Fluggesellschaften und das Coronavirus: Lufthansa & Co. sehen noch kein Ende der Coronavirus-Krise
Die schnelle Ausbreitung des neuen Coronavirus hat für Europas Fluggesellschaften unabsehbare Folgen.
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Mehrere Airline-Chefs berichteten bei einem Branchentreffen am Dienstag in Brüssel von einem starken Rückgang der Buchungszahlen. "Es ist klar, dass wir noch nicht die vollen Auswirkungen von Covid-19 erkennen können", sagte Air-France-KLM-Chef Benjamin Smith, der auch dem Verband Airlines for Europe (A4E) vorsitzt.
Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte, die Situation sei "sehr dynamisch". Derzeit blieben wegen der Viruskrise rechnerisch 23 von 200 Langstreckenmaschinen am Boden. "Die Aussichten hängen sehr von der Entwicklung in Europa in den nächsten Tagen ab", sagte Spohr der Deutschen Presse-Agentur. Erst in zwei Wochen werde man Genaueres sagen können. Derzeit rechnet der Konzern damit, sein Angebot auf Kurz- und Mittelstrecken in den nächsten Wochen um 25 Prozent zurückzufahren. Italien sei es mehr als ein Drittel. Lufthansa hat bereits ein Sparprogramm wegen des Coronavirus angekündigt.
Ryanair-Chef Michael O'Leary erwartet nach eigenen Worten eine sehr schwache Nachfrage "in den nächsten zwei, drei Wochen". Wenn sich die Infektionswelle dann nicht verstärke, würden die Menschen irgendwann genug von den Warnungen haben: Im Juni und Juli "wird das Paniklevel sinken", lautete O'Learys Prognose. Der Noch-Chef der International Airlines Group (IAG) mit British Airways und Iberia, Willie Walsh, sprach von einem "erheblichen Nachfrage-Rückgang in Asien". Es sei "zu früh, um zu sagen, wohin dies führen wird".
Die "außergewöhnlichen Umstände" der Coronavirus-Lage zeigten außerdem, dass die Politik Europas Fluggastrechte rasch ändern müsse, sagte A4E-Geschäftsführer Thomas Reynaert. Auch mit den angestrebten EU-Regeln für die Entschädigung bei Flugverspätungen und -ausfällen blieben die Fluggesellschaften angespornt, ihre Passagiere so schnell wie möglich ans Ziel zu bringen.
Der Verband und die Airline-Chefs forderten die Politik zudem auf, der Branche bei der Umstellung auf einen umweltfreundlicheren Betrieb zu helfen. "Es ist ein Skandal, dass wir im europäischen Luftraum fliegen wie vor 40 Jahren", sagte Walsh. "Wir dürfen unsere Maschinen nicht so effizient wie möglich fliegen." Wenn der Luftraum besser genutzt würde, ließen sich in Europa 25 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen, erklärte Walsh.
Lufthansa-Chef Spohr sagte, die Bundesregierung habe ihm zugesagt, die effizientere Kontrolle des europäischen Luftraums zu einer Priorität der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr zu machen. Europa müsse zudem mehr in die Produktion erneuerbarer Kraftstoffe investieren. Diese seien noch sehr rar und vier bis fünf Mal teurer als fossile Treibstoffe, sagte Spohr. Einnahmen aus Flugverkehrssteuern sollten auf diesem Gebiet investiert werden.
BRÜSSEL (dpa-AFX)
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