Chartanalyse: DAX - Alle erwarten den Crash
Das sieht im Moment richtig mies aus für den DAX. Doch da die Mehrheit der Börsianer einen weiteren Kursverfall befürchtet, sollte sich das Blatt schnell wenden.
Analyse-Datum: Dienstag, 2. August 2011
Diagnose: Während es beim DAX gestern gegen 17:30 Uhr zu panikartigen Verkäufen kam, die den Index unter seine 200-Tage-Linie und die massive Schlüsselunterstützung (zwischen rund 7090 und 6996 Zählern) stürzen ließ, verloren die US-Indizes nur recht wenig. Beim Dow Jones waren es gerade mal 0,09 Prozent, beim S&P 500 steht ein Minus von 0,43 Prozent zu Buche.
Auch am heutigen Dienstag ist die Nervosität am Markt noch immer deutlich zu spüren. Der DAX hat es sich momentan im Bereich über einer leichten Unterstützung bei 6830 Punkten gemütlich gemacht. Die Tagesschwankung ist relativ "gering" im Vergleich zu den vergangenen Tagen.
Unterm Strich hat sich das Chartbild damit eindeutig auf die bearishe Seite geschlagen. Eklatant ist das Unterschreiten des letzten Bewegungstiefs vom 12. Juli – kein gutes Zeichen. Auf der Positiv-Seite ist jedoch anzuführen, dass die kurzfristigen Trading-Indikatoren vor einem Kaufsignal stehen. Zudem kann nach einem solchen drastischen Verlust zunächst eine technisch bedingte Erholung antizipiert werden. Was das deutsche Aktienbarometer daraus macht, bleibt abzuwarten.
Wie oben bereits angedeutet, bietet sich beim S&P 500 ein weniger verpfuschtes Bild. Zwar notiert der Index bereits den zweiten Tag infolge unter seinem Support bei 1300 Zählern, doch noch immer über der 200-Tage-Linie bei 1285 Punkten. Mit einem frischen Kaufsignal bei den kurzfristigen Indikatoren steigt die Chance auf einen klassischen Fehlausbruch.
S&P 500: 6-Monats-Chart
(Zum Vergrößern bitte Chart anklicken)
Hält also die Kombination aus 200-Tage-Linie und der Haltezone bei zirka 1280 Punkten, kann perspektivisch wieder nach oben geschaut werden. Dann ist zumindest das Juli-Hoch bei 1356 Zählern drin. Das Jahreshoch bei 1360/1370 Punkten bildet dann die Kür. Bei einem signifikanten Bruch des genannten Unterstützungsthemas würde der Bereich bei 1200 Zählern in den Fokus rücken. Das Kursziel der im Chart eingezeichneten Doppeltop-Formation liegt übrigens bei rund 1250 Punkten, einer weiteren Unterstützung von Mitte März. Nach dem Sommer sollte die Stimmung aufgrund der Fokussierung der Anleger auf die EU-Krise wieder kippen, so dass mit keinen neuen Bestmarken zu rechnen ist.
Dax: 6-Monats-Chart
(Zum Vergrößern bitte Chart anklicken)
Prognose: Ein letzter Hoffnungsschimmer gilt auch dem DAX, der nur mit einem schnellen und beherzten Sprung zurück über die Schlüsselunterstützung die vermeintliche Topbildung (seit Februar laufend) noch verhindern kann. Ein Scheitern birgt Abschlagpotenzial von zirka 600 Punkten und damit ein Wiedersehen mit der Region bei 6483, dem März-Tief.
Meine Erwartung: Start einer technisch bedingten Erholungsbewegung über die Hürden der 200-Tage-Linie (7090 Punkte), 7242 und 7442 Zähler, zwischenzeitliche Konsolidierung, bevor es weiter bis zum Juli-Hoch bei 7523 Punkten geht. Auch hier wäre das alte Jahreshoch bei 7600 Zählern die Zugabe. Mit dem Ausbruch darüber ergäbe sich weiteres Potenzial bis auf maximal 7800/7850 Punkte, was ich allerdings nicht mehr für realisierbar halte. Ein Anstieg bis in die Region des Allzeithochs, 8151 Zähler aus 2007, ist ebenfalls in diesem Jahr eher utopisch. Gründe hierfür sind die Schuldendramen dies- und jenseits des Atlantiks, die Ähnlichkeit der Kursentwicklung in 2007 sowie die vermehrt stattfindenden Mammut-Börsengänge (LinkedIn, Glencore, Groupn, Twitter, Facebook...). In der Vergangenheit kam es nach solchen gewaltigen IPOs, (denn es wird noch ordentlich Kasse gemacht), mit zeitlicher Verzögerung zu Trendwenden am Aktienmarkt. Exemplarisch sei an das Blackrock-Börsenevent zu erinnern. Ende 2007 kam es danach an den Märkten zu einem rasanten Abwärtsschub.
von Karen Szola, Technische Analystin Euro am Sonntag
Ziel der Technischen Analyse ist es, aus Kursverläufen künftige Trends vorherzusagen. Die Technische Analystin Karen Szola untersucht an dieser Stelle interessante Aktien und Indizes auf charttechnische Signale und stellt ihre Prognose.