Die Cannabis-Aktienblase ist geplatzt - Was ist schiefgelaufen?
Sie wurden als neue Anlegerlieblinge gehandelt: Aktien von Hanfproduzenten. Unter Investoren entflammte förmlich Euphorie und so stürzte man sich auf die Papiere der vielversprechenden Konzerne. Doch die Ernüchterung folgte bald und sorgt nun für lange Gesichter.
Werte in diesem Artikel
• Optimismus für Cannabismarkt verblasst
• Jüngste Bilanzen enttäuschten
• Aktien mit massiven Verlusten
Vor rund zwei Jahren rollte der Marihuana-Trend allmählich los, bis die Aktien von Cannabis-Produzenten in einem Boom nach vorne preschten - unter anderem angeschoben von euphorischen Anlegern, die sich eine baldige, US-weite Legalisierung erhofften. Und auch Experten waren sich sicher: Hier steckt großes Potenzial drin. Befürworter dürften jedoch die jüngsten Entwicklungen am Hanfmarkt mit einem weinenden Auge verfolgt haben. Denn von dem einstigen Boom ist nichts mehr zu sehen - die Cannabis-Blase ist ganz offensichtlich geplatzt.
Hanf-Hype ist verdampft - Meinungen gespalten
Schon vor einem Jahr durchschaute Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets den heißgelaufenen Hype und meinte: "Die Frage ist nun, wie sich die Unternehmen in dieser Branche etablieren", zitierte ihn Reuters. Dennoch war man sich sicher, dass der Cannabis- ein Wachstumsmarkt sei und sich einige große Konzerne durchsetzen würden. Während einige trotz zahlreicher Schwierigkeiten weiterhin auf ein energisches Voranschreiten des Cannabismarktes setzen, sind andere skeptischer - teilweise wird sogar angezweifelt, ob eine Legalisierung so vorteilhaft für die börsennotierten Unternehmen wäre. Cowen-Analystin Vivien Azer hält an der positiven Stimmung fest und erhöhte ihren Verkaufsausblick für die USA um fünf Milliarden auf 85 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2030, berichtet Bloomberg.
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Millionenverluste bei Pottkonzernen
Mit den jüngsten Quartalszahlen wurde jedoch erneut bemerkbar, dass der Cannabismarkt deutlich ins Schwanken geraten ist und die börsennotierten Konzerne vermehrt unter Druck geraten. So blieb etwa der weltweit größte Hanfkonzern Canopy Growth hinter den Erwartungen zurück: Der Verlust hat sich auf 374,6 Millionen Kanadische Dollar ausgeweitet - eine Zahl, die bereits von einem Wall Street-Analysten als "bestürzend" betitelt wurde. Doch der Kanadische Hanfriese steht nicht alleine da. Ähnlich erging es dem Konkurrenten Aurora Cannabis. Zu Buche stand hier für das vergangene Quartal ein Verlust von 39,7 Millionen Kanadische Dollar. Ebenso vermeldete HEXO rote Zahlen: 43,7 Millionen Kanadische Dollar gingen dem Kanadischen Pott-Konzern flöten. Die Bilanz von Tilray erfreute Anleger genauso wenig, denn das Cannabisunternehmen verlor im vergangenen Jahresviertel 49 Millionen Kanadische Dollar. Auch ein US-amerikanischer Marihuanakonzern - MedMen - gerät derzeit in schwieriges Fahrwasser und musste 20 Prozent der Belegschaft entlassen, nachdem ein Nettoverlust von 24,2 Millionen US-Dollar vermeldet wurden. "Das letzte Industriekapitel wurde durch ein Wachstum um jeden Preis definiert," zitiert Bloomberg CEO Adam Bierman. Dass man diesen Abschnitt nun verlasse, sei "hart und schnell" zu spüren.
Cannabis-Aktien auf der Abschussliste
Infolge der ernüchternden Bilanzen gerieten auch die Aktien der Konzerne jüngst ins Wanken. Auf Jahressicht sieht es für die Kurse nicht gerade glänzend aus. Die Canopy Growth-Aktie büßte seit Jahresbeginn an der NYSE rund 47 Prozent ein. Zwischen dem letzten Schlusskurs vom 18. November bei 14,22 US-Dollar und dem 52-Wochenhoch am 1. Mai bei 52,72 US-Dollar liegen Dimensionen. Im selben Zeitraum verbuchte die Aurora Cannabis-Aktie ein Kursminus von 54 Prozent. Analysten stürzten sich schwarzmalerisch auf den Konzern und zeigten sich von dessen Aussage, mit Werkbaustopps "entsprechend der globalen Nachfrage verantwortungsvoll zu expandieren", schockiert.
Doch noch drastischer sieht es beim Anteilsschein von Tilray aus: In diesem Jahr verlor das Papier an der Nasdaq bereits fast 72 Prozent auf zuletzt 19,91 US-Dollar. Die bereits laufende Abwärtsbewegung der Cannabisaktien wurde weiter angetreten - die Blase ist geplatzt.
Marihuana-Legalisierung lässt auf sich warten
Kanada und Kalifornien waren in Sachen Marihuana-Legalisierung ganz vorne mit dabei. Die Cannabisindustrie rechnete in ihrem Aufschwung damit, dass auch Staaten wie New York und New Jersey alsbald folgen würden. Zusätzlich wurde in Kanada ersten Einzelhändlern gestattet, Geschäfte zu eröffnen und hanfhaltige Produkte zu verkaufen. Doch die Legalisierungsbemühung in anderen US-Staaten und international stocken seit geraumer Zeit. Das schreckt zahlreiche Anleger offenbar ab. Denn das Potenzial bleibt begrenzt, wenn Cannabis noch länger an den meisten Orten der Welt als illegale Droge gehandelt wird. Teilweise kursieren Befürchtungen, einige Unternehmen könnten Konkurs gehen und die Investitionen sich in Luft auflösen.
Aktienkäufer würden sich erst wieder begeistern lassen, wenn sich zumindest die US-Gesetzgebung wandeln und eine Lockerung vornehmen würde, meinte Justin Ort, leitender Investmentbeauftragter des Measure 8 Full Spectrum Fonds gegenüber Bloomberg. Er sieht dagegen in den derzeit billigen Cannabisaktien eine Einstiegschance, kann die Skepsis aber verstehen. "Es gibt unglaubliches Wertpotenzial in diesem Bereich", meinte Ort. Nur seien Börsianer gegenwärtig nicht bereit, es einzusehen, zitiert ihn Bloomberg.
Redaktion finanzen.net
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Bildquellen: MarcelClemens / Shutterstock.com, Lifestyle discover / Shutterstock.com
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