Bundestagswahl: Welche Koalition führt zum Börsen-Armageddon?
Am 24. September ist Bundestagswahl. Sichert sich Angela Merkel die nächste Amtszeit? (Wahrscheinlich). Und wenn ja, mit wem?
Wir haben mal geguckt: Welche Koalitionen sind möglich und welchen Einfluss könnten sie auf die Börsen haben?
Große Koalition (CDU/CSU und SPD)
Wahrscheinlichkeit: hoch
Weder die CDU noch die SPD wollen das wirklich, vor allem nicht die SPD. Zu lange waren sie Juniorpartner und haben dadurch Profil und Stimmen verloren. Aber natürlich würden es beide zur Not machen.
Bei einer Neuauflage werden die Börsen vermutlich nicht groß reagieren, sondern es wohlwollend zur Kenntnis nehmen. Bleibt ja fast alles beim Alten. Hauptsache, Merkel macht weiter, denn Börsen stehen sehr auf Kontinuität - und auf den Merkel-Euro-Fels in der Brandung. Profitieren könnte kurzfristig noch der Euro, die Krisenwährung Gold dürfte fallen.
Schwarz-gelb (CDU/CSU und FDP)
Wahrscheinlichkeit: relativ hoch
Die FDP hat sich mit dem neuen Chef Christian Lindner erstaunlich erholt. Da müssten natürlich noch ein paar Prozentpunkte dazu, aber nach seinen Krim-Äußerungen (man müsse die Region als "dauerhaftes Provisorium" akzeptieren) kriegt Lindner vielleicht noch russische Hacker auf seine Seite.
Sollten sich CDU/CSU und FDP wieder zusammenfinden, dürften sich die Märkte sogar noch mehr freuen, als bei einer GroKo: je konservativer, umso besser. Vor allem die Aktien der Banken (Deutsche Bank, Commerzbank) und großen Konzerne dürften steigen, außerdem exportorientierte Unternehmen wie Bayer, BMW, Siemens, Fresenius, Linde, Hochtief...
Schwarz-Grün (CDU/CSU und Die Grünen)
Wahrscheinlichkeit: gar nicht schlecht
Diese Variante hatten wir auf Bundesebene noch nicht - und da muss man sich auf beiden Seiten schon extrem entgegenkommen. Für die Börsen wäre es ebenfalls schwierig. Einerseits bliebe Merkel Kanzlerin, andererseits käme mit den Grünen eine unbekannte Größe dazu.
Darunter könnten Auto-Aktien (BMW, VW, Daimler) leiden, weil die Grünen gegen Verbrennungsmotoren vorgehen wollen - und selbst Merkel angesichts des Diesel-Gates das Wort Dieselverbot in den Mund genommen hat. Auch Banken (Commerzbank, Deutsche) dürften sich unsicherer fühlen, da die Grünen mehr Regulierung wollen. Fraglich ist auch, inwieweit die Grünen ihre Kohle-Abschaltpläne durchsetzen, von daher könnten Energiewerte wie E.ON oder RWE ebenfalls unter Druck geraten.
Jamaika (CDU/CSU, Die Grünen, FDP)
Wahrscheinlichkeit: gering
Bisher gibt es Jamaika nur in Schleswig-Holstein und viele Grüne wollen Bundes-Jamaika mit allen Mitteln verhindern. Sollte es Jamaika werden, werden erst die Koalitionsverhandlungen klären, in welchen Bereichen sich konservativ (schwarz-gelb) oder links (grün) durchsetzt.
Rechnet mal mit langen Koalitionsverhandlungen. Das bedeutet aber auch Unsicherheit, auf die die Börsen nicht so stehen. Aber zumindest bleibt Merkel, vermutlich werden die Börsen also eher abwarten.
Ampel (SPD, FDP, Die Grünen)
Wahrscheinlichkeit: gering
Eine Ampel, das bedeutet einen Kanzler Martin Schulz und das Ende der Merkel-Ära. Und das würde den Börsen so gar nicht schmecken. Entscheidend ist, welcher Partner sich wo durchsetzt. Grüne für mehr (Lohn)gerechtigkeit, mehr Umweltauflagen, mehr Finanzregulierung - oder die FDP für mehr Wirtschaftsfreundlichkeit und weniger Regulierung.
Spannend: die Autoaktien. Die SPD will gerne eine E-Auto-Quote, die Grünen wollen Verbrennungsmotoren verbieten (blöd für BMW, Daimler, VW) und Kohlekraftwerke abschalten (blöd für RWE und E.ON). Die Börsen dürften nach dem ersten Merkel-Verlustschock erst mal gucken, wer sich wo durchsetzt. Aber das wäre eine lange Wartephase, die durchaus volatil werden könnte.
Rot-Rot-Grün (SPD, Die Linke, Die Grünen)
Wahrscheinlichkeit: sehr unwahrscheinlich
Börsen-Armageddon. Merkel weg, die Linken an der Macht, Mindestlöhne steigen, es würde mehr reguliert und besteuert. Aktien würden fallen, der Euro auch, Gold und sichere Häfen dagegen steigen. Besonders betroffen:
• Banken und Versicherungen, also Deutsche Bank, Commerzbank, Allianz…
• Rüstungswerte: ThyssenKrupp, Airbus
• Energie: Die Grüne wollen Kohlekraftwerke schnell abschalten, mit den Linken dabei dürften die Hemmungen dazu fallen. Nicht gut für RWE, E.ON
• Autos: Kommt das schnelle Aus der Verbrennungsmotoren, dann leiden BMW, Daimler, VW und Zulieferer wie Continental (und Tesla freut sich). Allerdings könnte die E-Auto-Quote langfristig den Kursen wieder helfen.
• Exportierende Unternehmen. Die Linkspartei ist gegen Freihandelsabkommen. Schlecht für Bayer, BMW, Siemens, Fresenius, Hochtief...
Es heißt ja, politische Börsen haben kurze Beine. Sprich: Abstürze oder Anstiege sind dann meistens kurzfristig (können aber - siehe Trump - sehr krass sein). Wenn aber ein grundsätzlicher Richtungswechsel bei einer Wahl stattfindet, wirkt sich das auch nachhaltig auf Unternehmen aus - und damit auch auf die Aktien.
PS: Falls hier jemand die AfD vermisst hat: Da keiner der anderen Parteien mit ihnen "gehen" will, gibt es dafür auch kein Koalitions-Szenario.
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