Lufthansa-Aktie steigt kräftig: Nach durchwachsenen Zahlen kein Ausblick auf das laufende Jahr möglich
Die Deutsche Lufthansa AG hat im vergangenen Jahr trotz höherer Einnahmen weniger verdient.
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Neben höheren Treibstoffkosten und der wirtschaftlichen Abkühlung belasteten die Lufthansa weiterhin Überkapazitäten in Europa. Der Konzerngewinn ging um 44 Prozent zurück. Auf eine Dividende sollen die Aktionäre angesichts der Corona-Krise wie bereits angekündigt ganz verzichten. Einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr traut sich der DAX-Konzern derzeit nicht zu, der erwartete Rückgang des bereinigten operativen Gewinns sei nicht prognostizierbar, teilte das Unternehmen mit.
"Die Verbreitung des Coronavirus hat die gesamte Weltwirtschaft und auch unser Unternehmen in einen bislang ungekannten Ausnahmezustand versetzt", sagte Konzernchef Carsten Spohr. "Aktuell kann niemand absehen, welche Folgen sich daraus ergeben."
Die Konzernairlines haben ihre Kapazitäten bereits massiv gesenkt. Ab der kommenden Woche starten keine Langstreckenflüge mehr aus München. Rund 700 der 763 Flugzeuge des Konzerns werden angesichts des massiven Nachfrageeinbruchs und Einreisebeschränkungen weltweit vorübergehend geparkt.
Im Jahr 2019 legte der Umsatz um 2,5 Prozent auf 36,4 Milliarden Euro zu. Der bereinigte Gewinn vor Steuern und Zinsen (Adjusted EBIT) erreichte 2,0 Milliarden Euro, wie der Konzern bereits mitgeteilt hat. Im Gesamtjahr stiegen die Kerosinkosten um 600 Millionen Euro auf 6,7 Milliarden Euro. Der Konzerngewinn ging um 44 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro zurück.
Die um Währungseffekte bereinigten Stückerlöse der Passagierairlines sind 2019 um 2,5 Prozent gesunken. Die um Treibstoff und Währungeseffekte bereinigten Stückkosten konnten um 1,5 Prozent gesenkt werden, und damit das vierte Jahr in Folge.
Lufthansa fährt Flugbetreib weiter zurück - Frachtkapazität soll steigen
Der Lufthansa-Konzern fährt zudem den Flugbetrieb seiner Passagierairlines wegen der Corona-Krise noch weiter zurück. Lufthansa German Airlines bietet Langstreckenflüge vorerst nur noch ab Frankfurt an, die Fluggesellschaft Swiss fliegt künftig nur noch drei Mal in der Woche von Zürich nach Newark in den USA. Auch das Kurzstreckenprogramm wird nochmals reduziert, der Flughafen München wird nur noch von Lufthansa Cityline angeflogen, wie der der Konzern bei der Vorlage seines Geschäftsberichtes mitteilte.
Darüber hinaus bieten die Konzernairlines im Auftrag von Touristikunternehmen Sonderflüge an, um Reisende nach Hause zu bringen. Der Flugplan für die Rückkehrer reiche bis zum 19. April, entspreche aber nur rund 5 Prozent des ursprünglich geplanten Programms. Die zum Konzern gehördende Air Dolomiti hat den Betrieb bereits vorläufig eingestellt, Austrian Airlines und ab Samstag auch Brussels Airlines bieten vorübergehend keine regulären Flüge an.
In der Folge müssen rund 700 der 763 Maschinen in der Konzernflotte geparkt werden.
Zu denen, die noch fliegen, gehören die 19 Frachter von Lufthansa Cargo. Die Frachtairlines fliege - abgesehen von Streichung nach Festland-China, weiterhin ihr reguläres Programm, um die Frachtströme in Deutschland und Europa nicht einreißen zu lassen. Aktuell werde geprüft, Passagierflugzeuge ohne Passagiere als reine Frachtflugzeuge einzusetzen, um die Frachtkapazität weiter zu erhöhen, teilte der Konzern mit.
CEO: Wahrscheinlichkeit von Staatshilfe für Branche steigt
Die Deutsche Lufthansa rechnet damit, dass die Regierungen in Europa den Fluggesellschaften in ihren Ländern wegen der Corona-Krise früher oder später unter die Arme greifen müssen. "Je länger diese Krise andauert, desto wahrscheinlicher wird es, dass die Zukunft der Luftfahrt ohne staatliche Hilfe nicht gewährleistet werden kann", sagte Konzernchef Carsten Spohr in einer Mitteilung zum Jahresabschluss. Der CEO der Konzern-Tochter Swiss, Thomas Klühr, wurde in einer separaten Mitteilung noch deutlicher: "Es ist davon auszugehen, dass alle Airlines in Europa auf staatliche Unterstützung angewiesen sein werden", sagte er. "Die Frage ist nicht ob, sondern wann."
Klühr warnte vor einem temporären Liquiditätsengpass bei einer länger andauernden Krise, auch wenn Swiss im Verbund mit dem Lufthansa-Konzern einen längeren Atem als manch andere europäische Fluggesellschaft habe. "Sollte dieser Fall eintreten, ist es wichtig, dass schnell Liquidität zur Verfügung gestellt wird und zeitnah Zusagen für weitere Maßnahmen wie staatliche Garantien oder Überbrückungskredite - die nach der Krise zurückbezahlt werden können - erfolgen", sagte.
Auch die Schwester-Airline Austrian, die ihren regulären Flugbetrieb am heutigen Donnerstag eingestellt hat, sieht sich besser aufgestellt als viele andere - und für eine auf die Krise möglicherweise folgende Konsolidierung der Branche gerüstet. "Nicht alle werden diese Krise überleben", sagte Austrian-CEO Alexis von Hoensbroech. Austrian Airlines aber werde gestärkt aus dieser Krise herausfliegen. "Wer, wenn nicht wir!", zeigte er sich zuversichtlich.
So reagierte die Lufthansa-Aktie
Die Aktien der Lufthansa haben am Donnerstag erneut einen Erholungskurs eingeschlagen. Die Kranich-Papiere stiegen via XETRA um 8,62 Prozent auf 8,97 Euro.
Am Markt wurden gleich mehrere Gründe für die positive Kursentwicklung genannt: Es stütze, dass die Fluggesellschaft derzeit keine Staatshilfen benötigt und sich in der Krise wacker schlägt. Zugleich wurde auch auf den Einstieg des Münchener Investors Heinz Hermann Thiele verwiesen, der nach umfangreichen Käufen der Aktie im März nun gut 5 Prozent am Unternehmen hält.
Dennoch: Seitdem die Panik vor den Auswirkungen der Coronakrise umgeht haben die Aktien trotz der jüngsten Erholungsversuche immer noch etwas mehr als 40 Prozent an Wert eingebüßt.
FRANKFURT (Dow Jones) / dpa-AFX Broker
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