Comeback der Solarbranche

Photovoltaik: Grüne Signale für die Sonnenindustrie

13.11.13 03:00 Uhr

Förderkürzungen, Überkapazitäten und ein ruinöser Preiskampf führten die Solarindustrie an den Abgrund. Doch weltweit wächst die Branche. Und in Deutschland ist Solarstrom inzwischen konkurrenzfähig.

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von Wolfgang Hagl, Euro am Sonntag

Bald beginnt die Zeit der großen Jahresrückblicke. Bei den Börsianern wird in der Rubrik „Comeback des Jahres“ kein Weg an Solaraktien vorbeiführen. Der vielfach totgesagte Sektor meldete sich 2013 eindrucksvoll zurück. Gemessen an der Kursperformance führt Phoenix Solar das Ranking mit Abstand an — der Kurs hat sich im Jahresverlauf mehr als verfünffacht. Da kann SMA Solar nicht Schritt halten. Allerdings zählt die Aktie zu den Top-Performern im TecDAX. Solarworld musste diesen Auswahlindex im März verlassen. Es ist aber als Erfolg zu werten, dass der frühere Börsenstar nicht ganz von der Bildfläche verschwunden ist, sondern nach einer Einigung mit den Gläubigern den Neuanfang wagt.

Wer nach Gründen für die Rückkehr der Solaraktien ins Börsen­rampenlicht sucht, muss die internationale Brille aufsetzen. Denn auf dem Heimatmarkt erlebt die Branche gerade ein desaströses Jahr. Von Januar bis September gingen in Deutschland laut Zahlen der Bundesnetzagentur nur noch Photovol­taik (PV)-Anlagen mit einer Leistung von 2,7 Gigawatt (GW) ans Netz. Damit hat sich das installierte Volumen gegenüber dem Vorjahreszeitraum mehr als halbiert.

Verantwortlich für den Einbruch sind die Einschnitte in das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die Bundesregierung wollte damit die per Umlage an den Kosten des grünen Stroms beteiligten Verbraucher vor einer Preisexplosion schützen. Konkret sollen in Deutschland jährlich nur noch zwischen 2,5 und 3,5 GW in Betrieb gehen. Zum Vergleich: 2012 erreichte die Gesamtkapazität der neuen Module 7,9 GW, ein Rekord. Laut Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur, greifen die Einschnitte: „Inzwischen ist deutlich erkennbar, dass sich der monatliche Zubau von PV-Anlagen verstetigt.“

Günstiger Sonnenstrom
Das EEG zählt zu den ganz heißen Themen der laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD. Die Gesprächspartner streben eine weitere Reform an und stellen damit für die kommenden 15 Jahre Rechtssicherheit in Aussicht. Da sowohl Union als auch SPD den Anteil der „Erneuerbaren“ am Energiemix deutlich erhöhen möchten, führt an der Sonne kein Weg vorbei. Zumal die massiv gefallenen Modulpreise die PV-Technik zusehends konkurrenzfähig machen.

In diesem Zusammenhang fällt häufig der Begriff „Grid Parity“, zu deutsch Netzparität. Sie ist erreicht, sobald sich Strom aus einer PV-Anlage zu denselben Kosten wie aus konventionellen Quellen erzeugen lässt. Laut einer aktuellen Publikation des Fraunhofer-Instituts ISE erreichen in Deutschland mittlerweile selbst kleinere Aufdachanlagen die „Grid Parity“. Das Manko: Die Sonne scheint nur tagsüber und zudem vor allem in den Sommermonaten. Für die Solarindustrie kommt es daher entscheidend darauf an, effiziente und vor allem erschwingliche Systeme für die Speicherung des gewonnenen Stroms zu entwickeln. Dann winken ihr auch auf dem Heimatmarkt wieder bessere Zeiten.

Vorerst findet der Aufschwung im Ausland statt. Die Deutsche Bank traut dem globalen PV-Markt im laufenden sowie den kommenden beiden Jahren eine durchschnittliche Steigerungsrate von 19 Prozent zu. Damit würde die neu installierte Leistung 2015 die Schallmauer von 50 GW erreichen. Während das Szenario eine Stabilisierung in Europa unterstellt, rechnet die Großbank in den USA, Japan, Indien und China mit Wachstum. Hinzu kommen nach Ansicht der Analysten neue Märkte wie Chile, der Nahe Osten, Südostasien sowie Südafrika.

Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass die heimischen Branchenvertreter auf die internationale Bühne drängen. Beispiel Phoenix Solar. Der Projektspezialist konnte 2013 eine Reihe lukrativer Aufträge gewinnen. Unter anderem baut das Unternehmen die größte PV-Anlage Singapurs. In den USA erhielten die Bayern den Zuschlag für die Errichtung eines 38,6-Megawatt-Solarstromkraftwerks — das größte Projekt der 14-jährigen Firmengeschichte. In den Zahlen für das dritte Quartal zeigt der Restrukturierungskurs bereits Wirkung. Das Unternehmen schrieb erstmals seit 2010 schwarze Zahlen. Bei der Phoenix-Aktie kam es dennoch zu kräftigen Gewinnmitnahmen, was wir als Einstiegschance erachten.

Internationale Expansion
Derweil musste SMA Solar die Hoffnung auf den Turnaround vorerst begraben. Anstatt einer schwarzen Null rechnet der Hersteller von Wechselrichtern für das laufende Jahr nun mit einem Verlust zwischen 80 und 90 Millionen Euro. Vorstandschef Pierre-Pascal Urbon führt die Gewinnwarnung auf die schwache Nachfrage in Europa zurück. „Daneben sorgte der Handelsstreit zwischen der EU und China bezüglich der Einführung von Strafzöllen auf chinesische Module für große Verunsicherung.“ Mittlerweile haben sich Peking und Brüssel auf Mindestpreise sowie eine Importobergrenze geeinigt. Investoren konnte SMA nur kurz schocken. Nach einem Kursrutsch kehrte der TecDAX-Titel in den Aufwärtstrend zurück. Offensichtlich vertrauen Anleger dem Ausblick auf das kommende Jahr. Für 2014 peilt Urbon neben einem Umsatzwachstum die Rückkehr in die Gewinnzone an.

Fest steht, dass der Konzern wichtige strategische Fortschritte erzielt hat. Mit dem Kauf eines 72,5-Prozent-­Anteils an der chinesischen Zever­solar gelang dem Unternehmen der Eintritt in einen der am stärksten wachsenden PV-Märkte. Deutsche-Bank-Analyst Alexander Karnick geht davon aus, dass sich der Umsatz von Zeversolar im laufenden Jahr verfünffacht. Ab 2014 soll die Tochter schwarze Zahlen schreiben.

Während die SMA-Aktie eine heiße Wette auf die Zukunft ist, sprudeln bei First Solar die Gewinne schon wieder. Im dritten Quartal hat der größte Solarzellenhersteller der USA den Profit nahezu verdoppelt. Zudem schraubte das Management die Prognose für das Gesamtjahr nach oben. First Solar liefert damit den Beweis, dass sich trotz gekürzter Förderungen, fallender Modulpreise und eines enormen Preiskampfs im Solarmarkt Geld verdienen lässt. Entsprechend positiv strahlte der Quartalsbericht auf den gesamten Sektor aus.

So markierte die Manz-Aktie wenige Tage später ein Jahreshoch. Wobei das Solargeschäft für den deutschen Spezialmaschinenbauer nur noch eine kleine Rolle spielt. Haupteinnahmequelle sind Anlagen zur Produktion von Displays. Der Boom bei Tablet-PCs und Smartphones lässt bei Manz die Kasse klingeln. Abgeschrieben hat das Unternehmen die PV-Industrie noch nicht. Sollte es tatsächlich zu einem neuen Investitionszyklus kommen, stände Manz Gewehr bei Fuß.

Investor-Info

SMA Solar
Verschobener Turnaround

Der Hersteller von Wechselrichtern besetzt eine Schlüsselstelle der Solartechnik. Dennoch machte die Krise nicht vor SMA Halt. Neben Kosteneinsparungen soll eine internationale Expansion die Wende bringen. Vorerst allerdings musste der Vorstand den Turnaround in das Jahr 2014 verschieben. Den laufenden Aufwärtstrend des TecDAX-Titels konnte die Gewinnwarnung nur kurz stoppen.

Phoenix Solar
Imposante Rally

Der Kraftwerkspezialist bietet eine der spannendsten Turnaround-Wetten am deutschen Aktienmarkt. Sollte Phoenix 2014 tatsächlich in die Gewinnzone zurückkehren, wäre der Small Cap trotz seiner Kursrally nicht zu teuer. Mit gut 40 Millionen Euro liegt der Börsenwert gerade einmal bei einem Viertel des für 2013 mindestens angestrebten Umsatzes.
Zugreifen sollten nur Anleger mit Mut zum Risiko.

First Solar
Ehrgeizige Ziele

Das US-Unternehmen deckt die gesamte Wertschöpfungskette der Photovoltaiktechnik ab. Neben Kosteneinsparungen setzt das Management derzeit einen Schwerpunkt auf immer effizientere Module. Die Strategie scheint aufzugehen, gerade hat First Solar die Prognose für 2013 erhöht. Schafft das Unternehmen die bis 2015 gesteckten Ziele, wird der Höhenflug der Aktie weitergehen.

Solarworld
Vorläufige Rettung

Erst im August einigte sich Solarworld mit Gläubigern und Aktionären auf ein schmerzliches Sanierungskonzept, jetzt scheint Vorstandschef Frank Asbeck bereits wieder Expansionspläne zu schmieden. Gerüchten zufolge möchte er ein Bosch-Solarwerk übernehmen. Ein überzeugendes Zukunftskonzept steht dagegen noch aus. Finger weg.

Zertifikat
Diversifizierter Ansatz

Auf den World-Solar-Energy-Index (SOLEX) basiert ein Tracker-Zertifikat der Société Générale. In der Zusammensetzung dieser Benchmark kommt die Internationalisierung des Sektors deutlich zum Ausdruck. Die vor einigen Jahren noch dominierenden deutschen Unternehmen sind aus dem Index verschwunden. Stattdessen enthält der SOLEX ausschließlich Firmen aus Asien und Nordamerika.

Veranstaltung
Solarkonferenz in Berlin

Die Situation auf dem deutschen und internationalen Solarmarkt wird eingehend auf dem 14. Forum Solarpraxis am 21. und 22. November in Berlin erörtert. Wichtige Konferenzthemen werden das Energiemarktdesign der Zukunft, der Umbau der Stromversorgung oder Herausforderungen beim Speichern von Strom sein. Neben Diskussionsrunden und Thementischen umfasst das Programm etliche Workshops, in welchen Aspekte wie die Entwicklung von PV-Projekten aus rechtlicher Sicht, Solarthermie trifft Fernwärme oder künftige Entwicklungen im Bereich Elektromobilität diskutiert werden.
Networking-Events runden das Programm ab. Zielgruppe der im Hilton Hotel stattfindenden Konferenz sind Anbieter und Entscheider aus der Solarbranche und Politik sowie Medienvertreter und Investoren. Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch (mit Übersetzung), die Teilnahmegebühr (Standard) beträgt 1.095 Euro.

Info und Anmeldung: www.forum.solarpraxis.de

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28.11.2024SMA Solar HoldJefferies & Company Inc.
21.11.2024SMA Solar HoldJefferies & Company Inc.
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15.11.2024SMA Solar HoldDeutsche Bank AG
14.11.2024SMA Solar VerkaufenDZ BANK
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22.04.2024SMA Solar KaufenDZ BANK
29.02.2024SMA Solar KaufenDZ BANK
29.01.2024SMA Solar KaufenDZ BANK
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19.11.2024SMA Solar HoldJoh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank)
15.11.2024SMA Solar HoldDeutsche Bank AG
14.11.2024SMA Solar HoldJefferies & Company Inc.
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08.08.2022SMA Solar UnderperformJefferies & Company Inc.
25.07.2022SMA Solar UnderperformJefferies & Company Inc.
19.05.2022SMA Solar UnderperformJefferies & Company Inc.

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