Chinas Solarfirmen suchen Schutz vor Strafzöllen
Von Wayne Ma und Matthew Dalton
PEKING--China und die EU streiten weiter über angebliche Dumpingpreise von chinesischen Solarprodukten. Wie chinesische Branchenvertreter am Donnerstag mitteilten, sollen chinesische Produzenten bereit sein, die Preise für ihre Solarmodule zu erhöhen und ihre Ausfuhren in die EU zu drosseln, um harsche Handelszölle zu umgehen. Die EU aber habe dieses Angebot brüsk abgelehnt, behaupten sie.
Ein Sprecher der EU-Kommission wies die Darstellung hingegen als "falsch und irreführend" zurück. Es hätten keinerlei offizielle Gespräche stattgefunden, sagte er.
"Wir haben uns auf diese Idee geeinigt", sagte Wang Yiyu, Chefstratege beim nach Umsatz weltgrößten Solarmodul-Hersteller Yingli Green Energy Holding. Das "einzige Problem" sei, dass man sich noch darauf einigen müsse, wie stark die Mengen gekürzt werden sollten und wie hoch ein "Mindestpreis" aussehen müsste.
Unklar ist auch noch, wie sehr Regierungsvertreter in Peking das Vorhaben unterstützen würden. Trotzdem zeigt das Einlenken der chinesischen Produzenten, wie stark die von der EU angekündigten Kampfzölle auf chinesische Solarprodukte schon wirken.
Nach Auskunft von Wang haben die chinesischen Hersteller fast zwei Monate lang an ihrem Vorschlag gearbeitet. Sein Unternehmen Yingli habe bereits der chinesischen Handelskammer für Import und Export von Maschinen und Elektronikgütern (CCCME) eine Richtschnur an die Hand gegeben, welche Preise und EU-Liefermengen aus Konzernsicht tolerierbar seien. Die CCCME hat die chinesische Solarindustrie bisher in den offiziellen Verhandlungen mit der EU vertreten. Das chinesische Handelsministerium hat sich nicht unmittelbar auf die Anfrage nach einem möglichen Ende des Solarstreits zurückgemeldet.
"Es gibt kein Problem, solange die Mehrheit der chinesischen Solarunternehmen glauben, dass es machbar ist", sagte Wang.
Es ist nicht klar, welche Seite tatsächlich als erste die neuen Pläne vorgelegt hat. Doch die Handelskammer griff die EU am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme auf ihrer Webseite scharf an: "Wir haben praktische, brauchbare Preisanträge gemacht, aber die Europäer haben unsere Vorschläge rundweg abgelehnt, ohne auf unsere Fragen zu antworten oder Erklärungen zu liefern", heißt es darin. Weiter kritisierte die CCCME: "Die erste Verhandlungsrunde ist gescheitert, weil die Europäer absolut keinen ernsthaften Willen gezeigt haben, diese Sache über Diskussionen zu lösen."
Nach Angaben der CCCME fiel der Wert der chinesischen Solarausfuhren nach Europa wegen eines Preissturzes im vergangenen Jahr um 45 Prozent auf 11,2 Milliarden US-Dollar.
Nun diskutieren die chinesischen Solarproduzenten nach eigenen Angaben über die Anwendung einer Handelsklausel in den Verträgen der Welthandelsorganisation (WTO). Diese erlaubt es Exporteuren, ihre Güterpreise zu erhöhen, um Anti-Dumping-Zölle zu vermeiden. Allerdings dürfen sie laut WTO solche Preiserhöhungen nur auf Basis einer vorläufigen Beschlussfassung für den Fall des Dumping vornehmen.
Die EU wird voraussichtlich am 5. Juni zusätzliche Zölle auf importierte Solarmodule aus China verhängen. Sie hatte zuvor neun Monate lang untersucht, ob die Teile zu billig verkauft wurden. Die Zölle würden im Oktober in Kraft treten, sofern sich beide Seiten bis dahin nicht anderweitig geeinigt haben. Wie das Wall Street Journal Anfang Mai berichtet hatte, sollen die Zölle bei bis zu 67,9 Prozent liegen.
Im vergangenen Jahr hatten sich bereits die USA mit Anti-Dumping-Zöllen gegen Solarzellen "made in China" gewehrt - jene Teile, die innerhalb eines Solarmoduls Sonnenlicht in Elektrizität umwandeln.
Drei der größten Solarproduzenten in China - Yingli, Canadian Solar und Trina Solar - teilten in einer gemeinsamen Erklärung mit, dass die EU am Freitag entscheiden werde, ob sie die vorläufigen Zölle verhängen werde. Die Europäische Kommission kann auch ohne Zustimmung der Mitgliedstaaten Zölle verhängen.
Ein Sprecher der Kommission betonte am Donnerstag, dass es bisher noch keine offiziellen Verhandlungen mit den chinesischen Produzenten gegeben habe. Diese könnten nach EU-Recht erst dann beginnen, wenn die Ergebnisse der Anti-Dumping-Untersuchung öffentlich gemacht sind. Dazu hat die Kommission nach Angaben des Sprechers bis zum 5. Juni Zeit.
Zeitgleich hat die Kommission ein weiteres Ermittlungsverfahren angestoßen, bei dem die EU-Kommission prüft, ob Solarmodul-Hersteller in China unfaire Subventionen erhalten haben. In einer ähnlichen Untersuchung überprüft die EU schon seit April Produzenten von Solarglas in China.
Wie Konzernstratege Wang mitteilte, steige die Nachfrage aus Europa zwar weiter. Insgesamt sei sie aber für Yinglis Gesamterlöse nicht mehr so stark von Bedeutung, weil die Nachfrage aus den USA, China und Japan zunehme. Yingli geht davon aus, dass Europa in diesem Jahr nur noch 40 Prozent zum Gesamtumsatz des Unternehmens beitragen wird. Im Jahr 2012 waren es noch 60 Prozent.
-Mitarbeit: Liyan Qi und Cassandra Sweet
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