DAX, aus dem die Aktie infolge der Krise ausgeschieden war, stehe auf der Agenda, habe aber keine hohe Priorität "für mich als jemand der um das Überleben des Unternehmens kämpfen musste und letztendlich mit staatlicher Hilfe nur gewährleisten konnte, und als jemand der als Chef von 140.000 Menschen in die Pandemie ging und als Chef von 110.000 rausgeht", sagte Spohr mit Blick auf den krisenbedingten Stellenabbau in seinem Konzern.

Dann räumte er aber doch ein, dass er sich die Liste der Unternehmen angeschaut hat, die im Zuge der DAX-Erweiterung auf 40 Titel ab 20. September in den Leitindex aufsteigen, um zu schauen, "wer ist der Schwächste, wen muss ich einholen".

Die Deutsche Lufthansa sei trotz der staatlichen Finanzspritze am Kapitalmarkt schneller wieder finanzierungsfähig gewesen, als sie sich das selbst zugetraut habe. Bis der Konzern seine Schulden aber nicht mehr nur durch Umschuldung verringern sondern aus Gewinn tilgen könne, werde es aber noch mindestens ein Jahr dauern, so Spohr.

Zur geplanten Kapitalerhöhung äußerte sich der CEO am Montagabend nicht. Wenn es darum gehe, das von der Bundesregierung zur Verfügung gestellt Eigenkapital zurückzuführen, gebe es aber auch andere Eigenkapitalinstrumente in der Bilanz, die der Konzern vielleicht gar nicht brauche.

Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) des Bundes hatte dem Konzern Stabilisierungshilfen unter anderem in Höhe von 5,7 Milliarden Euro als stille Einlagen gewährt, wovon 4,7 Milliarden Euro als Eigenkapital eingestuft wurden, und der WSF übernahm für mehr als 300 Millionen einen Anteil von 20 Prozent am Konzern. Diese Beteiligung soll nun auf 15 Prozent zurückgefahren werden, wie der Bund Ende August ankündigte.

Lufthansa profitiert im Frachtgeschäft von Lieferketten-Problemen

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht für den von der Corona-Krise hart getroffenen Konzern dank eines boomenden Luftfrachtgeschäfts wieder Licht am Horizont.

Die positivsten Nachrichten für den Konzern in den letzten Wochen kämen von der Luftfrachttochter, sagte der Konzern-Chef am Montagabend im Internationalen Club Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW). "Sie wird dieses Jahr über eine Milliarde Gewinn beisteuern", sagte er. Dies werde "mit ganz hoher Wahrscheinlichkeit" erreicht.

Die globalen Lieferketten seien in Folge der Covid-Krise absolut aus dem Takt geraten, führte der Airline-Chef aus. "Das ist das ideale Geschäft bei der Luftfracht." Diese werde immer dann gebraucht, wenn Werttransporte per Schiff oder per Bahn nicht schnell genug seien. Große Kunden seien die Autoindustrie, aber auch Pharmaprodukte und medizinische Produkte seien gefragt. Zudem spiele der Online-Handel eine wichtige Rolle. "Wir sind mehr oder weniger global ausverkauft in der Luftfracht," sagte Spohr. Dabei habe der Konzern auch kürzere Strecken im Blick. "Wir haben jetzt gerade entschieden, ins Kurzstreckengeschäft einzusteigen", sagte Spohr.

Ermutigend ist für den Lufthansa-Chef zudem, dass inzwischen der Geschäftsreiseverkehr langsam wieder zurückkehrt. So habe sich in den letzten Wochen die Nachfrage nach Flügen in der Region Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien um 15 Prozent erhöht. "Und wenn man nur auf die innerdeutschen Flüge schaut, sogar um 30 Prozent." Beides sei ein Streckengebiet, in dem Lufthansa viele Geschäfts- und weniger Tourismusreisen habe.

SPOHR: IN GESPRÄCHEN ÜBER AUSSTIEG DES BUNDES

Der Konzern, zu der auch die Airlines Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels Airlines gehören, wurde 2020 mit einem Finanzrahmen von neun Milliarden Euro von Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien in der schweren Krise vor der Pleite bewahrt. Der Bund hatte im Rahmen einer milliardenschweren Stützungsaktion eine Beteiligung von 20 Prozent erworben und war damit zum Hauptaktionär aufgestiegen.

Lufthansa sei bereits in der Lage gewesen, die ersten Stabilisierungsmittel zurückzuführen, sagte Spohr. Die erste Milliarde sei schon zurückgeflossen. "Und wir sind in der Tat in Gesprächen mit der Bundesregierung über den Einstieg in den Ausstieg." Er würde gerne noch mit den jetzigen Ansprechpartnern Klarheit schaffen, sagte Spohr. Ende 2023 müsse der Staat spätestens die Aktien verkauft haben. Der Bund hatte Mitte August angekündigt, seine Beteiligung von 20 Prozent um zunächst bis zu ein Viertel zu verringern. Die Lufthansa und die Bundesregierung wollen die Airline-Gruppe möglichst schnell wieder unabhängig von der Hilfe des Steuerzahlers machen.

Airline Eurowings will bald wieder mit 100 Maschinen fliegen

Die Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings will wegen steigender Nachfrage ihre Flotte wieder aufstocken.

Sollte es keinen Rückschlag durch Delta oder andere Corona-Virus-Varianten geben, werde Eurowings 2022 auf deutlich mehr als 100 Flugzeuge wachsen, sagte Firmenchef Jens Bischof am Dienstag. Derzeit habe man 81 Flugzeuge in der Luft, so viele wie nie seit Beginn der Virus-Pandemie im Frühjahr 2020. "Damit wären wir eine der ersten Fluglinien in der EU, die wieder 90 bis 100 Prozent des früheren Niveaus erreichen." Dadurch werde man auch Marktanteile hinzugewinnen, weil andere Konkurrenten nicht so schnell den Betrieb hochfahren würden.

Eurowings konzentriere sich verstärkt auf Urlaubsreisen und das Geschäft mit Familien- und Heimatflügen etwa Richtung Balkan, Türkei und Russland. Zudem habe man die Kosten stark gesenkt. Deshalb sei Eurowings unterm Strich "heute so wettbewerbsfähig wie noch nie seit ihrer Unternehmensgründung", sagte Bischof. Zudem komme die Sparte Geschäftsreisen nach Ende der Sommerferien deutlich zurück. "Denn auch hier sehen wir jetzt starke Nachholeffekte." Aber der Eurowingschef betonte trotz der günstigen Entwicklungen: "Natürlich sind wir noch lange nicht auf Vorkrisenniveau."

FRANKFURT (Dow Jones) / (Reuters)

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Bildquellen: DANIEL ROLAND/AFP/Getty Images

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