Netflix-CEO: Abonnentenzahlen gar kein relevanter Faktor im Streaming-Krieg
Im Wettbewerb um Abonnenten im Streamingsektor sieht Netflix-CEO Reed Hastings nicht die rohen Nutzerzahlen als ausschlaggebenden Maßstab. Denn viele Konsumenten besitzen laut Hastings nicht nur ein Abo. Woran sich Netflix messen lassen müsse.
Werte in diesem Artikel
• Netflix legt Unternehmensfokus auf langfristige Bindung der Abonnenten
• Abonnentenzahl spiegelt nicht den eigentlichen Erfolg eines Streamingdienstleisters wider
• Hastings sieht neue Chancen für Netflix dank der Konkurrenz
Abonnentenzahlen seien nicht aussagekräftig
Die Streamingplattform Netflix konnte bislang einen Firmenwert von 125 Milliarden US-Dollar erwirtschaften, mit einer weltweiten Abonnentenzahl von 164 Millionen Nutzern, dies ergab der im vergangenen Monat veröffentlichte Quartalsbericht des Unternehmens.
Doch für Reed Hastings, CEO des Streamingdienstes, stellen die Abonnentenzahlen keine akkurate Messgröße dar. Viel entscheidender sei die Dauer, die Nutzer auf der Plattform verbringen, äußerte Hastings in einem Interview bei der New York Times DealBook Konferenz. Im Wettbewerb mit anderen Streamingdiensten wie Disney+, HBO Max oder Apple TV+ "wird Zeit die eigentliche Konkurrenz darstellen," fuhr Hastings fort.
Denn Streamingdienste konkurrierten nicht ausschließlich untereinander, sie führten einen Wettbewerb gegen öffentliches Fernsehen, YouTube, Videospiele und sogar gegen den Schlaf der Konsumenten. Der CEO ergänzte, "deswegen wird Zeit der reale Messwert - wie verbringen Konsumenten ihren Abend? Welche Dienstleister werden sie zur Unterhaltung nutzen?"
Nutzer sollen ihre freie Zeit für Netflix aufbringen
Unterstützt wird Hastings Standpunkt zur Abonnentenzahl von dem Fakt, dass ein Großteil der Streamingdienste bereits Partnerschaften mit Telekommunikationsanbietern eingegangen sind, durch welche die Nutzerzahlen künstlich gepusht werden. So erhalten US-Kunden von Verizon ein Gratisjahr des in kürze erscheinenden Disney+, während HBO Max zukünftig für AT&T-Nutzer kostenlos zur Verfügung stehen soll. Und wer ein neues Apple-Gerät kauft, erhält zusätzlich ein Jahr Apple TV+.
Auch Netflix ist vor einiger Zeit eine Partnerschaft eingegangen, demnach erhalten T-Mobile-Kunden in den USA unlimitierten Zugang zur Netflix-Mediathek. Daher erwartet Hastings, dass Ratingagenturen künftig Daten bezüglich der Nutzungsdauer auf den jeweiligen Plattformen erheben werden, um den Erfolg eines Streamingdienstes akkurater ausdrücken zu können.
"Wenn du überlegst 'schalte ich Kabelfernsehen an, schaue ich YouTube, schaue ich Netflix?', wollen wir, dass du dich für Netflix entscheidest," verdeutlicht Hastings die Unternehmensambitionen. Intern misst Netflix bereits die Nutzeraktivitäten der Kunden: So sammelt das Unternehmen Daten, wie viele Abonnenten mindestens 70 Prozent einer Serie konsumieren, um die eigene Performance besser evaluieren zu können.
Netflix bestrebt von der Konkurrenz zu profitieren
Auch wenn nicht jeder Konsument gewillt sei mehrere Streaminganbieter zu abonnieren, werden einige Verbraucher dennoch mehrere Plattformen nutzen und dann sei es für die Unternehmen entscheidend, auf welchem Portal der Konsument die längste Zeit verbringe, so Hastings.
Daher sei es im Kampf um langfristige Abonnenten unabdinglich, die besten Eigenproduktionen auf den Markt zu bringen, gepaart mit einer zusätzlichen Auswahl von etablierten Sendungen und Filmen.
Dementsprechend kündigte der Netflix-CEO an, sich ein Disney+ Abo zuzulegen, ihm gefalle das angebotene Programm. Disney sei ein wunderbarer Konkurrent mit Verständnis für Kreativität. Zudem könne Netflix auch von Disney lernen und im Umkehrschluss profitieren, rundete Hastings das Interview ab.
Henry Ely / Redaktion finanzen.net
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