Wer in Macaus neuen Spielhöllen abkassiert
Die Kasinos der chinesischen Insel Macao hängen Las Vegas als Zockerparadies längst ab. Den Reibach aber machen dabei große Konzerne aus den USA.
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von Andreas Pilmes, €uro am Sonntag
Der Mann soll Kerry Packer heißen. 1997 erspielte er sich, so die Sage, im MGM Grand in Las Vegas 20 Millionen Dollar, den zu diesem Zeitpunkt höchsten Gewinn der Kasinogeschichte. Zwei Jahre später verlor er auf einen Schlag 28 Millionen. Packers Rekord wurde 2003 um fast das Doppelte überboten: Im Excalibur Casino ging ein junger Mann mit 39,7 Millionen Dollar nach Hause. Den Gewinn erhält er in Jahresraten von 1,5 Millionen, um den Schaden fürs Kasino erträglicher zu gestalten.
Ob diese Geschichten wahr sind? Das wissen wohl nur die Kasinobosse in Las Vegas selbst. Erfolgsstorys wie diese, ob echt oder erfunden, sind jedenfalls das Salz in der Suppe der Glücksspielindustrie. Der Traum vom großen Glück, vom einmaligen Treffer, der das Leben mit einem Schlag ändert – er ist zweifellos einer der ganz großen Menschheitsträume. Auch der eine oder andere Börsianer soll ihn ja noch immer träumen, aber das ist eine andere Geschichte.
Wenn es um Roulette, Blackjack oder Spielautomaten geht, scheint dieser Traum vor allem ein chinesischer zu sein. Das Mekka der Glücksspielindustrie heißt längst nicht mehr Las Vegas, sondern Macau. Die einstmals portugiesische Kolonie nahe Hongkong ist der einzige Ort in China, wo Glücksspiel erlaubt ist. Ende 2010 gab es dort 33 Kasinos mit 4.791 Spieltischen und 14.050 Spielautomaten. Und 24,9 Millionen Besucher, fast 15 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Von Januar bis April summierten sich die Umsätze mit Glücksspiel auf zehn Milliarden US-Dollar, so viel wie in Las Vegas im gesamten vergangenen Jahr.
Das Wachstum setzt sich fort: Im Mai sind die Umsätze laut staatlicher Statistikbehörde um 42 Prozent nach oben geschnellt. Ein Grund dafür war freilich die Eröffnung eines neuen Kasinos, des Galaxy Resort mit 450 Spieltischen, 2.200 Hotelzimmern, 50 Restaurants, einem Wellenbad und künstlichem Strand. Das sind übliche Macau-Dimensionen.Auch für den Staat ist der Spieltrieb der überwiegend chinesischen Zocker eine sprudelnde Einnahmequelle: 5,7 Milliarden US-Dollar an Steuern flossen 2010 in die Kasse. Den Grundstein für das Spielerparadies hatte Anfang der 60er-Jahre Stanley Ho gelegt, Spross einer einflussreichen Hongkonger Familie. Bis 2002 hielt seine börsennotierte Firma SJM das Glücksspielmonopol in Macau und betreibt noch immer 20 Kasinos.
Glücksspiel ist in China sozial anerkannt und gilt als berechtigtes Streben nach Reichtum. Erfahrungsgemäß gewinnt am Ende aber (fast) immer die Bank. Und das sind vor allem jene, die auch in Las Vegas die Big Player sind. Allen voran die Kasinomilliardäre Steve Wynn und Sheldon Adelson. Die beiden Amis waren unter den Ersten, die nach dem Fall des Monopols vor neun Jahren in Macau Kasinos bauten. 300 Millionen Dollar steckte Adelson in das 2004 eröffnete „Sands Macau“. Nach einem Jahr hatte sich die Investition bereits amortisiert. Adelson ist auch Herr des „Venetian Macau Resort-Hotel-Casino“, inzwischen so etwas wie das Symbol der Spielerstadt. Es ist das flächenmäßig drittgrößte Gebäude der Welt (nach dem Blumenauktionshaus in Aalsmeer und dem Pentagon in Washington). Allein der Kasinosaal misst 51.000 Quadratmeter, das entspricht sieben Fußballfeldern. 800 Spieltische und 3.400 Spielautomaten stehen hier. Im Außenbereich ist der Campanile vom Markusplatz in Venedig in Originalgröße nachgebaut – 98,6 Meter hoch und dennoch schmächtig wirkend vor der gigantischen Hotelfassade. Alles geht hier – nur Ausschlafen nicht. Den Zimmermädchen wird nachgesagt, dass sie dermaßen hartnäckig an die Türen klopfen, dass selbst der Gast mit dem größten Kater irgendwann nachgibt. Das Personal hat schließlich 3.000 Suiten zu reinigen.
Adelson, in Boston geborener Sohn eines litauischen Taxifahrers, war mal Nummer 12 auf der „Forbes“-Liste der Superreichen. Doch im Zuge der Finanzkrise mussten Kasinoaktien ordentlich Federn lassen. Freilich war auch das Comeback gewaltig, die Kurse haben sich seit ihren Tiefs 2009 vervielfacht. SJM etwa hat 2010 um 240 Prozent zugelegt, und MGM China ist einer der wenigen wirklich erfolgreichen Börsengänge dieses Jahres in Hongkong (beide Aktien werden hierzulande aber kaum gehandelt).
Bei den Papieren von Wynn Resorts und Las Vegas Sands sieht es schon besser aus. Und für Adelson reicht es immer noch für die Top 100 der Milliardäre. Seine Story ist die klassische Aufsteigergeschichte, nur dass er nicht als Tellerwäscher, sondern als Zeitungsausträger begann. Später machte der heute 77-Jährige sein Geld als Anlage- und Finanzberater. 1979 gründete er die Computermesse Comdex, die er 1995 für 850 Millionen Dollar an Japaner verkaufte – seit 2004 findet sie nicht mehr statt. 1988 kaufte er das „Sands Hotel and Casino“ in Las Vegas, acht Jahre später brachte er das Unternehmen an die Börse und gewann zum ersten Mal den Jackpot: Der Kurs legte gleich zum Debüt um 61 Prozent zu. Sein „Sands“ in Macau war das erste Resort im Vegas-Style.
Auf den typisch chinesischen Kitsch, der in den Sands-Häusern allgegenwärtig ist, verzichtet Konkurrent Steve Wynn weitgehend. Das „Wynn Macau“ ist mit rund 1.000 Suiten zwar deutlich kleiner als etwa das „Venetian“, aber durchwegs nobler. Es zählt zu den besten Hotels in ganz Asien. In seiner exorbitanten Shopping Mall können die Spieler ihren Gewinn gleich reinvestieren – hier gibt es alles, was teuer ist, von Bulgari bis Chanel. Sogar ein Ferrari-Händler bietet seine Edelkarossen feil.
Dem Hausherrn Steve Wynn wurde das Glücksspiel quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater betrieb an der US-Ostküste einige Bingo-Salons. Nach dessen Tod übernahm Wynn das Geschäft und war derart erfolgreich, dass er mit 25 Jahren eine kleine Beteiligung am „Frontier Hotel“ in Las Vegas erstehen konnte. Mit 31 kaufte er das heruntergekommene „Golden Nugget Casino“. Er erfüllte es mit neuem Leben und hatte enormen Erfolg. Später eröffnete er die legendären Casinos „Treasure Island“, „Belaggio“ und „Mirage“, bis im Jahr 2000 Wynns Glückssträhne riss.
Er hatte sich verspekuliert und musste das „Mirage“ an den Konkurrenten Kirk Kerkorian abgeben. Doch Wynn lernte daraus: „Ich fliege nicht mehr ohne Sicherheitsnetz“, bekannte er in einem Interview mit dem US-Magazin „Esquire“. Mit dem Erlös aus dem „Mirage“-Verkauf startete er denn auch schnell neu durch und eröffnete 2005 das „Wynn Las Vegas“, das mit 2,7 Milliarden Dollar Baukosten seinerzeit teuerste Hotel der Welt. Nur ein Jahr später folgte das „Wynn Macau“, das im vergangenen Jahr um einen zweiten Komplex erweitert wurde. Auf die Frage, was er eigentlich wirklich tue, meinte Kunstfreund Wynn einmal: „Im Kern bringe ich Leute dazu, mir zu vertrauen.“ Damit sie ihr Geld an seinen Tischen verspielen.
Investor-Info
Wynn Resorts
Solide Kasinoaktie
Wynn Resorts macht inzwischen über 60 Prozent des Umsatzes in Macau. 2010 stiegen die Erlöse in dem Zockerparadies um fast 60 Prozent. Der Konzerngewinn soll dieses Jahr von 1,80 auf 4,50 Dollar je Aktie steigen, für 2012 werden 5,20 Dollar erwartet. Das KGV ist hoch, das Wachstum aber auch. Die Aktie läuft: Seit Jahresbeginn hat sie um über 40 Prozent zugelegt, allein im Juli liegt das Plus bei elf Prozent. Eine der besten Aktien im Kasinobereich. Gutes Investment zur Beimischung.
Wynn Macau
Fokussiert auf das neue Mekka
Anleger, die direkt auf den Boom im Spielerparadies setzen wollen, können die Aktie von Wynn Macau kaufen. In der 70-prozentigen Tochter sind Teile des Macau-Geschäfts von Wynn Resorts gebündelt. Seit Börsengang im Oktober 2009 kletterte die Aktie um 130 Prozent, die Analystenkommentare sind durchweg positiv. Im ersten Quartal stieg der Gewinn um 66 Prozent auf 189 Millionen Dollar – dank super Geschäften mit Spielautomaten. Für die Deutsche Bank ein Topwert. Riskant!
Las Vegas Sands
Nur zweite Wahl
Las Vegas Sands ist der große Gegenspieler von Wynn Resorts mit ebenfalls starken Wachstumsraten in Macau. 2011 werden 8,9 Milliarden Dollar Umsatz erwartet, nächstes Jahr 10,8 Milliarden – fast doppelt so viel wie bei Wynn. Allerdings ist das prognostizierte Gewinnwachstum bis 2012 geringer. Seit Jahresbegin läuft zudem die Wynn-Resort-Aktie deutlich besser. Aus unserer Sicht ist die Las-Vegas-Sands-Aktie nur zweite Wahl.
Melco Crown
Jetzt auch mit Gewinnen
Zu den Top-Performern gehört die an der Nasdaq notierte Melco International aus Hongkong. Die Firma, die von 2006 bis 2010 den Umsatz von 36 Millionen auf 2,6 Milliarden Dollar steigerte, betreibt diverse Kasinos in Macau. Nach Anlaufverlusten aufgrund von Investitionen sollen dieses Jahr erstmals Gewinne geschrieben werden. Weiterhin starkes Wachstum wird erwartet. Interessante Aktie, aber mit Risiko. Nur limitiert ordern!
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Name | Hebel | KO | Emittent |
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Nachrichten zu Las Vegas Sands Corp.
Analysen zu Las Vegas Sands Corp.
Datum | Rating | Analyst | |
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18.04.2019 | Las Vegas Sands Market Perform | Telsey Advisory Group | |
26.07.2018 | Las Vegas Sands Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. | |
26.04.2018 | Las Vegas Sands Market Perform | Telsey Advisory Group | |
14.03.2018 | Las Vegas Sands Market Perform | Telsey Advisory Group | |
25.01.2018 | Las Vegas Sands Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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18.04.2019 | Las Vegas Sands Market Perform | Telsey Advisory Group | |
26.07.2018 | Las Vegas Sands Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. | |
26.04.2018 | Las Vegas Sands Market Perform | Telsey Advisory Group | |
14.03.2018 | Las Vegas Sands Market Perform | Telsey Advisory Group | |
25.01.2018 | Las Vegas Sands Buy | Stifel, Nicolaus & Co., Inc. |
Datum | Rating | Analyst | |
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19.10.2016 | Las Vegas Sands Hold | Deutsche Bank AG | |
08.07.2016 | Las Vegas Sands Neutral | UBS AG | |
17.03.2016 | Las Vegas Sands Hold | Standpoint Research | |
07.03.2016 | Las Vegas Sands Neutral | UBS AG | |
10.12.2014 | Las Vegas Sands Mkt Perform | FBR Capital |
Datum | Rating | Analyst | |
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25.05.2009 | Las Vegas Sands Teilgewinne realisieren | Hot Stocks Investor |
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