Hier stimmt was nicht! Gigaset mit deutscher Wertarbeit?

von Jörg Lang, Euro am Sonntag

Insofern könnte die Überraschung groß sein, wenn Gigaset ihre neuen Produkte vorstellt. Die ehemalige Tochter von Siemens, die vor allem durch ihre Schnurlostelefone bekannt ist, hat sich zu einem Anbieter von Lösungen rund um das vernetzte Haus entwickelt.

Nun will das Unternehmen eine Palette brandneuer Smartphones vorstellen. Zumindest ein Aha-Effekt, vielleicht sogar von der Börse, dürfte der Gesellschaft gewiss sein. Dabei hat der Name Gigaset auf dem Parkett keinen guten Ruf. Das Unternehmen war einer der letzten Investitionen von Arques Industries. Einer Fastpleite folgte eine lange Durststrecke, bei der vor allem die Arques-Altlasten abgearbeitet wurden.

In ruhigeres Fahrwasser kam Gigaset erst, als Investor Pan Sutong aus Hongkong einstieg. Er hat Millionen zur Verfügung gestellt und kontrolliert 76,6 Prozent der Aktien.

Das neue Smartphonegeschäft wird über Gigaset Mobile mit Sitz in Singapur laufen. An diesem Joint Venture ist Gigaset mit 15 Prozent beteiligt. Den Rest hält Sutongs Firma Goldin, zu der auch der Elektronikproduzent Matsunichi zählt. Die Vorteile für Gigaset: Kostenerstattung beim Smartphonegeschäft, Gewinnbeteiligung, Provisionserlöse und letztlich einen Werbeeffekt für Marke und Produktpalette. Sicherlich ein spannendes Projekt, bei dem die AG selbst nur mit vergleichsweise geringen Investitionen von 18 Millionen Euro involviert ist.

Das heißt: Das Rückschlagsrisiko ist begrenzt. Dass man den Smartphone-Markt aus dem Nichts heraus aufrollen kann, hat Xiaomi gezeigt. Das 2010 gegründete chinesische Unternehmen ist heute Marktführer in China und einer der größten Anbieter weltweit. Investoren schätzen den Wert des nicht notierten Konzerns auf mehr als 40 Milliarden Euro. Da scheinen die 100 Millionen, die Gigaset auf die Börsenwaage bringt, ziemlich bescheiden. Gelingt der deutschen Traditionsmarke mit Unterstützung aus Hongkong der Durchbruch, dürfte das Gewicht auf der Börsenwaage deutlich zulegen.