DAX 40: Was geht noch bei den Neulingen?
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Die Deutsche Börse erweitert ihren Leitindex: Jetzt stehen die zehn neuen Mitglieder fest. Doch eine Aufnahme in das wichtigste deutsche Börsenbarometer führt nicht immer zu positiven Kurseffekten. Häufig wurde das Pulver schon im Vorfeld verschossen. Doch mancher Titel könnte auch aus fundamentalen Gesichtspunkten einen Blick wert sein.
Am 3. September 2021 gab die Deutsche Börse bekannt, wer die zehn freien Plätze im neuen DAX 40 einnehmen wird. Überraschungen blieben dabei aus. Aufgrund der regelmäßig veröffentlichten Ranglisten standen die Aufsteiger schon im Vorfeld weitgehend fest. Neu in der obersten deutschen Börsenliga dürfen demnach ab dem nächsten Anpassungstermin am 20. September 2021 folgende Unternehmen mitspielen: der deutsch-französische Flugzeughersteller Airbus, der Modeversandhändler Zalando, der Medizintechnikkonzern Siemens Healthineers, der Duft- und Aromen-Spezialist Symrise, der Lebensmittellieferdienst HelloFresh, der Laborausrüster Sartorius, die VW-Mutter Porsche Holding, der Chemiehändler Brenntag, der Sportartikelhersteller Puma sowie die Biotech-Firma Qiagen. Einzig Puma und Qiagen galten bis zum Schluss noch als Wackelkandidaten. Schlussendlich haben sie sich aber gegen Beiersdorf und LEG Immobilien, die sich ebenfalls Aufstiegshoffnungen gemacht haben, durchsetzen können.
Das Interesse an den DAX-Aufsteigern ist deshalb so groß, weil sich viele Anleger positive Kurseffekte von einer Aufnahme erhoffen. Hintergrund ist, dass DAX-Unternehmen deutlich stärker im Börsenrampenlicht stehen als Firmen aus der zweiten oder dritten Reihe. Das macht sie auch für ausländische Investoren besser sichtbar. Zudem müssen sich börsengehandelte Indexfonds, die den DAX physisch replizieren, mit den Neulingen entsprechend ihres Gewichts eindecken.
Pulver schon verschossen?
Ob und inwieweit sich tatsächlich noch positive Impulse für die Aufsteiger ergeben, bleibt jedoch abzuwarten. In Vergangenheit war des Öfteren zu beobachten, dass der Kurs eines Kandidaten zwar im weiteren Vorfeld der Entscheidung anzieht, doch nach der Aufnahme eine unterdurchschnittliche Entwicklung aufzeigen. Das könnte auch jetzt wieder bei so manchem Neuling der Fall sein. Immerhin ist der Markt ja schon seit vergangenem November über die Erweiterungspläne der Deutschen Börse informiert und anhand der monatlich veröffentlichten Ranglisten der Deutschen Börse ließ sich ablesen, welche Unternehmen sich ihres Tickets für den DAX relativ sicher sein konnten. Tatsächlich zeigt eine Blitzanalyse per 9.September 2021, dass nur zwei Neulinge, Zalando und Sartorius, seit Bekanntgabe am 3. September 2021 etwas zulegen konnten. Der Rest verzeichnet kleinere Einbußen. Allerdings entwickelte sich auch der Gesamtmarkt schwächer.
Wo ein Blick lohnt
Auch wenn bei den meisten Aufsteigern mit keinen größeren positiven Kurseffekten infolge der DAX-Aufnahme zu rechnen ist, sind einige Titel einen näheren Blick wert - und zwar aus fundamentalen Gründen. Beispiel Siemens Healthineers. Die im März 2018 an die Börse gebrachte Tochter des Münchener Mutterkonzerns hat zuletzt seine Prognosen für das laufende Geschäftsjahr erhöht. Zwar dürfte die Nachfrage nach den COVID-19 Antigentests gegen Ende des Jahres abflauen. Interessant ist die Aktie aber aus anderen Gründen. So entwickelt sich das Geschäftsfeld "Imaging" - dazu zählen Röntgengeräte und Computertomografen - über den Erwartungen. Außerdem hat sich Siemens Healthineers durch die Übernahme des US-Krebstherapiespezialisten Varian in diesem Segment erheblich verstärkt. Der Kaufpreis von 15 Milliarden Dollar ist zwar alles andere als ein Schnäppchen, doch könnte sich mittelfristig auszahlen. Denn durch die Übernahme kann Siemens Healthineers nicht nur die Diagnose, sondern auch die Therapie von Krebserkrankungen anbieten. Auf der anderen Seite ist die Aktie schon recht gut gelaufen und trotz der jüngsten Korrektur mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (erwartet) von 29 vergleichsweise teuer.
Wie Siemens Healthineers ist auch Symrise ein sehr spannender DAX-Neuling. Interessant ist das Unternehmen unter anderem deshalb, weil es in einer relativ exotisch anmutenden Branche tätig ist. Die Firma produziert Duft- und Geschmacksstoffe sowie kosmetische Grund- und Wirkstoffe. Zum Kundenkreis gehören Parfüm-, Kosmetik-, Lebensmittel- und Getränkehersteller. Zudem beliefert die Gesellschaft auch die pharmazeutische Industrie sowie Produzenten von Nahrungsergänzungsmitteln. Zu den Stärken von Symrise gehört vor allem die Fokussierung auf einen Sektor, der tendenziell auf defensive Endkonsumentenmärkte ausgerichtet ist. Hier verläuft das Wachstum solide und stetig, wie auch die guten Halbjahreszahlen zeigen. Demnach hat Symrise trotz der weiter grassierenden Corona-Pandemie ein organisches Umsatzwachstum von 9,7 Prozent auf 1,91 Milliarden Euro erzielt. Und auch die EBITDA-Marge entwickelte sich mit einem Wert von 22,0 Prozent besser als erwartet. Angesichts der guten Geschäftsentwicklung hat das Management seine Jahresziele angehoben. Beim organischen Umsatzwachstum wird nunmehr ein Plus von mehr als sieben Prozent angestrebt (bisher: fünf bis sieben Prozent). Ein Schnäppchen ist leider auch diese Aktie leider nicht mehr. Nachdem sich der Titel seit dem IPO schon mehr als verdoppelt hat, wäre es daher nicht überraschend, wenn die Aufwärtsdynamik etwas nachlässt.
Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Public Listed Products Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feierte 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.
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