Consumer Banking

Bankkonto für jedermann von Goldman Sachs geht in die Beta-Phase

05.05.22 22:43 Uhr

Bankkonto für jedermann von Goldman Sachs geht in die Beta-Phase | finanzen.net

Goldman Sachs testet unter seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den USA die Einführung eines eigenen Girokontos. Mit diesem möchte die eigentlich bevorzugt im Investment-Banking tätige Bank ihr Geschäft ausweiten und neue Kunden gewinnen.

Werte in diesem Artikel

• Über 20.000 US-Angestellte von Goldman Sachs testen gebührenfreies und verzinsliches Bankkonto in einer Beta-Phase
• Goldman Sachs möchte Tätigkeit im Bereich Consumer Banking unter der Marke Marcus weiter ausbauen
• Bankkonto könnte noch dieses Jahr für Öffentlichkeit zugänglich werden



Goldman Sachs testet eigenes Girokonto

Wie der Nachrichtensender CNBC berichtet, testet die US-amerikanische Investmentbank Goldman Sachs intern unter seinen Mitarbeitern ein gebührenfreies und verzinsliches Bankkonto. "Diese Woche haben wir den exklusiven Beta-Zugang auf alle unsere US-Mitarbeiter ausgedehnt", sagt Stephanie Cohen, Global Co-Head of Consumer and Wealth Management bei Goldman Sachs, in einer Erklärung, die CNBC übermittelt wurde. "Als Beta-Teilnehmer haben sie die Möglichkeit, als Erste das neue Produkt zu erkunden, ausgewählte Funktionen zu testen und Feedback mit uns zu teilen. [..] Diese Beta-Version ist nur der Anfang dessen, was hoffentlich bald zum primären Girokonto für Abermillionen von Kunden werden wird", führt Cohen weiter aus. Die Einführung eines Kontos für jedermann kündigte Goldman Sachs im Januar 2020 an. Das Projekt geht nun wohl in eine finale Phase und könnte schon in nächster Zeit die Marktreife erreichen. Laut CNBC habe der CFO von Goldman Sachs, Denis Coleman, gegenüber Analysten verkündet, dass die Bank das Konto noch dieses Jahr der Öffentlichkeit zugänglich mache. Über den Zinssatz der Konten gab er allerdings noch keine Auskunft. Dieser soll Insidern zufolge aber wahrscheinlich konkurrenzfähig zu anderen Online-Angeboten sein. Ein wettbewerbsfähiger Zinssatz ist auch durchaus nötig, da die eigentliche Investmentbank nach Angaben von CNBC mit dem Vorstoß in das Privatkundengeschäft den Platzhirschen der Branche, der Bank of America und Wells Fargo, den Kampf angesagt hat.

Großes Wachstum im Bereich Consumer Banking

Die Einführung eines eigenen Girokontos für die breite Masse ist nicht der erste Schritt von Goldman Sachs in das Privatkundengeschäft. Bereits im Jahr 2016 gründete die Bank unter der Namen "Marcus" eine Consumer-Banking-Einheit. Über diese biete man der Website Banking Dive zufolge hochverzinsliche Sparkonten und gebührenfreie Privatkredite von bis zu 40.000 US-Dollar an. Seither hat man sich darauf fokussiert das Geschäft beständig auszuweiten und weiterzuentwickeln. Wie Banking Dive berichtet, habe Goldman Sachs vor zwei Jahren angekündigt, die Einlagen der Sparte bis zum Jahr 2025 von 60 Milliarden auf 125 Milliarden US-Dollar mehr als verdoppeln zu wollen. Das Geschäft lief allerdings so gut, dass bereits im September 2021 die 100 Milliarden-Marke geknackt wurde. Daraufhin änderte man das Ziel ab und möchte nun schon bis 2024 Einlagen in Höhe von 150 Milliarden US-Dollar erreichen. Ebenso strebe man an die Umsätze von Marcus mehr als zu verdoppeln. Aus den 1,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 sollen bis 2024 vier Milliarden US-Dollar werden. Erreichen will Goldman Sachs dies unter anderem mit einer deutlichen Erhöhung der Verbraucherkredite und Bankguthaben von sieben Milliarden US-Dollar auf 30 Milliarden US-Dollar. Wie erfolgreich das Privatkundengeschäft für die Bank aktuell läuft, soll CFO Coleman jüngst in einem Telefonat mit Analysten bekannt gegeben haben. "Um Ihnen ein Gefühl zu geben, unsere aktiven Kunden im Verbraucherbereich liegen jetzt bei über 13 Millionen, und diese Zahl lag im vierten Quartal noch bei unter zehn Millionen", zitiert Banking Dive den Banker. "So sehen wir weiterhin eine attraktive aktive Kundenakquise, sowohl organisch als auch anorganisch, was ein wichtiger Bestandteil der Strategie ist."

Die Ausweitung des Bankgeschäfts von Goldman Sachs

Mit Marcus wagt sich Goldman Sachs erstmals auf das Terrain des Privatkundengeschäfts. Zuvor richtete sich die Bank mit ihrer Tätigkeit traditionell an Kunden, die wesentlich größere finanzielle Mittel zur Verfügung haben. "Wir freuen uns, die Marke Goldman Sachs auf alle Vermögensebenen auszudehnen, in der Kunden eine Welt sehen können, in der Bankgeschäfte vollständig digital abgewickelt werden, ohne jemals eine Filiale betreten zu müssen", sagt Swati Bhatia, "Partner and Head of Direct-to-Consumer Business" bei Marcus, in einem Interview gegenüber der Website "The Financial Brand". Mit seinem Service möchte Goldman Sachs in gewisser Art und Weise die alten Tugenden des Bankgeschäfts mit modernen Innovationen verbinden. Bei der Ausgestaltung des Dienstes soll alles so digital wie möglich sein, um die Kundinnen und Kunden mit einer Web-App-basierten Banking-Lösung abzuholen. Das Geschäft in den Filialen gehöre der Vergangenheit an. In den letzten zehn Jahren hätten sich Bankkunden Bhatia zufolge allerdings dadurch zu schlichten Datenpunkten entwickelt. Dies sei schlecht, da Verbraucherinnen und Verbraucher Partnerschaften wollen würden. "Wenn ich mir das Bankwesen vor 40 Jahren ansehe, war eine Bank dort, wo man in eine Filiale ging und die Leute einen kannten. Sie kannten wahrscheinlich Ihre Familie, sie wussten wahrscheinlich, was Ihr Potenzial war. Und die gesamte Banking-Erfahrung basierte auf Beziehungen", erklärt Bhatia. Zu diesem Verhältnis müsste man demzufolge zurückkehren. Wenn es darum gehe, wer den Wettbewerb um die Kundinnen und Kunden in Zukunft im Bankgeschäft gewinnen würde, so sei es ihrer Meinung nach derjenige, der diese Aspekte am besten erfüllen werde. "Ich denke, die Kunden werden ihre Gewinner wählen."

Nicolas Flohr / Redaktion finanzen.net

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Bildquellen: Chris Hondros/Getty Images, Gil C / Shutterstock.com

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