Lufthansa-Aktie gibt ab: Lufthansa erneut mit Milliardenverlust - Kapazitätsausblick vorsichtiger
Die Deutsche Lufthansa hat ihren pandemiebedingten Verlust im ersten Quartal unter anderem dank Kosteneinsparungen mehr als halbiert.
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Den monatlichen operativen Mittelabfluss konnte der Airline-Konzern stärker als geplant begrenzen, wozu auch die hohe Nachfrage und ein Rekordgewinn im Frachtgeschäft und ein besser als erwartetes Ergebnis bei Lufthansa Technik beitrugen. Für 2021 geht der Konzern weiterhin von einem deutlich geringeren operativen Verlust - gemessen am bereinigten EBIT - als im Vorjahr aus, wird beim Ausblick für die Kapazitätsentwicklung jedoch vorsichtiger.
In den ersten drei Monaten des Jahres brach der Umsatz um 60 Prozent auf 2,560 Milliarden Euro ein. Der bereinigte Verlust vor Zinsen und Steuern (bereinigtes EBIT) verringerte sich um 6 Prozent auf 1,143 Milliarden Euro, der Konzernverlust reduzierte sich auf 1,049 Milliarden Euro nach einem Verlust von 2,124 Milliarden im Vorjahresquartal.
Analysten hatten im Konsens mit einem Umsatz von 2,4 Milliarden Euro, einem bereinigten EBIT von minus 1,3 Milliarden Euro und einem Konzernverlust nach Dritten von 1,1 Milliarden Euro bzw. 1,73 Euro je Aktie gerechnet.
Die operativen Mittelabflüsse, also ohne Berücksichtigung von Working-Capital-Veränderungen, Investitionen und Einmal- und Restrukturierungsaufwendungen, lagen mit durchschnittlich 235 Millionen Euro pro Monat unter den ursprünglich erwarteten rund 300 Millionen Euro. Der bereinigte freie Cashflow belief sich auf minus 947 Milliarden Euro. Hier hatten die Marktbeobachter minus 932 Millionen Euro erwartet.
Die Lufthansa Group verfügte zum 31. März 2021 über liquide Mittel von rund 10,6 Milliarden Euro, davon entfielen 5,4 (Ende Dezember: 5,7) Milliarden Euro auf nicht abgerufene Mittel aus den staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen und Kredite.
Das Unternehmen rechnet dank Impffortschritten und der weiteren Verbreitung und Akzeptanz von Testmöglichkeiten mit einer deutlichen Markterholung im zweiten Halbjahr. Die Angebotskapazität dürfte im Gesamtjahr 2021 aber nur bei 40 Prozent des Vorkrisenniveaus liegen, bisher hatte die Lufthansa hier 40 bis 50 Prozent in Aussicht gestellt.
Lufthansa will weiter 10.000 Stellen in Deutschland streichen
Trotz eines bereits großen Personalabbaus will die Lufthansa in Deutschland weiter rund 10 000 Vollzeitstellen streichen oder im vergleichbaren Maße Personalkosten einsparen. Erreichen will der Konzern dies über freiwillige Abgänge oder Teilzeitlösungen, wie Finanzvorstand Remco Steenbergen am Donnerstag bei der Vorlage der Quartalszahlen sagte. Er verwies auf laufende Verhandlungen mit den Gewerkschaften für die Piloten und das Bodenpersonal zu Neuregelungen ab 2022. Er sagte aber auch: "Wir bereiten uns auf Entlassungen vor." Dieses Mittel könne Anfang des kommenden Jahres eingesetzt werden.
In den zurückliegenden zwölf Monaten hat der Konzern nach eigenen Angaben weltweit rund 24 000 Vollzeitstellen abgebaut, was rund 25 700 Beschäftigten entspricht. Der Großteil entfiel auf die Catering-Tochter LSG, deren Europageschäft an die Gategroup verkauft wurde. In Deutschland ging die Zahl der Vollzeitstellen meist durch Fluktuation um 8000 auf 52 200 zurück. Außerhalb Deutschlands wurden im selben Zeitraum 16 000 Stellen gestrichen. Konzernweit nannte Lufthansa zum Monatsende März noch 93.500 Stellen, die sich rund 111 000 Lufthanseaten teilen.
Lufthansa hält Kapitalerhöhung 2021 oder 2022 für möglich
Die Lufthansa könnte sich noch im laufenden Jahr mit einer milliardenschweren Kapitalerhöhung frisches Geld besorgen. Wenn die Anteilseigner dem Plan bei der Hauptversammlung im Mai zustimmen, "müssen wir uns überlegen, wann der richtige Zeitpunkt dafür ist", sagte Finanzchef Remco Steenbergen am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. "Es kann dieses Jahr, aber auch nächstes Jahr sein." Der Manager ließ offen, wie viel Geld der Konzern dann tatsächlich mit der Ausgabe neuer Aktien hereinholen will. Es werde aber weniger sein als der Rahmen von 5,5 Milliarden Euro, der bei dem Aktionärstreffen zur Abstimmung steht.
Die Lufthansa hatte bereits Anfang April bei der Einladung zur Hauptversammlung hervorgehoben, dass über eine solche Kapitalerhöhung und deren Höhe noch nicht entschieden sei. Die beantragte Summe ergebe sich rein rechnerisch aus der Höhe der Stillen Einlagen I und II, die der deutsche Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) dem Konzern zur Verfügung gestellt habe. Dabei hat die Lufthansa die größere der Stillen Einlagen, die sich auf 4,5 Milliarden Euro belaufen würde, noch nicht in Anspruch genommen. Allerdings ist die Corona-Pandemie und damit die schwerste Krise in der Geschichte der Luftfahrtbranche noch nicht zu Ende.
Kapazitätskürzungen und Kapitalerhöhung belasten Lufthansa-Kurs
Weiter gedämpfte Kapazitätserwartungen und ein Zeitrahmen für eine mögliche Kapitalerhöhung sind am Donnerstag nicht nach dem Geschmack der Lufthansa-Anleger. Die Aktien der Fluggesellschaft sackten bis zum Handelsschluss um 3,18 Prozent auf 10,588 Euro ab, obwohl die Geschäftszahlen des ersten Quartals bei Analysten durchaus auf ein positives Echo stießen. Auffällig waren die Verluste auch vor dem Hintergrund, dass sich der Sektor der europäischen Reise- und Freizeitwerte moderat im Plus bewegte.
Die Lufthansa kürzte am Donnerstag im Zuge der Pandemie und einer sich weiter hinziehenden Erholung der Branche nochmals ihre Kapazitätspläne für dieses Jahr. So soll das Flugangebot statt bis zu 50 Prozent nur rund 40 Prozent des Vorkrisenniveaus erreichen. Außerdem gab es am Morgen Aussagen zu einem möglichen Zeitrahmen für die zuletzt in Aussicht gestellte milliardenschwere Kapitalerhöhung, mit der in der Pandemie erhaltene Staatshilfen zurückgezahlt werden sollen. Laut Finanzchef Remco Steenbergen könnte diese in diesem oder dem kommenden Jahr stattfinden.
Was das erste Quartal betrifft, gab es von Analysten relativ positives Feedback. Analystin Muneeba Kayani von der Bank of America hob hervor, dass der operative Verlust (Ebit) nicht so hoch ausgefallen sei wie befürchtet. Sie lobte vor allem die starken Umsätze im Frachtgeschäft, aber auch eine mittlerweile solide Liquidität dank des reduzierten Abflusses von Barmitteln. Die Nettoverschuldung der Fluggesellschaft sei mit 10,9 Milliarden Euro niedriger als von ihr vermutet.
FRANKFURT (Dow Jones) / (dpa-AFX)
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